Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
Finger wickeln.
    »… umgreift meine Hand wie mit Eisenbändern … aggressive, kleine …« , sagt Dr. Burrows und runzelt die Stirn.
    Dann brechen die Worte ab und es folgt Gelächter, aber sein Vater scheint vor Schmerz zu schreien, während er versucht, das Ding abzuschütteln. Doch die Blätter schneiden ihm in die Haut, tief in die Handfläche hinein, und winden sich über sein Handgelenk den Unterarm hinauf. Seine Haut wird immer stärker eingedrückt, bis sie aufplatzt. Blut spritzt über die Ranken, die sich in einem Schlangentanz umeinanderwinden und tiefer und tiefer in den Unterarm schneiden wie zwei vom Teufel besessene Käsedrähte. Will versucht, zu seinem Vater zu kommen, um ihm zu helfen bei seinem hoffnungslosen Kampf gegen diesen schrecklichen Angreifer, der nun seinen eigenen Arm gegen ihn richtet …
     
    »Nein, nicht … Dad … Dad!«
    »Ist schon gut, Will, ist ja gut«, hörte er die Stimme seines Bruders wie durch Watte.
    Der Lavastrom war verschwunden. Stattdessen sah er gedämpftes Licht und spürte eine beruhigende Kühle, als Cal ihm ein feuchtes Handtuch auf die Stirn presste. Ruckartig setzte Will sich auf.
    »Dad! Was ist mit Dad passiert?«, stieß er hervor und sah sich wild um, da er nicht wusste, wo er war.
    »Es ist alles in Ordnung, Will«, sagte Cal. »Du hast nur geträumt.«
    Erschöpft ließ Will sich wieder in die Kissen sinken; allmählich erkannte er, dass er in einem engen Zimmer lag.
    »Ich hab ihn gesehen. Alles war vollkommen klar und so real«, sagte Will mit zitternder Stimme, und plötzlich schossen ihm die Tränen in die Augen. »Es ging um Dad. Er steckte in Schwierigkeiten.«
    »Das war nur ein Albtraum«, erwiderte Cal sanft und wandte den Blick von seinem Bruder ab, der nun leise vor sich hin schluchzte.
    »Wir sind bei Tante Jean, oder?«, fragte Will und riss sich zusammen, als er die Blümchentapete erkannte.
    »Ja, und zwar schon seit fast drei Tagen.«
    »Was?« Will versuchte erneut, sich aufzusetzen. Doch die Anstrengung war zu groß, und er ließ ermattet den Kopf in die Kissen sinken. »Ich fühl mich so schwach.«
    »Mach dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung. Deine Tante ist echt klasse. Und Bartleby hat sie auch ins Herz geschlossen.«
     
    Im Laufe der nächsten Tage pflegte Cal seinen Bruder mit heißer Suppe, gebackenen Bohnen auf Toast und scheinbar endlosen Mengen von stark gezuckertem Tee wieder gesund. Tante Jeans Beitrag zu Wills Genesung bestand darin, dass sie am Fußende seines Betts saß und unaufhörlich von der »guten alten Zeit« schwatzte. Allerdings war Will so erschöpft, dass er meist einschlief, ehe sie ihn mit ihren Anekdoten von früher behelligen konnte.
    Als Will sich schließlich wieder kräftig genug fühlte, stand er vorsichtig auf und testete seine Beine, indem er langsam in dem kleinen Zimmer auf und ab ging. Während er mit ziemlicher Mühe durch den Raum humpelte, bemerkte er plötzlich etwas, das hinter einer Kiste mit alten Zeitschriften lag.
    Er bückte sich und hob die beiden Gegenstände hoch. Glasscherben fielen zu Boden. Will erkannte die beiden silbernen Bilderrahmen sofort wieder – sie hatten immer auf Rebeccas Nachttischchen gestanden. Er warf einen Blick auf die Fotografie seiner Eltern und dann auf das Foto, das ihn zeigte, und ließ sich schwer atmend auf das Bett sinken. Verzweiflung erfasste ihn. Er hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gerammt und würde es nun langsam umdrehen. Aber was konnte er auch schon von ihr erwarten? Rebecca war nicht seine Schwester – sie war es nie gewesen. Traurig blieb Will auf dem Bett hocken und starrte gedankenverloren an die Wand.
     
    Nach einer Weile stand er erneut auf und wankte durch den Flur in die Küche. In der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr, und der Mülleimer quoll über vor leeren Büchsen und aufgerissenen Verpackungen von Mikrowellenmenüs. Es war ein solches Schlachtfeld, dass Will die braun verschmorten Plastikaufsätze der Armaturen und die schwarz verbrannten Fliesen kaum wahrnahm. Er verzog das Gesicht und ging in den Flur zurück, wo er Tante Jean hörte. Der Klang ihrer heiseren Stimme war irgendwie beruhigend und erinnerte ihn an früher, wenn sie zu Weihnachten zu Besuch gekommen war und sie und Wills Mutter stundenlang gequatscht hatten.
    Will blieb vor der Tür des Wohnzimmers stehen und lauschte dem Geräusch von Tante Jeans klappernden Stricknadeln, während sie mit jemandem redete.
    »Dieser

Weitere Kostenlose Bücher