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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Presslufthammer.
    In dem Moment schwebte Mr Clarke der Jüngere wieder in den Laden zurück. Er trug einen mit Früchten beladenen Korb, an dessen Griff eine große rosafarbene Schleife prangte, und hielt ihn Will mit beiden Händen entgegen, als wolle er gleich eine Arie anstimmen.
    »Für deine Mutter und deine Schwester und natürlich auch für dich, mein Junge. Eine kleine Aufmerksamkeit von mir und dem alten Knacker da drüben, als Zeichen unserer Anteilnahme.«
    »Lieber ein alter Knacker als ein Parvenü«, drang die gedämpfte Stimme von Mr Clarke dem Älteren hinter der Ladentheke hervor.
    Will zeigte auf das Schaufenster und wollte gerade von den mysteriösen Männern erzählen, als Chester rief: »Okay, alles in Ordnung.«
    »Was hast du, mein Junge?«, fragte Mr Clarke der Jüngere und sah an Will vorbei zu Chester, der nun vor einem der Schaufenster stand und die Straße hinauf- und hinunterschaute.
    »Was ist in Ordnung?« Wie ein verwirrter Kastenteufel sprang Mr Clarke der Ältere hinter der Theke hervor.
    »Buchhaltung!«, befahl Mr Clarke der Jüngere im Ton einer aufgebrachten Lehrerin, aber sein Bruder rührte sich nicht von der Stelle.
    »Äh … nur ein paar Jugendliche«, log Will. »Die haben uns verfolgt.«
    »Jungs sind und bleiben doch Jungs«, kicherte Mr Clarke der Jüngere. »So, und nun richte bitte liebe Grüße an deine Schwester Rebecca aus. Sie hat wirklich einen Blick für Qualität. Eine sehr begabte junge Dame.«
    »Mach ich«, erwiderte Will, nickte und zwang sich zu einem Lächeln. »Vielen Dank für den Präsentkorb, Mr Clarke.«
    »Sehr gern, keine Ursache«, sagte der.
    »Wir hoffen sehr, dass dein Vater bald nach Hause zurückkehrt«, fügte Mr Clarke der Ältere trübselig hinzu. »Du musst dir keine Sorgen machen; so was kann schon mal vorkommen.«
    »Es ist fast wie bei dem jungen Gregson … schreckliche Geschichte«, sagte Mr Clarke der Jüngere mit einem wissenden Blick und seufzte. »Und dann war da letztes Jahr die Familie Watkins.« Will und Chester sahen, wie sein Blick sich auf einen Punkt irgendwo zwischen den Zucchinikisten und den Gurkensteigen zu konzentrieren schien. »Solch nette Leute. Von ihnen hat man nichts mehr gehört oder gesehen, seit sie …«
    »Das ist doch etwas völlig anderes«, unterbrach Mr Clarke der Ältere seinen Bruder scharf und stieß dann ein unbehagliches Hüsteln aus. »Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt oder Ort für dieses Thema ist. Ein wenig gefühllos angesichts der Situation, meinst du nicht?«
    Doch sein jüngerer Bruder hörte überhaupt nicht zu; er war jetzt richtig in Fahrt gekommen und nicht mehr zu bremsen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, neigte den Kopf ein wenig und nahm die typische Haltung der alten Damen an, mit denen er regelmäßig den neuesten Klatsch und Tratsch austauschte. »Das war wie bei dem berühmten Geisterschiff, der Marie Celeste, als die Polizei in der Wohnung eintraf. Lauter leere Betten und die Schuluniformen der Jungs waren für den nächsten Tag schon bereitgelegt, aber sie waren nirgends zu finden, nicht ein einziger von ihnen. Die Mutter hatte an jenem Tag noch ein halbes Kilo Schnittbohnen bei uns gekauft, wenn ich mich recht erinnere, und zwei Wassermelonen. Na jedenfalls waren sie spurlos verschwunden.«
    »Wer … die Wassermelonen?«, fragte Mr Clarke der Ältere, ohne die Miene zu verziehen.
    »Nein, die ganze Familie, du Dummerjan«, erwiderte Mr Clarke der Jüngere und verdrehte die Augen.
    In der darauf folgenden Stille sah Will von Mr Clarke dem Jüngeren zu Mr Clarke dem Älteren, der seinem wehmütigen Bruder einen finsteren Blick zuwarf. Will fühlte sich allmählich so, wie Alice sich gefühlt haben musste, als sie ins Wunderland geraten war.
    »Ja, äh, ich muss dann mal wieder an die Arbeit«, verkündete Mr Clarke der Jüngere, sah Will noch einmal mitfühlend an und stieg tänzelnd auf die Leiter, wobei er vor sich hin summte: »Reich mir die Rote Bete, mon petit chou …«
    Mr Clarke der Ältere war erneut hinter der Theke verschwunden und raschelte wieder mit seinen Papieren, begleitet vom Rattern einer altmodischen Rechenmaschine. Vorsichtig öffneten Will und Chester die Ladentür einen Spalt und warfen nervös einen Blick auf die Straße.
    »Und, irgendwas zu sehen?«, fragte Chester.
    Will trat auf den Bürgersteig vor dem Geschäft.
    »Nichts«, erwiderte er. »Nicht die geringste Spur von ihnen.«
    »Wir hätten die Polizei verständigen

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