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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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und wieder unterbrach ihn Drake mit einer Frage, nahm im Laufe von Wills Erzählung eine immer weniger abweisende Haltung ein und wirkte fast schon freundlich.
    Will schilderte, wie sein Stiefvater, Dr. Burrows, eine Gruppe von Leuten in Highfield beobachtet hatte, die dort irgendwie nicht hinzupassen schienen, und wie er dann eigenständig nachgeforscht hatte. Was er herausfand, hatte ihn veranlasst, einen Tunnel zu graben, der ihm Zugang zur Kolonie verschaffte. Dann erklärte Will mit zugeschnürter Kehle, dass sein Stiefvater freiwillig in den Grubenzug gestiegen war. »Und jetzt ist mein Dad irgendwo hier unten. Du hast ihn nicht zufälligerweise gesehen, oder?«, fragte er rasch.
    »Nein, ich persönlich nicht. Aber ohne jetzt falsche Hoffnungen wecken zu wollen …« Drake hielt eine Hand hoch, als er sah, wie aufgeregt der Junge auf seine Worte reagierte. »Ich habe letztens mit einem Trapper gesprochen …« Drake schien zu zögern.
    »Und?«, fragte Will begierig, damit der Mann fortfuhr.
    »Er hat über die Buschtrommeln gehört, dass in einer der Koprolithen-Siedlungen ein Fremder leben soll. Anscheinend ist dieser Mann weder ein Kolonist noch ein Styx … er trägt eine Brille …«
    »Ja?« Erwartungsvoll beugte Will sich vor.
    »… und macht Notizen in einem Buch.«
    »Das ist Dad! Das muss er einfach sein!«, platzte Will heraus, vor Erleichterung lachend. »Du musst mich zu ihm bringen.«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte Drake unverblümt.
    Wills Hochstimmung schlug sofort in schiere Verzweiflung um.
    »Was meinst du mit ›Du kannst nicht‹? Du musst!«, flehte Will. Dann kochten in ihm Frustration und Wut hoch und er sprang auf. »Er ist mein Vater! Du musst mir zeigen, wo ich ihn finde!«
    »Setz dich«, befahl Drake unmissverständlich.
    Will rührte sich nicht.
    »Ich habe gesagt, du sollst dich setzen … und jetzt beruhige dich erst mal wieder, damit ich zu Ende reden kann.«
    Langsam ließ Will sich wieder auf die Truhe sinken; sein Atem ging stoßweise vor Erregung.
    »Ich habe dir vorhin gesagt, dass ich keine falschen Hoffnungen wecken will. Der Trapper hat mir keine genauen Angaben zum Aufenthaltsort dieses Mannes gegeben, und die Tiefen erstrecken sich über viele Meilen. Außerdem verlagern die Koprolithen aufgrund der ganzen Styx-Aktivitäten sämtliche ihrer Siedlungen. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Mann ebenfalls aufgebrochen und mit ihnen weitergezogen ist.«
    Will schwieg eine Weile.
    »Aber falls es sich tatsächlich um meinen Dad handelt, dann geht es ihm doch gut, oder?«, fragte er schließlich und suchte in Drakes Augen nach einer Bestätigung. »Denkst du, er wird es schaffen?«
    Drake rieb sich nachdenklich das Kinn. »Solange er keinem Exekutionskommando der Styx in die Quere kommt.«
    »Oh, Gott sei Dank«, sagte Will und schloss einen Moment die Augen.
    Auch wenn Drake ihm nicht sagen konnte, wo sich sein Stiefvater befand, tröstete ihn die Bestätigung sehr, dass er noch lebte, und er schöpfte wieder Hoffnung.
    Als Nächstes erzählte Will Drake seine eigene Geschichte: wie er nach dem Verschwinden seines Stiefvaters Chester um Hilfe gebeten hatte und wie sie gemeinsam in der Kolonie gelandet waren. Er berichtete ihm von ihrer Gefangennahme und den grausamen Verhören der Styx. Dann schilderte er die erste Begegnung mit seinem leiblichen Vater und Bruder und wie ihm klar wurde, dass er ein Adoptivkind war und seine Stiefeltern es nicht für nötig gehalten hatten, ihm davon zu erzählen. Als Will seine leibliche Mutter erwähnte und die Tatsache, dass sie die einzige Kolonistin sei, der eine erfolgreiche Flucht aus den Fängen der Styx gelungen war, unterbrach Drake ihn abrupt.
    »Ihr Name? Wie ist ihr Name?«
    »Äh … Jerome. Sarah Jerome.«
    Drake schien für einen Sekundenbruchteil die Luft anzuhalten, und in der darauf folgenden Stille bemerkte Will einen anderen Ausdruck in den durchdringenden Augen des Mannes. Es kam ihm fast so vor, als würde Drake ihn in einem ganz neuen Licht sehen.
    »Du willst mir also erzählen, du wärst ihr Sohn?«, hakte Drake nach und streckte den Rücken. »Sarah Jeromes Sohn?«
    »Ja«, bestätigte Will, überrascht von der Reaktion des Mannes. »Und Cal ebenfalls«, fügte er murmelnd hinzu.
    »Und deine Mutter … sie hat einen Bruder.«
    Will konnte nicht sagen, ob dies eine Frage oder lediglich eine Feststellung war. »Ja, sie hatte einen Bruder«, erwiderte er. »Onkel Tarn.«
    »Tarn Macaulay.«
    Will

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