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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Unsicher tastete er sich voran; er befürchtete, dass der Mann ihm möglicherweise in einem versteckten Eingang auflauerte. Als sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er mehrere durchgeweichte Pappkartons und ein paar größtenteils zerbrochene Milchflaschen, die über das Kopfsteinpflaster der Gasse verstreut lagen.
    Er war erleichtert, als er endlich den unüberdachten Teil erreichte, und blieb einen Moment stehen, um sich umzusehen. Die Gasse wurde von den Gartenmauern der Häuser links und rechts eingefasst und am hinteren Ende von der Mauer einer dreigeschossigen Werkshalle abgeschlossen. Das alte Fabrikgebäude besaß nur im obersten Stockwerk Fenster. Unmöglich konnte der Mann dorthin geflüchtet sein.
    Aber wohin, zum Teufel, war er dann verschwunden?, fragte sich Dr. Burrows, während er sich umdrehte und durch die Gasse zur Straße zurückblickte, wo ein Wagen vorbeibrauste. Die Gartenmauer zu seiner Rechten war mit einem hohen Spaliergitter versehen, über das der Mann bestimmt nicht hatte klettern können. Da die andere Mauer kein derartiges Hindernis besaß, warf Dr. Burrows einen Blick darüber.
    Hinter der Mauer lag ein Garten, verwahrlost und karg, mit ein paar verwelkten Sträuchern und einer matschigen Fläche, wo sich einst der Rasen befunden haben musste. Dieser Bereich war mit ausgebleichten Plastikschalen übersät, die schmutzig grünes Wasser enthielten.
    Dr. Burrows schaute ratlos auf dieses private Ödland und wollte die ganze Sache schon vergessen, als er sich plötzlich eines Besseren besann. Er warf seine Aktentasche über die Mauer und kletterte unbeholfen hinterher. Der Abstand von der Mauerkrone zum Boden war höher, als er erwartet hatte, und er landete ziemlich unglücklich mit dem Hintern im Schlamm. Er versuchte aufzustehen, aber seine Schuhe rutschten weg, und er plumpste erneut rückwärts zu Boden, wobei er mit einer Hand eine der Plastikschalen umkippte, deren Inhalt ihm daraufhin über Arm und Schulter spritzte. Dr. Burrows fluchte innerlich, während er sich bemühte, die Schlammbrühe abzuwischen; dann rappelte er sich wieder auf und taumelte dabei wie ein Betrunkener, bis er schließlich sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
    »Mist, Mist, Doppelmist!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Plötzlich hörte er, wie hinter ihm eine Tür geöffnet wurde.
    »Hallo? Wer ist da? Was geht da vor?«, erklang eine besorgte Stimme.
    Dr. Burrows wirbelte herum und stand einer alten Dame gegenüber, die ihn aus kaum zwei Metern Entfernung musterte. Drei Katzen strichen um ihre Beine und sahen ihn gleichgültig an. Offensichtlich konnte die alte Dame nicht gut sehen, da sie den Kopf hin und her bewegte, um etwas zu erkennen. Sie hatte dünne weiße Haare und trug einen geblümten Morgenmantel. Dr. Burrows schätzte sie auf mindestens achtzig.
    »Äh … Roger Burrows, sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Dr. Burrows, dem überhaupt keine Erklärung dafür einfallen wollte, warum oder auf welchem Weg er in ihrem Garten gelandet war.
    Plötzlich veränderte sich der Gesichtsausdruck der alten Dame. »Oh, Dr. Burrows, wie aufmerksam von Ihnen vorbeizuschauen. Was für eine nette Überraschung.«
    Dr. Burrows war ebenfalls überrascht und ziemlich verwirrt. »Ja, äh … also … ich war gerade in der Gegend.«
    »Das ist wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen. So etwas erlebt man heutzutage nicht mehr oft. Ich danke Ihnen, dass Sie sich hierher bemüht haben.«
    »Äh … keine Ursache«, erwiderte er zögernd. »Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Es kann manchmal ein wenig einsam werden, wenn man nur die Kätzchen als Gesellschaft hat. Hätten Sie Lust auf eine Tasse Tee? Ich habe gerade Wasser aufgesetzt.«
    Dr. Burrows war sprachlos. Als die alte Dame auftauchte, hatte er sich darauf eingestellt, einen schnellen Abgang über die Gartenmauer hinlegen zu müssen; einen solch herzlichen Empfang hatte er nicht erwartet. Da ihm die Worte fehlten, nickte er einfach nur, stapfte los und trat prompt auf eine weitere Plastikschale, die ihren Inhalt über sein Hosenbein ergoss. Er bückte sich, um einen schleimigen Algenfaden von seiner Socke zu entfernen.
    »Oh, bitte seien Sie vorsichtig, Dr. Burrows«, sagte die alte Dame. »Ich habe die Schälchen für die Vögel aufgestellt.« Sie drehte sich um, und ihr Katzengefolge huschte vor ihr in die Küche. »Milch und Zucker?«
    »Ja, bitte«, sagte Dr. Burrows, der noch immer draußen vor

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