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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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hinuntertaumeln, den Kater noch immer auf dem Rücken. Im nächsten Moment traf Bloggsy mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden auf und wand und krümmte sich wie verrückt, um sich gegen die wüste Attacke der perlweißen Eckzähne und scharfen Krallen zu wehren. Dabei kreischte und schrie er in den höchsten Tönen um Hilfe.
    »Halt«, stieß Will schwach hervor, »das reicht!«
    »Genug, Bartleby!«, rief Cal.
    Der Kater, der noch immer auf Bloggsy hockte, drehte den Kopf und sah zu Cal hinüber.
    »Verjag den hier!«, rief Cal einen weiteren Befehl und zeigte auf Speed, der die ganze Zeit drohend über Will gestanden hatte und seinen Augen nicht traute. Speed fiel die Kinnlade herunter und ein Ausdruck puren Entsetzens breitete sich auf seinem Gesicht aus. Durch die bizarre rosa Sonnenbrille fixierte Bartleby, dessen gestreifte Wollmütze inzwischen leicht verrutscht war, sein nächstes Ziel. Dann stürzte er fauchend in Richtung des erschrockenen Schulschlägers.
    »Oh Gott! Pfeif ihn zurück!«, quietschte Speed und rannte den Weg hinauf, als ginge es um sein Leben. Und damit lag er vollkommen richtig. Im Nu hatte der Kater ihn eingeholt. Wie ein Wirbelwind umkreiste Bartleby den Schläger; mal war er an seiner Seite, dann versperrte er ihm den Weg oder schlug von hinten zu: Seine Krallen fuhren durch die Schuluniform und schlitzten ihm die Haut an Schenkeln und Waden auf. Der völlig verängstigte Junge torkelte in einem spastischen Tanz über den Asphalt und versuchte verzweifelt zu fliehen.
    »Es tut mir leid, Will, es tut mir leid! Bitte, pfeif ihn zurück! Bitte!«, stammelte Speed, dessen Hose inzwischen vollkommen zerfetzt war.
    Cal warf Will einen Blick zu, steckte dann zwei Finger in den Mund und pfiff. Sofort hielt der Kater inne und ließ von Speed ab, der davonrannte wie der Blitz, ohne sich auch nur noch einmal umzusehen.
    Will schaute an Cal vorbei die Böschung hinunter, wo Bloggsy sich aufgerappelt hatte und ebenfalls Fersengeld gab.
    »Ich glaube, die sehen wir so schnell nicht wieder«, sagte Cal lachend.
    »Stimmt«, pflichtete Will ihm schwach bei und versuchte, auf die Beine zu kommen. Eine Fieberwelle nach der nächsten jagte durch seinen Körper, und er hatte das Gefühl, jeden Moment erneut das Bewusstsein zu verlieren. Am liebsten hätte er sich einfach auf den Boden gelegt und die Jacke weit geöffnet, um gleich an Ort und Stelle in der eisigen Kälte einzuschlafen. Nur mit Cals Unterstützung schaffte er die restlichen Meter bis zur U-Bahn-Station.
    »Ach, dann gehen also auch Übergrundler gerne unter die Erde«, sagte Cal und warf einen Blick auf den schmutzigen alten U-Bahnhof, der hochgradig renovierungsbedürftig war. Sofort veränderte sich seine gesamte Haltung; zum ersten Mal seit ihrer gelungenen Flucht ans Themse-Ufer schien er sich wirklich wohlzufühlen. Er wirkte erleichtert, dass er nun wieder von einem Tunnel statt von freiem Himmel umgeben war.
    »Nicht besonders gerne«, erwiderte Will matt und versuchte, den Fahrscheinautomat mit Kleingeld zu füttern, während Bartleby sabbernd über einem frisch ausgespuckten Kaugummi auf dem gekachelten Fußboden hing. Wills zitternde Finger fummelten mit den Münzen, dann hielt er inne und lehnte sich gegen den Automaten. »Ich schaff s nicht«, keuchte er. Cal nahm das Geld, und Will erklärte ihm, was er tun musste, um die Fahrscheine zu kaufen.
    Sie gingen hinunter auf den Bahnsteig und brauchten nur wenige Minuten zu warten, bis eine U-Bahn einfuhr. Nachdem sie in die Linie Richtung Süden gestiegen waren, schwiegen die beiden Jungen. Die Bahn fuhr los, und Cal spielte gedankenverloren mit seinem Fahrschein, während er die dicken Kabelstränge an den Tunnelwänden betrachtete, die immer schneller vorbeirasten. Auf dem Sitz neben ihm hockte Bartleby und leckte sich die Pfoten. Obwohl sich nur wenige Leute in dem Wagen aufhielten, war Cal sich durchaus der Tatsache bewusst, dass sie einige ziemlich neugierige Blicke auf sich zogen.
    Gegenüber von Cal und Bartleby lehnte Will gegen die Seitenwand des Wagens und genoss die Kühle der kalten Glasscheibe an seiner Schläfe. Zwischen den Haltestellen fiel er immer wieder in einen unruhigen Schlaf, aus dem er meist ruckartig erwachte. Während einer dieser Wachphasen sah er, dass zwei alte Damen die Plätze auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges eingenommen hatten. Bruchstücke ihrer Unterhaltung drangen in sein Bewusstsein und mischten sich mit den Bahnsteigansagen zu einem

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