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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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konnten sie nur bis zu der Stelle schauen, wo die Wände sich krümmten.
    Will und Chester stiegen aus dem Wasser an den Rand der Höhle und leuchteten mit ihren Taschenlampen im Kreis. Als der Lichtstrahl den Bereich neben ihnen erhellte, blieben sie wie angewurzelt stehen. Langsam ließ Will seine Taschenlampe über mehrere Reihen von Stalaktiten und Stalagmiten gleiten, deren Größe und Durchmesser von bleistiftdünn bis baumstammdick variierte. Die Stalaktiten hingen spitz nach unten, während ihre Gegenstücke hoch aufragten und sich an manchen Stellen mit ihnen zu Sintersäulen vereinigten. Der Boden war mit Kalkspat überzogen, der sich zu unregelmäßigen Wellen aufgetürmt hatte.
    »Das ist eine Tropfsteinhöhle«, sagte Will leise und fuhr mit den Fingern über die Oberfläche der fast durchscheinenden milchig weißen Säulen. »Ist das nicht wunderschön? Es sieht fast aus wie Zuckerglasur auf einem Kuchen.«
    »Mich erinnert es eher an gefrorenen Rotz«, flüsterte Chester und berührte zögernd eine kleine Säule, als würde er seinen Augen nicht trauen. Dann zog er die Hand zurück und rieb seine Finger mit einem angewiderten Gesichtsausdruck gegeneinander.
    Will lachte und tätschelte einen Stalaktiten. »Kaum zu glauben, dass das wirklich ein Gestein ist, oder?«
    »Und die ganze Höhle besteht daraus«, sagte Chester und ließ seinen Blick über die Felswände wandern. Die eisige Luft jagte ihm einen Schauer über den Rücken, und er rümpfte die Nase. Überall roch es feucht und muffig, alles andere als angenehm. Aber für Will war dies der süße Duft des Erfolgs. Er hatte schon immer davon geträumt, einmal etwas wirklich Bedeutendes zu finden, doch diese Tropfsteinhöhle übertraf seine kühnsten Erwartungen. Ein überwältigendes Hochgefühl durchflutete ihn, er geriet fast in einen Rausch.
    »Hey!«, rief er und stieß triumphierend die Faust in die Luft. In diesem Moment fühlte er sich wie der große Abenteurer, der er immer hatte sein wollen – fast wie Howard Carter in der Grabkammer des Tutanchamun. Er drehte den Kopf in alle Richtungen und versuchte, alles gleichzeitig in sich aufzunehmen.
    »Es hat wahrscheinlich Tausende von Jahren gedauert, bis das hier alles entstanden war …«, dozierte Will und trat einen Schritt zurück. Plötzlich hielt er jäh inne; sein Fuß war auf etwas gestoßen, und er bückte sich, um nachzusehen. Aus dem Fließstein ragte ein kleines Objekt heraus, von dessen brüchiger Oberfläche dunkle Farbe in die milchige Umgebung gesickert war. Will versuchte, den Gegenstand aufzuheben, doch seine Finger rutschten ab – das Objekt saß im Untergrund fest.
    »Leuchte mal bitte mit deiner Taschenlampe hierher, Chester. Das Ding fühlt sich an wie ein rostiger Bolzen oder so was. Aber das kann eigentlich nicht sein.«
    »Äh, Will … vielleicht solltest du dir das hier mal ansehen …«, erwiderte Chester mit leicht zittriger Stimme.
    In der Mitte der Grotte – im tiefsten Teil des trüben Teichs, der sich dort gebildet hatte –, standen die riesigen Reste einer Art Maschine. Im Strahl ihrer Taschenlampen sahen die beiden Jungen zahlreiche große rostbraune Zahnräder in einem ramponierten gusseisernen Rahmen, der so hoch aufragte, dass die Stalaktiten, die von der Höhlendecke herunterwuchsen, ihn an manchen Stellen berührten. Das Ganze sah aus, als hätte man eine Lokomotive gnadenlos ausgeschlachtet und dann ihrem Schicksal überlassen.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Chester, während Will schweigend neben ihm stand und die Überreste der seltsamen Maschine musterte.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Will. »Sieh mal, hier liegen überall Metallteile!«
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe über den Bereich am Wasserrand und folgte der Uferlinie bis tief in die Höhle. Im ersten Moment hatte er angenommen, die Flächen wären durch mineralische Einlagerungen oder etwas Ähnliches gemasert, doch bei näherer Betrachtung entdeckte er, dass sie mit weiteren Bolzen bedeckt waren, die allesamt klobige hexagonale Köpfe aufwiesen. Außerdem lagen überall Zapfen und zahllose scharfkantige Gusseisensplitter herum, deren Oxidrot sich mit dunkleren tintenartigen Streifen vermischt hatte – allem Anschein nach ausgeflossenes Öl, wie Will konstatierte.
    Eine Weile standen die beiden einfach nur da und starrten sprachlos staunend auf diesen wertlosen Schatz. Dann bemerkten sie plötzlich ein schwaches Kratzgeräusch.
    »Hast du das gehört?«, flüsterte Chester,

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