Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
Keller sein. Wenn er zwei volle Tage nichts gegessen hat, ist er vielleicht zusammengebrochen.« Will stand auf. »Ich werd mal nachsehen«, sagte er entschlossen in Rebeccas Richtung, die ihm den Rücken zugekehrt hatte.
    »Das kannst du nicht machen. Auf keinen Fall«, erwiderte sie und fuhr herum. »Du weißt doch, dass wir den Keller ohne ihn nicht betreten dürfen.«
    »Ich hol den Ersatzschlüssel.« Mit diesen Worten stürmte Will aus der Küche und ließ Rebecca an der Spüle stehen, die ihre Hände in den gelben Gummihandschuhen zu Fäusten ballte.
    Sekunden später stand Will wieder in der Küche. »Was ist, kommst du nun mit oder nicht?«
    Rebecca machte keine Anstalten, ihm zu folgen, und schaute stattdessen aus dem Fenster, als würde sie über etwas nachdenken.
    »Nun komm schon!« Eine wütende Grimasse huschte über Wills Gesicht.
    »Also gut … von mir aus«, stimmte sie schließlich zu, zog die Gummihandschuhe aus und drapierte sie sorgfältig auf dem Abtropfgitter neben dem Spülbecken.
    Gemeinsam gingen sie zur Kellertür und schlossen sie sehr leise auf, damit ihre Mutter sie nicht hörte. Aber im Grunde hätten sie sich deswegen keine Sorgen zu machen brauchen, da aus dem Wohnzimmer eine laute Maschinengewehrsalve durch die Tür dröhnte.
    Will schaltete das Kellerlicht ein und stieg die lackierten Stufen der Eichentreppe hinunter, bei deren Bau er seinem Vater geholfen hatte. Als sie den grau gestrichenen Betonboden erreichten, schauten Will und Rebecca sich schweigend um. Von Dr. Burrows keine Spur. Der Raum war bis zur Decke mit seinen Besitztümern gefüllt, schien aber ansonsten vollkommen unverändert. Die umfangreiche Bibliothek bedeckte zwei Kellerwände, und eine weitere Regalwand enthielt seine »persönlichen« Fundstücke, darunter eine Eisenbahnerlampe, den Fahrscheindrucker aus der stillgelegten U-Bahn-Station und eine sorgfältig arrangierte Sammlung von primitiven kleinen Tonköpfen mit derben Gesichtszügen. Vor der vierten Wand stand ein Arbeitstisch mit dem Computer, ein halb gegessener Schokoriegel lag vor der Tastatur.
    Während Will seinen Blick durch den Kellerraum wandern ließ, fiel ihm nur ein Gegenstand auf, der irgendwie deplatziert wirkte: Neben der Tür zum Garten stand eine mit Erde und Geröll gefüllte Schubkarre.
    »Ich frage mich, was die hier zu suchen hat?«, sagte er.
    Rebecca zuckte die Achseln.
    »Das ist merkwürdig … ich hab gesehen, wie er eine volle Schubkarre zum Gemeindeland gebracht hat«, fuhr Will fort.
    »Wann war das?«, fragte Rebecca und runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Vor einiger Zeit … und zwar mitten in der Nacht. Ich nehme an, dass er diese Ladung hier für eine Analyse oder so hergebracht hat.« Er nahm etwas lose Erde aus der Schubkarre und rollte sie mit dem Zeigefinger in der Handfläche hin und her, um sie eingehender zu untersuchen. Dann führte er sie an die Nase und atmete tief ein. »Hoher Lehmgehalt«, verkündete er, steckte beide Hände tief in den Geröllhaufen und holte zwei große Handvoll Erde heraus, die er drückte und anschließend langsam wieder in die Schubkarre rieseln ließ. Mit einem verwunderten Gesichtsausdruck drehte er sich zu Rebecca um.
    »Was ist?«, sagte sie ungeduldig.
    »Ich frage mich, woher diese Schubkarrenladung kommen könnte«, sagte er. »Sie ist …«
    »Was kümmerst du dich überhaupt darum? Er ist offensichtlich nicht hier, und nichts von alldem hier wird uns dabei helfen, ihn zu finden!«, erwiderte Rebecca mit einer Heftigkeit, dass Will sie sprachlos anstarrte. »Komm, lass uns wieder nach oben gehen«, drängte sie und stapfte, ohne eine Antwort abzuwarten, die Holzstufen hinauf, sodass er allein im Keller zurückblieb.
    »Frauen!«, murmelte Will und wiederholte damit eine Bemerkung, die er oft von seinem Vater gehört hatte. »Bei denen weiß man nie, woran man ist!« Vor allem Rebecca war Will immer ein Rätsel geblieben. Er konnte nicht einschätzen, ob sie ihre Kommentare ohne irgendwelche Hintergedanken von sich gab, oder ob unter der gepflegten Frisur etwas Tiefschürfendes und Kompliziertes vor sich ging – etwas, das er nicht einmal ansatzweise verstand.
    Aber was auch immer es sein mochte, es hatte keinen Zweck, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen – nicht solange andere, wesentlich wichtigere Dinge anstanden. Er schnaubte verächtlich, rieb sich die Erde von den Händen und blieb reglos in der Mitte des Raums stehen, bis seine Neugier die Oberhand gewann. Er

Weitere Kostenlose Bücher