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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Vater einen Blick zu, der sich mit verschränkten Armen auf dem Stuhl zurückgelehnt hatte.
    Will beugte sich vor und nahm das kleine Spielzeug, um es eingehender zu betrachten. Als er es nach hinten kippte, bemerkte er, wie sich die Augen der Spielzeugmaus schlossen, dank eines kleinen Klappmechanismus im Inneren ihres Kopfes. Will erkannte, dass sich in ihrem Schädel eine winzige Leuchtkugel befinden musste, die durch die Glasperlen – die Augen des Tiers – Licht nach außen strahlte.
    »Die Maus schläft«, sagte Cal und fügte hinzu: »Sie hat früher immer … in deinem Kinderbett gelegen.«
    Will ließ das Spielzeug so abrupt auf den Tisch fallen, als hätte es ihn gebissen. »Was soll das Gequatsche?«, fuhr er den Jungen an.
    Verunsichert warf Cal seinem Vater einen weiteren Blick zu, und erneut breitete sich eine beunruhigende Stille im Raum aus, die erst nach einer Weile von dem Polizisten unterbrochen wurde, der leise vor sich hin zu summen begann. Cal öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, aber er hatte offenbar Mühe, die richtigen Worte zu finden. Will saß schweigend da und starrte auf die Spielzeugmaus, bis Cal sie vom Tisch nahm und wieder einsteckte. Dann wandte er sich Will zu und runzelte die Stirn.
    »Dein Name ist Seth«, sagte er fast vorwurfsvoll. »Du bist mein Bruder.«
    »Ha!« Will lachte Cal ironisch ins Gesicht. Im nächsten Moment kochte die Wut und Bitterkeit über die qualvollen Verhöre durch die Styx in ihm hoch, und er schüttelte den Kopf. »Na klar doch«, sagte er schroff, »wenn du es sagst.« Will hatte von diesem Theater langsam die Nase voll. Er wusste, wer seine Familie war, und er wusste, dass diese beiden Witzbolde vor ihm ganz bestimmt nicht dazugehörten.
    »Aber es ist die Wahrheit. Deine Mutter war auch meine Mutter. Sie hat versucht, mit uns beiden zu fliehen. Dich hat sie mit über die Erde genommen, nach Übergrund. Aber mich hat sie bei Großmütter und unserem Vater zurückgelassen.«
    Will rollte mit den Augen und drehte sich zu dem Polizisten um. »Sehr raffiniert. Guter Trick, aber ich fall nicht darauf rein.«
    Der Polizist verzog den Mund, erwiderte aber nichts.
    »Du bist von einer Übergrundler-Familie aufgenommen worden …«, sagte Cal mit erhobener Stimme.
    »Ja, völlig klar! Aber ich lass nicht zu, dass ich hier unten von einer Familie von Verrückten auf den Arm genommen werde!«, erwiderte Will, kurz davor, die Fassung zu verlieren.
    »Spar dir die Mühe, Caleb«, sagte Mr Jerome und legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. Doch Cal schüttelte die Hand ab und sprach weiter, immer verzweifelter.
    »Die da oben sind nicht deine richtige Familie. Das sind wir. Wir sind deine Blutsverwandten.«
    Will starrte Mr Jerome an, aus dessen gerötetem Gesicht nur Verachtung sprach. Dann schaute er wieder zu Cal, der nun niedergeschlagen und mit gesenktem Kopf dasaß. Aber Will ließ sich nicht davon beeindrucken. Das Ganze war nur irgendein schlechter Witz. Glauben die wirklich, dass ich so blöd bin und ihnen die Geschichte abkaufe?, fragte er sich.
    Im nächsten Moment stand Mr Jerome auf und knöpfte sich eilig den Mantel zu. »Das bringt doch alles nichts«, sagte er.
    Cal erhob sich ebenfalls und murmelte leise: »Großmutter hat immer gesagt, dass du eines Tages zurückkommen würdest.«
    »Aber ich hab keine Großeltern. Sie sind tot!«, rief Will wütend und sprang auf. Seine Augen brannten vor Zorn, und heiße Tränen stiegen in ihm auf. Er stürzte zu der Glasscheibe in der Mauer und presste das Gesicht gegen die Oberfläche.
    »Sehr clever!«, brüllte er. »Fast wäre ich darauf reingefallen!« Mit den Händen schirmte er seine Augen ab, um einen Blick durch die Glasscheibe zu werfen, aber dahinter war nichts zu sehen, nichts außer einer unerbittlichen Dunkelheit. Wenige Sekunden später packte ihn der Polizist am Arm und zog ihn von der Scheibe weg. Will ließ ihn gewähren; er hatte keine Kraft mehr, sich zu widersetzen.

22
    Rebecca lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Sie hatte kurz zuvor ein heißes Bad genommen und trug nun ihren giftgrünen Bademantel; die feuchten Haare waren mit einem Handtuch zu einem Turban gebunden. Während sie die Ereignisse der vergangenen drei Tage Revue passieren ließ, summte sie leise eine klassische Melodie mit, die aus dem Radio auf ihrem Nachttisch dudelte.
    Das Ganze hatte damit angefangen, dass sie eines Nachts zu mitternächtlicher Stunde von einem frenetischen Klopfen und Klingeln

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