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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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in der Kolonie keine Verwendung. Du hast versucht zu fliehen, und das Tribunal missbilligt ein solches Verhalten aufs Schärfste. Du bist es nicht wert, hier Dienste zu leisten.« Erneut faltete er die Hände. »Du wirst verbannt.«
    Plötzlich spürte Chester das immense Gewicht der Millionen von Tonnen Erde und Gestein über ihm, als würde es direkt auf ihm lasten und jeden Funken Leben aus ihm herausquetschen. Benommen taumelte er zurück.
    »Aber ich habe doch gar nichts getan! Ich habe überhaupt kein Verbrechen begangen!«, stieß er entsetzt hervor und hob die Hände dem emotionslosen kleinen Mann flehentlich entgegen. Chester hatte das Gefühl, bei lebendigem Leib begraben zu werden. Nie wieder würde er sein Zuhause zu sehen bekommen oder den blauen Himmel oder seine Familie … nichts von dem, was er liebte und wonach er sich so sehr sehnte. Die Hoffnung, an die er sich seit seiner Gefangennahme geklammert hatte, schwand schlagartig dahin, wie Luft aus einem zerplatzten Ballon.
    Er war verloren.
    Dieser abscheuliche kleine Mann interessierte sich einen Dreck für ihn … Das konnte Chester in dem teilnahmslosen Gesicht des Styx und in seinen Furcht einflößenden Augen erkennen, diesen reptilartigen, unmenschlichen Augen. Und Chester wusste, dass es nicht den geringsten Zweck hatte, den Styx von seiner Unschuld überzeugen zu wollen oder um sein Leben anzuflehen. Diese Leute waren brutal und gnadenlos, und sie hatten ihn willkürlich zu einem schrecklichen Schicksal verurteilt. Einem noch tieferen Grab. » Aber warum?«, fragte Chester, während ihm die Tränen übers Gesicht strömten.
    »Weil so das Gesetz lautet«, erwiderte der alte Styx. »Weil ich hier oben sitze und weil du dort unten stehst.« Er lächelte ohne eine Spur von Wärme in seinen Augen.
    »Aber …«, widersprach Chester aufheulend.
    »Gerichtsdiener, bringen Sie den Gefangenen zurück in die Zelle«, sagte der alte Styx und schob die Unterlagen mit seinen arthritischen Fingern zusammen. Chester hörte, wie sich hinter ihm die Tür quietschend öffnete.

34
    Als eine Faust ihn mitten in den Rücken traf, taumelte Will nach vorne. Er wankte ein paar Schritte, prallte gegen das Geländer und drehte sich langsam um, um den Angreifer anzusehen.
    »Speed?«, fragte er, als er das finstere Gesicht des Schulschlägers erkannte.
    »Aus welchem Loch bist du denn gekrochen, Schneemann? Ich dachte, du wärst abgekratzt. Es hieß, du wärst tot oder so was.«
    Will gab keine Antwort. Er war tief in dem isolierenden Kokon der Krankheit versunken und hatte das Gefühl, als würde er die Welt durch eine dicke Milchglasscheibe betrachten. Er konnte einfach nur zitternd dastehen – zu mehr war er nicht in der Lage, während Speed sein hämisches Grinsen bis auf wenige Zentimeter an sein Gesicht heranschob. Aus den Augenwinkeln erkannte Will, dass Bloggsy sich ein paar Meter weiter vor Cal aufbaute.
    Die beiden Brüder waren gerade auf dem Weg zur U-Bahn gewesen und ein Kampf war das Letzte, was Will jetzt gebrauchen konnte.
    »Na, wo ist denn dein Kumpel, der Dicke?«, säuselte Speed, wobei sein Atem weiße Wolken in der kalten Luft hinterließ. »Jetzt stehst du aber dumm da, ohne deinen Aufpasser, was?«
    »He, Speed, sieh dir den hier mal an: Das ist ’ne Miniausgabe von unserem Schneemann!«, rief Bloggsy und schaute von Cal zu Will und wieder zurück. »Was hast du da in deiner Tasche, du Penner?«
    Will hatte darauf bestanden, dass Cal ihre schmutzige Kolonistenkleidung in einer von Dr. Burrows’ alten Reisetaschen mitnahm.
    »Jetzt wird abgerechnet«, rief Speed und rammte Will im gleichen Augenblick die Faust in den Magen. Nach Luft schnappend ging Will auf die Knie, stürzte vornüber und krümmte sich auf dem Boden zusammen, wobei er schützend die Arme vor den Kopf hielt.
    »Das ist ja fast zu einfach«, frohlockte Speed hämisch und trat Will mehrfach in den Rücken.
    In der Zwischenzeit stieß Bloggsy lächerlich jaulende Geräusche aus und kauerte in einer Pseudo-Kung-Fu-Haltung, während er mit zwei Fingern gegen Cals Sonnenbrille stach. »Bereite dich darauf vor, deinem Schöpfer gegenüberzutreten«, sagte er und holte weit zu einem Schlag aus.
    Doch dann ging alles so schnell, dass Will es gar nicht richtig verfolgen konnte: Wie ein violettbrauner Blitz zischte Bartleby durch die Luft und landete mitten zwischen Bloggsys Schultern. Der Aufprall schleuderte den Jungen von Cal weg und ließ ihn unkoordiniert die Böschung

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