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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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konnte.
    »Ich kann nur hoffen, dass wir nicht mehr allzu lange graben müssen«, seufzte er. »Die Buddelei geht mir allmählich auf die Nerven.«
    »Frag mich mal.« Will stützte den Kopf in die Hände und starrte mit leerem Blick auf die gegenüberliegende Tunnelwand. »Dir ist doch wohl klar, dass am Ende des Schachts möglicherweise gar nichts wartet? Dass das eine Sackgasse sein könnte?«
    Chester sah ihn kurz an, war aber zu müde für eine Antwort. Eine Weile hockten sie einfach nur schweigend da, tief in Gedanken versunken, bis Will plötzlich aufschaute. »Ich frage mich, was mein Vater sich dabei gedacht hat, hier diesen Tunnel anzulegen und uns nichts davon zu erzählen. Warum hat er nicht wenigstens mir gesagt, was er vorhat?«, stieß er ernsthaft aufgebracht hervor. »Warum sollte er so was machen?«
    »Er muss einen guten Grund gehabt haben«, erwiderte Chester.
    »Aber diese ganze Geheimnistuerei und dann dieses versteckte Tagebuch … Ich versteh es einfach nicht. Wir waren eigentlich nie eine dieser Familien, die irgendwelche Dinge … wichtige Dinge voreinander geheim hielt. Also warum hat er mir nicht gesagt, was er vorhat?«
    »Na ja, du hattest doch auch deinen Tunnel bei den Vierzig Kratern«, warf Chester ein.
    »Dad wusste von meinem Projekt. Aber du hast recht. Meiner Mutter habe ich nichts davon erzählt … einfach weil sie sich nicht dafür interessiert. Ich meine, wir waren nicht gerade …«, Will zögerte und suchte nach der richtigen Bezeichnung, »nicht gerade die perfekte Familie, aber wir sind irgendwie doch klargekommen und jeder wusste im Großen und Ganzen, was die anderen so trieben. Und jetzt erscheint alles so durcheinander.«
    Chester pulte sich etwas Erde aus dem Ohr und sah Will nachdenklich an. »Meine Mum meint, dass die Leute keine Heimlichkeiten voreinander haben sollten. Sie sagt, die Geheimnisse kommen irgendwann doch raus und machen dann nichts als Ärger. Und ein Geheimnis sei das Gleiche wie eine Lüge. Das predigt sie zumindest meinem Dad.«
    »Und genau das mache ich jetzt mit Mum und Rebecca«, sagte Will und ließ den Kopf hängen.
     
    Nachdem Chester gegangen war und Will den Keller wieder aufgeräumt hatte, stieg er die Treppe hinauf und steuerte wie jeden Abend direkt in die Küche. Rebecca saß am Küchentisch und öffnete die Post. Will bemerkte sofort, dass die Sammlung von leeren Kaffeedosen, die sein Vater monatelang auf dem Tisch aufbewahrt hatte, verschwunden war.
    »Was hast du damit gemacht?«, fragte er eindringlich. »Wo sind Dads Kaffeedosen?«
    Rebecca ignorierte ihn geflissentlich, während sie den Poststempel auf einem Briefumschlag studierte.
    »Du hast sie weggeschmissen, stimmt’s?«, sagte Will. »Wie kannst du so was tun?«
    Seine Schwester warf ihm einen kurzen Blick zu, als wäre er eine nervige Mücke, die totzuschlagen ihr aber zu lästig war. Dann widmete sie sich wieder der Post.
    »Ich hab einen Mordshunger. Gibt’s irgendwas zu essen?«, fragte Will, da es ihm klüger erschien, das Thema fallen zu lassen und sie nicht zu verärgern – jedenfalls nicht so kurz vor dem Abendessen. Als er an ihr vorbei zum Kühlschrank gehen wollte, blieb er abrupt stehen. »Was ist denn das?«
    Auf dem Küchentisch lag ein Päckchen, sorgfältig in braunes Packpapier eingewickelt.
    »Es ist an Dad adressiert. Ich denke, wir sollten es aufmachen«, sagte er, ohne auch nur einen Moment zu zögern. Er schnappte sich ein schmutziges Buttermesser, das auf einem Teller in der Spüle lag, und schnitt das Päckchen auf. Aufgeregt entfernte er das Packpapier, unter dem ein Pappkarton zum Vorschein kam. In dem Karton lag ein in Luftpolsterfolie gewickeltes Objekt – eine kleine Glaskugel, die grünlich schimmerte.
    Vorsichtig nahm er die Kugel heraus und hielt sie hoch; in seinen Augen spiegelten sich die Begeisterung und das erlöschende Licht der Leuchtkugel. Es handelte sich um das Objekt, von dem er im Tagebuch seines Vaters gelesen hatte.
    Rebecca hatte die Telefonrechnung beiseitegelegt und war aufgestanden. Aufmerksam musterte sie die Kugel.
    »Und hier liegt noch ein Brief«, sagte Will und griff in den Pappkarton.
    »Lass mich mal sehen«, forderte Rebecca, und ihre kleine Hand schnellte in Richtung des Kartons. Doch Will ging einen Schritt zurück, die Kugel in der einen Hand, während er mit der anderen Hand den Brief schüttelte, sodass dieser sich auseinanderfaltete. Rebecca zog ihre Hand zurück, richtete sich auf und taxierte das

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