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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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bis sie Dr. Burrows’ lange, nasale Atemzüge ausmachen konnte. Anschließend drehte sie den Kopf in Richtung von Wills Zimmer und horchte mit gespitzten Ohren, bis sie endlich den Rhythmus seiner schnelleren, flacheren Atmung wahrnahm.
    »So ist es recht«, flüsterte sie und warf triumphierend den Kopf in den Nacken. Alle anderen Familienmitglieder schliefen tief und fest. Sofort überkam sie ein Gefühl der Erleichterung. Jetzt war ihre Zeit gekommen, die Zeit, in der sie das Haus für sich hatte und machen konnte, was sie wollte. Eine Zeit der Ruhe, ehe die anderen erwachten und das Chaos von Neuem begann. Sie straffte die Schultern und trat lautlos durch Wills Tür, um einen Blick in dessen Zimmer zu werfen.
    Nichts bewegte sich. Wie ein Schatten huschte sie durch den Raum zu Wills Bett. Dort blieb sie stehen und beobachtete ihn eine Weile. Ihr Bruder lag auf dem Rücken, die Arme über dem Kopf ausgestreckt. Im schwachen Mondlicht, das durch die halb geschlossenen Vorhänge fiel, studierte sie sein Gesicht. Dann trat sie näher heran und beugte sich über ihn.
    Mein liebes Bruderherz – völlig sorgenfrei, dachte sie und beugte sich noch weiter über sein Bett; dabei bemerkte sie einen blassen Dreckspritzer unter seiner Nase.
    Ihre Augen suchten den schlafenden Jungen ab, bis ihr Blick auf seine Hände fiel. »Schlamm!« Seine Hände waren vollkommen verdreckt. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie vor dem Schlafengehen zu waschen, und musste sich im Schlaf zu allem Überfluss auch noch in der Nase gebohrt haben.
    »Dreckiges Schwein«, zischte sie leise. Dieses Geräusch reichte, um ihn in seinem Schlaf zu stören. Er streckte die Arme und dehnte die Finger. Dann stieß er ein leises, zufriedenes Grunzen aus, drehte sich ein wenig hin und her und schlief weiter.
    »Du bist so überflüssig wie ein Kropf«, flüsterte sie schließlich und wandte sich den schmutzigen Kleidungsstücken zu, die er achtlos auf den Boden geworfen hatte. Sie sammelte sie auf, verließ das Zimmer und ging zum Wäschekorb, der in einer Ecke des Flurs stand. Sorgfältig durchsuchte sie sämtliche Taschen der Kleidungsstücke und stieß dabei auf einen kleinen Papierfetzen in seiner Jeanstasche, den sie auseinanderfaltete, im schwachen Licht aber nicht lesen konnte. Wahrscheinlich sowieso nur Mist, dachte sie und steckte das Papier in die Tasche ihres Morgenmantels. Als sie die Hand wieder herauszog, verfing sich ein Fingernagel in dem gesteppten Stoff. Nachdenklich biss sie die raue Kante des Nagels ab und schlenderte zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Nachdem sie die Tür vorsichtig aufgedrückt hatte, achtete sie sorgfältig darauf, nur die Flächen zu betreten, wo die Holzdielen unter dem alten, abgenutzten Teppichboden nicht knarrten.
    So wie sie Will beobachtet hatte, beobachtete sie nun auch ihre Eltern – als versuchte sie, deren Gedanken zu durchdringen. Nach ein paar Minuten hatte Rebecca jedoch genug gesehen; sie nahm Mrs Burrows leere Tasse vom Nachttisch und roch prüfend daran. Wieder mal ihr Schlaftrunk Horlicks, mit einem Hauch von Brandy. Mit der Tasse in der Hand schlich Rebecca aus dem Zimmer und ging hinunter in die Küche, wobei sie mühelos ihren Weg durch die Dunkelheit fand. Sie stellte die Tasse in die Spüle, drehte sich um und kehrte in den Flur zurück. Hier hielt sie erneut inne, legte den Kopf leicht auf die Seite und lauschte mit geschlossenen Augen.
    So ruhig … und friedlich, dachte sie. So sollte es immer sein. Wie in Trance blieb sie eine Weile reglos stehen, dann atmete sie durch die Nase tief ein, hielt die Luft ein paar Sekunden an und stieß sie durch den Mund wieder aus.
    Aus dem oberen Geschoss drang ein unterdrücktes Husten zu ihr herunter. Rebecca schaute verärgert in Richtung der Treppe. Ihr Moment der Stille war zerstört, ihre Gedanken unterbrochen.
    »Ich hab das alles so satt«, sagte sie bitter.
    Sie trottete zur Haustür, entriegelte die Sicherheitskette und ging dann ins Wohnzimmer. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, sodass Rebecca ungehindert in den Garten schauen konnte, der im silbrigen Mondlicht lag. Den Blick fest auf die stille Szenerie geheftet, ließ sie sich langsam in Mrs Burrows’ Sessel sinken. Dann lehnte sie sich zurück und beobachtete den Garten und die Hecke, die ihn vom Gemeindeland trennte. Und so blieb sie sitzen, wohlig in der Einsamkeit der Nacht und umgeben von schokoladiger Dunkelheit, bis in die frühen Morgenstunden. Sie saß einfach nur da und

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