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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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vorbereitet waren. Chester machte sich auf den Heimweg; er war müde, wenn auch zugleich hocherfreut, dass ihre Mühen endlich Früchte getragen hatten. Sie beide brauchten tatsächlich dringend Schlaf, und Will dachte sogar daran, ein Bad zu nehmen, während er das Bücherregal wieder zurechtrückte, den Boden wischte und schließlich träge die Treppe hinauf zu seinem Zimmer schlich.
    Als er an Rebeccas Tür vorbeikam, rief sie seinen Namen. Will verzog das Gesicht und blieb reglos stehen.
    »Will, ich weiß, dass du da draußen bist.«
    Will seufzte und öffnete die Tür. Rebecca lag auf dem Bett und las in einem Buch.
    »Was ist?«, fragte Will und sah sich in ihrem Zimmer um. Es verwunderte ihn immer wieder, wie unfassbar sauber und aufgeräumt es war.
    »Mum sagt, dass sie was mit uns besprechen muss.«
    »Und wann?«
    »Sobald du zu Haus bist, hat sie gesagt.«
    »Was, jetzt?«
     
    Als die Geschwister das Wohnzimmer betraten, hatte Mrs Burrows ihre übliche Haltung eingenommen. Wie eine Gummipuppe, der man die Luft herausgelassen hatte, hing sie in ihrem Sessel und hob schläfrig den Kopf, als Rebecca sich räusperte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Ah, gut«, sagte Mrs Burrows und versuchte, sich etwas gerader hinzusetzen, wobei sie versehentlich zwei Fernbedienungen von der Sessellehne stieß. »Oh, verdammt!«, fluchte sie.
    Will und Rebecca ließen sich auf dem Sofa nieder, während Mrs Burrows wild in dem Berg von Videokassetten herumwühlte, der sich am Fuß ihres Sessels auftürmte. Ihre Haare hingen strähnig herunter, und ihr Gesicht rötete sich vor Anstrengung. Nach einer Weile richtete sie sich langsam wieder auf und platzierte die beiden Fernbedienungen sehr sorgfältig auf der Sessellehne. Dann räusperte sie sich und wandte sich an Will und Rebecca.
    »Ich denke, wir sollten uns allmählich mit der Möglichkeit befassen, dass euer Dad nicht mehr zurückkommt … was bedeutet, dass wir einige wichtige Entscheidungen treffen müssen.« Sie schwieg einen Moment und schaute zum Fernseher. Ein Model in einem paillettenbesetzten Abendkleid deckte ein großes »U« in der Monitorwand einer Gameshow auf, die bereits einige andere Buchstaben anzeigte. Mrs Burrows murmelte »Der Unsichtbare« ; dann wandte sie sich wieder Will und Rebecca zu. »Das Gehalt eures Vaters wird seit ein paar Wochen nicht mehr überwiesen, und wie Rebecca mir erzählt hat, sind wir bereits in den roten Zahlen.«
    Will sah Rebecca an, die bestätigend nickte, während ihre Mutter fortfuhr: »Sämtliche Ersparnisse sind aufgebraucht und angesichts der Hypothek und all unserer Ausgaben werden wir wohl oder übel den Gürtel enger schnallen müssen …«
    »Den Gürtel enger schnallen?«, fragte Rebecca.
    »Ich fürchte, ja«, erwiderte ihre Mutter tonlos. »Es wird eine ganze Weile kein Geld in die Kasse kommen, was bedeutet, dass wir uns verkleinern müssen und so viel wie möglich verkaufen – einschließlich des Hauses.«
    »Was?«, stieß Rebecca hervor.
    »Und du wirst dich darum kümmern müssen. Ich werde eine Weile fort sein. Man hat mir geraten, einige Zeit in einem … nun ja … in einer Art Krankenhaus zu verbringen, an einem Ort, an dem ich mich ausruhen und wieder in Form kommen kann.«
    Bei dieser Bemerkung zog Will eine Augenbraue hoch; er fragte sich, welche »Form« seine Mutter wohl meinte. Solange er sich erinnern konnte, war sie nie in einer anderen Form gewesen als jetzt.
    »Während ich also weg bin«, fuhr Mrs. Burrows fort, »werdet ihr bei eurer Tante Jean bleiben. Sie ist einverstanden, sich solange um euch zu kümmern.«
    Will und Rebecca warfen einander einen Blick zu. Eine Flut von Bildern tauchte vor Wills innerem Auge auf: das Hochhaus, in dem Tante Jean wohnte, mit dem Müll und den Wergwerfwindeln, die überall auf den öffentlichen Flächen und Fluren herumlagen; die graffitibeschmierten Aufzüge, die nach Urin stanken; die Straßen mit den ausgebrannten Autos und den permanent knatternden Motorrollern der Gangs und der Schmalspur-Drogendealer und das Krakeelen der traurigen Truppen von Obdachlosen, die auf den Spielplätzen herumhingen und sich volllaufen ließen.
    »Auf keinen Fall!«, platzte Will laut heraus, als würde er gerade aus einem Albtraum erwachen. Rebecca zuckte zusammen und seine Mutter setzte sich überrascht auf und stieß dabei die Fernbedienungen ein weiteres Mal von der Sessellehne.
    »Verdammt!«, rief sie erneut und reckte den Hals, um nachzusehen, wohin die

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