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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Krawatte. Nervös schob er sich seine langen schwarzen Haare immer wieder hinter die Ohren, als würden sie ihn stören. »Hab mein Feuerzeug zu Hause vergessen«, fuhr er fort. Seine Stimme klang tief und voll.
    »Nichtraucher, tut mir leid«, erwiderte Will und rückte ein Stück von ihm ab. Das Lächeln des Mannes hatte etwas Künstliches und Verschlagenes, was Wills Alarmglocken schrillen ließ.
    »Geht’s euch Jungs gut? Ihr seht echt erledigt aus. Ich weiß da ein Plätzchen, wo ihr euch aufwärmen könnt. Ist gar nicht weit von hier«, sagte der Mann schmeichlerisch. »Ihr dürft auch euren Hund mitnehmen.« Er streckte Cal eine Hand entgegen, und Will sah, dass seine Finger nikotingelb waren und tiefschwarze Ränder unter den Nägeln hatten.
    »Ja, wirklich?«, fragte Cal und erwiderte das Lächeln des Mannes.
    »Nein danke … sehr freundlich von Ihnen, aber …«, unterbrach Will und warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu. Doch es gelang ihm nicht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Mann ging einen Schritt vor und wandte sich Cal zu, wobei er Will vollkommen ignorierte, so als existierte er überhaupt nicht.
    »Und wie wär’s mit einer warmen Mahlzeit?«, fragte er einladend.
    Cal wollte gerade antworten, als Will sich einmischte.
    »Wir müssen los, unsere Eltern warten gleich um die Ecke. Komm schon, Cal«, sagte er, mit einem drängenden Unterton in der Stimme. Verblüfft schaute Cal schaute seinen Bruder an, der die Stirn runzelte und den Kopf schüttelte. Als Cal begriff, dass irgendetwas nicht stimmte, setzte er sich rasch in Bewegung und lief neben Will her.
    »Zu schade. Vielleicht nächstes Mal?«, sagte der Mann, den Blick noch immer auf Cal geheftet. Er machte keine Anstalten, ihnen zu folgen, holte stattdessen ein Feuerzeug aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. »Wir sehn uns!«, rief er ihnen hinterher.
    »Dreh dich nicht um«, stieß Will zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und zog Cal rasch mit sich. »Wag es ja nicht, dich umzudrehen.«
     
    Eine Stunde später erreichten sie Highfield. Will mied die High Street, um niemandem zu begegnen, der ihn erkennen könnte, und nahm den Weg durch mehrere Seitenstraßen, bis sie schließlich in die Broadlands Avenue einbogen.
    Da stand es. Das Haus. Vollkommen dunkel und mit einem Maklerschild im Vorgarten. Will führte Cal an der Seite vorbei, um den Carport herum und in den Garten auf der Rückseite des Hauses. Dort drehte er einen Mauerstein um, unter dem immer der Ersatzschlüssel versteckt gewesen war, und sandte ein stummes Dankesgebet gen Himmel, als dieser tatsächlich noch dort lag. Er schloss die Tür auf, und sie traten vorsichtig in den dunklen Hausflur.
    »Kolonisten!«, flüsterte Cal sofort, wich zurück und prüfte schnuppernd die Luft. »Sie waren hier … und vor nicht allzu langer Zeit.«
    »Herrgott noch mal.« Für Will roch es nur ein wenig muffig und unbewohnt, aber er hatte keine Lust, mit seinem Bruder zu diskutieren. Da er die Nachbarn nicht alarmieren wollte, ließ er das Licht ausgeschaltet und überprüfte stattdessen jeden Raum mithilfe der Leuchtkugel, während Cal, dessen Sinne sich förmlich überschlugen, im Flur wartete.
    »Hier ist nichts … keine einzige Menschenseele. Zufrieden?«, sagte Will, als er die Treppe wieder herunterkam. Mit besorgter Miene wagte Cal sich weiter ins Haus, Bartleby im Schlepptau. Will schloss die Tür und verriegelte sie sorgfältig, dann führte er die beiden ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Vorhänge fest verschlossen waren. Anschließend ging er in die Küche.
    Der Kühlschrank war vollkommen leer, bis auf einen Becher Margarine und eine verschrumpelte Tomate. Einen Moment lang starrte Will verständnislos auf die leeren Fächer. So etwas hatte er noch nicht erlebt, und es bewies nur, wie weit es mit der Familie schon gekommen war. Seufzend schloss er die Kühlschranktür und entdeckte dabei ein schmales, liniertes Notizblatt, das mit Tesafilm daran befestigt war. Das Papier trug Rebeccas ordentliche Handschrift – es war eine ihrer Einkaufslisten.
    Rebecca! Plötzlich kochte die Wut in ihm hoch. Der Gedanke, dass diese Betrügerin sich all die Jahre als seine Schwester ausgegeben hatte, machte ihn unglaublich zornig. Sie war schuld, dass sich alles verändert hatte. Jetzt konnte er nicht einmal mehr in Gedanken zu dem sorgenfreien und berechenbaren Leben zurückkehren, das er vor dem

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