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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Wir führen nur das Haustier der Nachbarn aus. «
    Der erste Polizist beugte sich neugierig vor, um Bartleby zu betrachten. Dann kniff er die Augen zu Schlitzen zusammen und verzog angewidert das Gesicht. »Der sieht gefährlich aus, Junge. Müsstest du ihn nicht an der Leine führen?«
    »Was ist das eigentlich für ein Tier?« , mischte sich der zweite fiktive Polizist ein.
    »Das ist …« , setzte Will an. Was sollte er sagen? Ah ja … »Das ist eine ganz seltene … eine sehr seltene Rasse, eine Kreuzung aus einem Hund und einer Katze, die man … die man Hatze nennt« , erklärte Will bereitwillig.
    »Oder ist das vielleicht doch ein Kund?« , meinte der zweite Polizist trocken; das Funkeln in seinen Augen verriet Will, dass er ihm kein Wort glaubte.
    »Was auch immer das für ein Vieh sein soll, es ist jedenfalls furchtbar hässlich« , warf sein Partner ein.
    »Pst! Sie beleidigen ihn. «
    Plötzlich erkannte Will, dass er mit diesen Gedankenspielen nur seine Zeit verschwendete. Tatsächlich würden die Polizisten einfach nach ihren Namen und ihrer Adresse fragen und ihre Angaben per Funk kurz überprüfen. Und wahrscheinlich würden die Beamten ihnen auf die Schliche kommen, selbst wenn Will versuchte, ihnen einen falschen Namen zu nennen. Und dann wären sie geliefert. Man würde sie mit auf die Wache nehmen und dort festhalten. Will fürchtete, dass man ihn wegen der Entführung seines Freundes Chester – oder wegen irgendetwas ähnlich Lächerlichem – bereits suchte und er sehr wahrscheinlich in einer Jugendstrafanstalt landen würde. Und Cal … Cal würde den Behörden ein echtes Rätsel aufgeben: Schließlich war er nirgendwo verzeichnet, er besaß in Übergrund keine Papiere, keinerlei Identität. Nein, sie mussten einfach zusehen, dass sie einen weiten Bogen um die Polizei machten – koste es, was es wolle.
    Verrückterweise verspürte Will, während er über die Zukunft nachdachte, tief in seinem Inneren aber auch den absurden Wunsch, dass die Polizei sie schnappte. Denn damit würde eine furchtbare Last von seinen Schultern genommen werden.
    Er warf einen Blick auf die eingeschüchterte Gestalt neben sich: Cal war ein Fremder, ein Außenseiter in dieser kalten und ungastlichen Welt, und Will hatte keine Ahnung, wie er ihn schützen sollte.
    Doch wenn er sich den Behörden stellte und sie zu Nachforschungen bewegen konnte – falls sie überhaupt einem Teenager glaubten, der von zu Hause ausgerissen war –, dann riskierte er damit vermutlich viele Menschenleben, auf jeden Fall aber das Leben seiner Familie. Wer konnte schon sagen, wie das Ganze endete? Er schauderte bei dem Gedanken an Die Entdeckung, wie Großmutter Macaulay es genannt hatte, und versuchte, sich vorzustellen, wie man sie nach ihrem langen Leben unter der Erde ans Tageslicht hinausführte. Das konnte er ihr nicht antun – er wollte nicht einmal darüber nachdenken. Diese Entscheidung war viel zu schwerwiegend, um sie einfach so zu treffen, und er fühlte sich schrecklich einsam und allein.
    Will zog seine feuchte Jacke fester um sich und schob Cal und Bartleby in die Unterführung am Ende der Brücke.
    »Hier riecht’s übel nach Pisse«, stellte sein Bruder fest. »Markieren alle Übergrundler ihr Revier?«, wandte er sich mit einem fragenden Blick an Will.
    »Äh … normalerweise nicht. Aber wir sind hier in London.«
    Als sie die Unterführung durchquert hatten und erneut auf dem Gehweg standen, beobachtete Cal verwirrt den dichten Verkehr um sie herum. An einer der Hauptstraßen angekommen, blieben sie an der Bordsteinkante stehen. Will packte seinen Bruder am Ärmel und den Kater am Nackenfell, wartete eine Lücke zwischen den Autos ab und zog sie mit sich auf eine Verkehrsinsel. Er konnte sehen, dass die Leute in den Wagen sie neugierig betrachteten, und ein Taxi verringerte seine Geschwindigkeit, bis der Wagen fast direkt neben ihnen anhielt. Der Fahrer sprach aufgeregt in ein Mobiltelefon, doch zu Wills Erleichterung raste er kurz darauf weiter. Rasch überquerten die Jungen die beiden anderen Straßenspuren, und nach ein paar Metern führte Will sie in eine schwach beleuchtete Seitenstraße. Cal stützte sich mit einer Hand gegen die Ziegelsteinmauer – er wirkte vollkommen orientierungslos, wie ein Blinder in einer ihm fremden Umgebung.
    »Verpestete Luft!«, stieß er heftig hervor.
    »Das sind nur Autoabgase«, erklärte Will, während er die dicke Kordel von der Leuchtkugel löste und daraus eine Leine für

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