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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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während sie ihre Lampen in die Ecke richteten, aus der das Kratzen kam. Vorsichtig drang Will tiefer in die Höhle vor, wobei er auf dem unebenen, nun von Wasser überspülten Boden behutsam einen Fuß vor den anderen setzte.
    »Was ist das?«, keuchte Chester.
    »Pst!« Will blieb abrupt stehen, und beide Jungen lauschten angestrengt und blinzelten in die Dunkelheit.
    Eine plötzliche Bewegung und das Aufspritzen von Wasser ließ sie heftig zusammenzucken. Dann sprang ein geschmeidiges weißes Objekt aus den gekräuselten Wellen, flitzte über eines der Metallteile und hielt auf der Spitze eines riesigen Getrieberads inne – eine fette Ratte mit glänzendem strahlend weißem Fell und großen hellrosa Ohren. Sie schüttelte sich, sodass kleine Wassertröpfchen durch die Luft flogen, und putzte sich mit den Pfoten. Dann setzte sie sich im Schein der Taschenlampen auf ihre Hinterbeine und schnupperte mit zitternden Schnurrhaaren.
    »Sieh mal! Die hat gar keine Augen«, flüsterte Will aufgeregt.
    Chester erschauderte. Und tatsächlich befand sich an den Stellen, wo die Augen der Ratte hätten sitzen sollen, nicht die geringste Vertiefung in dem glatten schneeweißen Fell.
    »Igitt, das ist ja widerlich«, stieß Chester hervor und wich einen Schritt zurück.
    »Das nennt man adaptive Evolution«, erklärte Will.
    »Ist mir egal, wie das heißt!«
    Das Tier zuckte zusammen und drehte den Kopf in die Richtung, aus der Chesters Stimme gekommen war. Im nächsten Moment sprang es ins Wasser, schwamm zum gegenüberliegenden Ufer und flitzte davon.
    »Großartig! Jetzt holt sie wahrscheinlich all ihre Kumpels«, sagte Chester. »Gleich wird es hier vor Ratten nur so wimmeln.«
    Will lachte. »Das war doch nur ein harmloser Nager!«
    »Das war keine normale Ratte – oder hast du je von augenlosen Ratten gehört?«
    »Jetzt stell dich doch nicht so an! Erinnerst du dich nicht mehr an den Kinderreim ›Drei blinde Mäuse‹?«, fragte Will grinsend, während sie über den sichelförmigen Uferbereich kletterten und mit ihren Taschenlampen in jede Ritze und Spalte der Wände leuchteten, bis hinauf zur Höhlendecke.
    Chester stakste zwischen den Gesteinsbrocken und den rostigen Eisenteilen umher und schaute sich ständig ängstlich um, ob hinter ihnen nicht eine riesige Armee augenloser Ratten auftauchte. »Ich hasse das«, brummte er.
    Als sie sich dem hinteren Ende der Grotte näherten, beschleunigte Will seine Schritte, woraufhin auch Chester schneller ging, fest entschlossen, nicht allein zurückzubleiben.
    »Wow!« Will blieb abrupt stehen, sodass Chester mit ihm zusammenstieß. »Sieh dir das mal an!«
    In die Gesteinswand war eine Tür eingelassen.
    Will leuchtete mit seiner Taschenlampe über die matte, verwitterte Oberfläche – die Tür wirkte alt, aber solide und war mit golfballgroßen Nietköpfen versehen. Auf einer Seite befanden sich drei massive Griffe. Sofort streckte er die Finger danach aus.
    »Nein! Nicht!«, blökte Chester.
    Doch Will schenkte ihm keine Beachtung und klopfte leicht dagegen. »Das ist Metall«, sagte er und rieb mit der Hand über die Oberfläche, die nun schwarz und uneben glänzte wie angebrannte Melasse.
    »Na, und? Du hast doch wohl nicht vor, da reinzugehen, oder?«
    Will drehte sich zu Chester um, seine Hand noch immer auf der Tür. »Das ist der einzige Weg, den mein Dad genommen haben kann. Natürlich habe ich vor, da reinzugehen!«
    Und im nächsten Moment reckte er sich, packte den obersten Griff und versuchte, ihn nach unten zu ziehen. Doch der Griff rührte sich keinen Millimeter. Entschlossen warf Will Chester seine Taschenlampe zu und versuchte es erneut, diesmal mit beiden Händen und voller Kraft. Nichts geschah.
    »Probier es mal andersherum«, meinte Chester resigniert.
    Will unternahm einen weiteren Versuch und schob den Griff in die andere Richtung. Das Metall quietschte zunächst und schwang dann zu seiner großen Überraschung geschmeidig nach oben, bis der Griff hörbar in einer Position einrastete, von der Will annahm, dass so die Tür geöffnet wurde. Er wiederholte den Vorgang bei den anderen beiden Griffen und trat einen Schritt zurück. Dann ließ er sich von Chester seine Taschenlampe zurückgeben und legte eine Hand in die Mitte der Türfüllung, bereit, sie aufzudrücken.
    »Okay, auf geht’s«, sagte er zu Chester, der zum ersten Mal keine Einwände erhob.

TEIL ZWEI D IE K OLONIE

20
    Mit einem gedämpften metallischen Knarren schwang die Tür auf. Will und

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