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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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durch die kurzen schwarzen Haare. Ihre Arme und Handgelenke waren so dünn, dass Will kaum glauben konnte, dieselbe Person vor sich zu haben, die ein riesiges Gewehr wie einen Spazierstock tragen konnte.
    Sein Blick fiel auf ihren Oberarm: Eine erschreckend tiefe Delle prangte auf ihrem Bizeps. Die umliegende Haut war mit unregelmäßigen rosa Striemen gekräuselt und ziemlich rau, als hätte man flüssiges Wachs darauf geträufelt. Wills erster Gedanke war, dass irgendetwas seine Zähne in ihren Arm geschlagen und ziemlich heftig zugebissen haben musste.
    Doch all diese Dinge verblassten in Wills Augen gegenüber der Tatsache, dass sie sehr jung erschien, kaum älter als er selbst. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet, vor allem nicht nach ihrem einschüchternden Auftritt in der Großen Prärie.
    »Alles okay?«, wandte Drake sich an das Mädchen, das erneut gähnte und sich geistesabwesend die Schulter kratzte.
    »Ja. Ich geh mal duschen«, erwiderte sie und lief barfuß zur Tür, ohne Will noch eines Blickes zu würdigen, der einfach nur dastand und sie mit offenem Mund anstarrte.
    Erst als Drake mit den Fingern vor seinem Gesicht schnippte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, wurde Will bewusst, dass er Elliott angegafft hatte, und er wandte verlegen die Augen ab.
    »Setz dich da drüben hin«, sagte Drake, diesmal mit mehr Nachdruck. Vor der Wand standen zwei schwere Metalltruhen, auf denen Drake und Will einander gegenüber Platz nahmen. Obwohl Wills Gedanken alles andere als geordnet waren, ergriff er als Erster das Wort.
    »Ich … äh … ich wollte dir dafür danken, dass du Cal gerettet hast. Ich hab mich in dir und Elliott getäuscht«, gestand er. Bei der Erwähnung ihres Namens wanderten seine Augen automatisch zur Tür, obwohl sie den Raum längst verlassen hatte.
    »Kein Problem«, winkte Drake ab. »Darüber mache ich mir im Moment überhaupt keine Gedanken. Aber da draußen geht irgendetwas vor, was mir viel mehr Sorgen bereitet, und ich muss mehr darüber herausfinden. Also, was weißt du?«
    Will schaute den Mann verwirrt an.
    »Du hast ja selbst gesehen, was die Styx machen: Sie töten dutzendweise Abtrünnige«, fuhr Drake fort.
    »Töten Abtrünnige«, wiederholte Will und erschauderte bei der Erinnerung an den Vorfall, den Chester und er beobachtet hatten.
    »Ja. Ich muss zwar gestehen, bei manchen bin ich nicht allzu traurig, wenn sie verschwinden, aber wir verlieren auch ständig Freunde. Bis vor Kurzem haben uns die Styx im Großen und Ganzen in Ruhe gelassen – abgesehen von ein paar Vergeltungsmaßnahmen hin und wieder, wenn einer der Trapper zu weit gegangen und ein Grenzer verschwunden war. Doch jetzt sieht die Situation vollkommen anders aus: Wir werden gejagt, und ich glaube, die Styx werden nicht eher ruhen, bis der Letzte von uns getötet ist.«
    »Aber warum bringen sie auch die Koprolithen um?«, fragte Will.
    »Um ein Zeichen zu setzen, damit sie nicht mehr mit uns Handel treiben oder uns auf andere Art helfen. Aber das ist im Grunde nichts Neues: Die Weißkragen haben schon immer regelmäßig Auslese betrieben, um ihre Anzahl zu begrenzen«, sagte Drake und rieb sich die Schläfen, als würde ihn der Gedanke zutiefst bestürzen.
    »Was meinst du mit Auslese?« ,fragte Will verständnislos.
    »Massenmord«, erwiderte Drake schroff.
    »Oh«, murmelte Will.
    »Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass die Styx irgendetwas aushecken. Die Grenzer sind in Bataillonsstärke hier angerückt, und nach allem, was wir gesehen haben, treffen fast jeden Tag ranghohe Weißkragen am Grubenbahnhof ein.« Drake runzelte die Stirn. »Außerdem wissen wir aus zuverlässiger Quelle, dass die Wissenschaftler hier unten Experimente an menschlichen Versuchskaninchen durchführen. Es geht das Gerücht, dass sie ein Testlabor eingerichtet haben, allerdings konnte ich es noch nicht lokalisieren. Sagt dir all das vielleicht irgendetwas?« Er musterte Will eindringlich aus seinen strahlend blauen Augen. »Du weißt nichts darüber, oder?«, fragte er.
    Will schüttelte den Kopf.
    »Also gut. Dann muss ich alles erfahren, was du weißt. Wer genau bist du?«
    »Äh … okay«, sagte Will; allerdings hatte er nicht die geringste Ahnung, wo er anfangen sollte oder wie viel Drake tatsächlich hören wollte. Er fühlte sich total erschöpft, und jeder Muskel in seinem Körper schmerzte von der Schlepperei. Aber er wollte Drake helfen, so gut er konnte, also berichtete er der Reihe nach. Nur hin

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