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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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appetitlich, aber zumindest war es heiß und roch auch nicht allzu schlecht.
    »Chester?«, sagte er leise und hockte sich neben seinen Freund. Will fühlte sich elend: Er und nur er allein war für das verantwortlich, was mit ihnen beiden passierte. Behutsam rüttelte er Chester an der Schulter. »He, alles in Ordnung?«
    »Au … was …?« Chester stöhnte und versuchte, den Kopf anzuheben. Will sah, dass seine Nase stark geblutet hatte; seine Wange war blutverschmiert.
    »Hier ist was zu essen, Chester. Komm. Wenn du erst mal was im Magen hast, geht’s dir gleich besser.«
    Will zog Chester in eine sitzende Position und stützte seinen Rücken gegen die Mauer. Dann befeuchtete er seinen Ärmel mit etwas Flüssigkeit aus seinem Becher und begann, das Blut von Chesters Gesicht zu tupfen.
    »Lass mich in Ruhe!«, protestierte Chester matt und versuchte, ihn wegzuschieben.
    »So gefällst du mir schon viel besser. Hier, iss was«, sagte Will und reichte seinem Freund eine Schüssel, die dieser jedoch wegdrückte.
    »Hab keinen Hunger. Mir ist schlecht.«
    »Dann trink wenigstens was. Ich glaub, das ist eine Art Kräutertee«, erwiderte Will. Chester nahm das Trinkgefäß entgegen, das Will ihm reichte, und legte seine Hände um den warmen Becher.
    »Und, was haben sie dich gefragt?«, murmelte Will mit vollem Mund, während er den grauen Brei in sich hineinschaufelte.
    »Alles Mögliche. Name … Adresse … deinen Namen … dieses ganze Zeug. An das meiste kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich glaub, ich bin in Ohnmacht gefallen … ich hab echt gedacht, mein letztes Stündlein hätte geschlagen«, sagte Chester mit tonloser Stimme und starrte abwesend vor sich hin.
    Plötzlich fing Will leise an zu kichern. So absurd es auch erscheinen mochte, aber sein eigenes Elend schien durch die Leiden seines Freunds ein wenig gelindert zu werden.
    »Was ist daran so lustig?«, fragte Chester, in dessen Stimme nun Wut mitschwang. »Ich kann darüber überhaupt nicht lachen.«
    »Nein«, erwiderte Will prustend, »ich weiß. Tut mir leid. Hier, probier mal von diesem Brei … der ist gar nicht mal so schlecht.«
    Chester schüttelte sich angewidert, als er einen Blick auf die graue Masse in der Schüssel warf. Nichtsdestotrotz nahm er sich einen Löffel, stocherte erst misstrauisch darin herum und roch dann daran.
    »Riecht gar nicht so übel«, versuchte er, sich selbst zu überzeugen.
    »Jetzt iss schon, verdammt noch mal!«, rief Will und schob sich einen weiteren Löffel mit Brei in den Mund. Er konnte spüren, wie mit jedem Bissen die Kraft in seinen Körper zurückkehrte. »Ich muss dauernd daran denken, dass ich ihnen vielleicht irgendwas von Mum und Rebecca erzählt habe. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht vielleicht nur ein Traum war.« Er schluckte, schwieg ein paar Sekunden und kaute auf der Innenseite seines Mundes herum, als würde ihn irgendetwas beunruhigen. »Ich kann nur hoffen, dass ich sie nicht auch noch in Schwierigkeiten gebracht habe.« Er nahm noch einen Bissen und kaute darauf herum, als ihm plötzlich eine weitere Erinnerung kam. »Und Dads Tagebuch … ich sehe es dauernd deutlich vor mir … als würde ich dabei zusehen, wie sie es mit ihren langen, spitzen Fingern aufschlagen und darin herumblättern … Seite für Seite. Aber das kann doch nicht wirklich passiert sein, oder? In meinem Kopf geht alles durcheinander. Was ist mit dir?«
    Chester verlagerte sein Gewicht ein wenig. »Ich weiß es nicht. Möglicherweise habe ich den Keller in eurem Haus erwähnt … und deine Familie … deine Mum … und Rebecca … ja … könnte sein, dass ich ihnen von ihr erzählt habe … aber … oh Gott, ich weiß es nicht … es ist alles so verworren. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich diese Dinge wirklich gesagt oder nur gedacht habe.« Er stellte seinen Becher ab und stützte den Kopf in die Hände, während Will sich zurücklehnte und an die dunkle Decke starrte.
    »Ich frage mich, wie spät es jetzt ist«, seufzte er, »da oben …«
     
    Über einen Zeitraum von etwa einer Woche folgten weitere Verhöre durch die Styx, wobei das Licht der Finsternis jedes Mal die gleichen schrecklichen Nebenwirkungen verursachte: völlige Erschöpfung, eine verwirrende Ungewissheit darüber, was sie ihren Peinigern erzählt hatten, und entsetzliche Übelkeitsanfälle.
    Dann kam der Tag, an dem man die Jungen in Ruhe ließ. Obwohl Will und Chester sich nicht sicher waren, hatten sie beide das Gefühl,

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