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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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einen dunklen Nebel schwebte, und er wusste nicht mehr, wo oben und unten war.
    »NAME? ABSICHT?« Die Fragen hämmerten hart und schnell auf ihn ein, während Will spürte, wie die letzte Kraft aus ihm wich. Dann wurden die unaufhörlich bohrenden Stimmen schwächer, als würde Will sich von ihnen fortbewegen. Aus großer Entfernung drangen Worte zu ihm durch und jedes Wort verursachte kurze nadelstichartige Lichtblitze am Rand seines Sichtfelds, die flirrten und flimmerten, bis die Dunkelheit vor ihm von einem brodelnden Meer weißer Lichtpunkte erfüllt war – so grell und blendend, dass seine Augen schmerzten. Während der ganzen Zeit fegte krächzendes Raunen über ihn hinweg, und der Raum begann sich zu drehen und zu verschwimmen. Eine weitere schwere Woge der Übelkeit überspülte ihn, und ein brennendes Gefühl toste durch seinen Schädel. Weiß, Weiß, grelles Weiß zwängte sich in seinen Kopf, bis er das Gefühl hatte, er würde jeden Moment bersten.
    »Ich muss mich übergeben … bitte … ich muss … mir ist schwindlig … bitte …« Das Licht des weißen Raums versengte sein Hirn, und er spürte, wie er kleiner und kleiner wurde, bis er nur noch ein winziger Fleck in einer unendlichen weißen Leere war. Dann wurde das Licht langsam schwächer und das brennende Gefühl ließ nach, bis alles um ihn herum schwarz und still wurde, als wäre das gesamte Universum erloschen.
     
    Will kam wieder zu sich, als der ältere Polizist, der ihn unter einer Achsel abstützte, den Schlüssel in der Zellentür drehte. Er fühlte sich zittrig und schwach. Erbrochenes klebte an seiner Kleidung, sein Mund war trocken und schmeckte metallisch bitter. Erneut musste er würgen. Sein Kopf pochte vor Schmerz, und als er aufzuschauen versuchte, schien es, als könne er nicht mehr richtig sehen. Er stöhnte unwillkürlich, als die Tür aufgezogen wurde.
    »Nun spuckst du nicht mehr so große Töne, was?«, sagte der Polizist und ließ Wills Arm los. Will versuchte zu gehen, aber seine Beine waren wie Pudding. »Jetzt, wo du zum ersten Mal mit dem Licht der Finsternis Bekanntschaft gemacht hast«, höhnte der Mann.
    Nach wenigen Schritten versagten Will die Beine und er fiel schwer auf die Knie. Chester stürzte herbei, von Panik erfasst.
    »Will, Will, was haben sie mit dir gemacht?« Hektisch versuchte Chester, ihm zum Mauervorsprung zu helfen. »Du warst Stunden weg.«
    »Bin müde …«, stieß Will mühsam hervor, während er auf den Vorsprung sank und sich zusammenrollte, dankbar für die Kühle der Bleiverkleidung an seinem dröhnenden Schädel. Er schloss die Augen … wollte nur noch schlafen … aber sein Kopf drehte sich noch immer, und erneut wurde ihm schlecht.
    »DU DA!«, blaffte der Polizist. Erschrocken sprang Chester auf und wirbelte zu dem Mann herum, der mit einem wurstartigen Finger auf ihn zeigte.
    »Jetzt bist du dran.«
    Chester sah zu Will, der nun bewusstlos auf dem Vorsprung lag.
    »Bitte nicht!«
    »MITKOMMEN!«, befahl der Polizist. »Sonst gibt’s Ärger.«
    Zögernd trat Chester hinaus auf den Flur. Nachdem der Polizist die Tür verriegelt hatte, packte er den Jungen am Arm und schob ihn vor sich her.
    »Was ist das Licht der Finsternis?«, fragte Chester angsterfüllt.
    »Du brauchst nur ein paar Fragen zu beantworten«, erwiderte der Polizist lächelnd. »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Aber ich weiß doch gar nichts …«
     
    Will erwachte durch das Geräusch einer Luke, die im unteren Bereich der Zellentür beiseitegeschoben wurde.
    »Essen«, sagte eine kalte Stimme.
    Er hatte rasenden Hunger. Vorsichtig stützte er sich auf einen Arm; sein ganzer Körper schmerzte, als hätte er eine schwere Grippe. Sämtliche Knochen und Muskeln schienen zu protestieren, als er sich zu bewegen versuchte.
    »Oh Gott!«, stöhnte er und musste plötzlich an Chester denken. Die geöffnete Bodenluke ließ etwas mehr Licht in die Zelle fallen als üblich, und als er sich umsah, entdeckte er vor dem bleiverkleideten Vorsprung seinen Freund, zusammengekrümmt wie ein Fötus. Chesters Atmung ging flach, und sein Gesicht sah bleich und fiebrig aus.
    Will kam mühsam auf die Beine und stakste ungelenk zu der Luke, um die beiden Tabletts zu holen. Nachdem er sie zum Vorsprung getragen hatte, warf er einen kurzen Blick auf die Essensration. Auf den Tabletts standen zwei Schüsseln mit undefinierbarem Inhalt und zwei zerbeulte Zinnbecher mit einer Flüssigkeit. Das Ganze wirkte nicht besonders

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