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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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torkelten sie in eine gewundene Lavaröhre. Nach der ersten Krümmung drehte Drake sich zu ihnen um.
    »Wartet mal ’ne Sekunde«, befahl er und nahm einen der Rucksäcke von der Schulter. »Trinkt einen Schluck Wasser. Wir haben die Prärie früher verlassen als ursprünglich geplant … das ist zwar sicherer, bedeutet aber auch einen längeren Heimweg.«
    Mit Cal in der Mitte ließen Will und Chester sich dankbar auf den Boden sinken.
    »Elliott, leg ein paar Stolperfallen«, rief Drake.
    Wie aus dem Nichts tauchte Elliott im schwachen Schein von Drakes Lampe auf und bückte sich, um irgendetwas neben der Felswand zu platzieren. Die Jungen sahen, dass es sich um einen mattbraunen Behälter handelte, etwa von der Größe einer kleinen Suppendose. Nachdem sie ihn mit einem Riemen an einem kleinen Felsbrocken befestigt hatte, ging sie gehockt ein paar Schritte zurück und wickelte dabei einen dünnen Draht ab, der so fein war, dass Will und Chester ihn kaum sehen konnten. Elliott spannte den Draht quer durch den Tunnel, befestigte ihn an einem Felsvorsprung auf der gegenüberliegenden Wand und zupfte behutsam daran – der Draht erzeugte ein leises Schnarren. »Perfekt«, flüsterte sie und kehrte zu dem Behälter zurück. Dann legte sie sich auf den Bauch, löste vorsichtig einen kleinen Stift aus dem Behälter und stand auf. »Fertig«, sagte sie leise.
    Drake drehte sich zu Will und Chester um. »Wir müssen ein Stück weiter, damit Elliott die zweite Falle legen kann«, befahl er und schnappte sich den Rucksack.
    Mühsam kamen die Jungen auf die Beine und hoben Cal erneut hoch. Inzwischen hatte er angefangen, seltsame Geräusche von sich zu geben, wobei zwischen den jaulenden Tönen und Grunzlauten ab und zu ein genuscheltes Wort herauskam, das Will und Chester zu erkennen glaubten, wie etwa »Hunger« oder »Durst«. Aber beide Jungen hatten weder die Zeit noch die Kraft, sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Sie schleppten Cal ein paar Hundert Meter und blieben dann stehen, als Drake sich zu ihnen umdrehte.
    »Nein, nicht hinsetzen!«, befahl er.
    Also verharrten sie stehend, während Elliott eine weitere »Stolperfalle« legte, wie Drake sie nannte.
    »Was bewirken die?«, fragte Will, lehnte sich schnaufend gegen die Tunnelwand und schaute Elliot zusammen mit Chester zu.
    »Sie gehen in die Luft«, erklärte Drake. »Das sind Sprengladungen.«
    »Aber wozu brauchen wir zwei davon?«
    »Der Zünder der ersten Ladung ist mit einem Verzögerungsmechanismus versehen. Das bedeutet: Durch Berühren des Drahts betätigen die Styx den Auslöser, marschieren weiter und laufen etwa in dem Moment in die zweite Sprengladung hinein, in dem die erste Ladung hochgeht. Und – Zack! – sind sie in einem Tunnelabschnitt eingeschlossen. Das ist zumindest die Theorie.«
    »Echt clever«, sagte Will, ziemlich beeindruckt.
    Drake beugte sich vertraulich zu ihm vor: »Ehrlich gesagt, legen wir deshalb zwei oder mehr Fallen, weil diese Mistkerle so verdammt gut darin sind, sie immer wieder zu entdecken.«
    »Oh, verstehe«, murmelte Will, deutlich weniger beeindruckt.
     
    Nach Wills Schätzung mussten sie bereits einige Kilometer zurückgelegt haben, als sie plötzlich hörten, wie die Sprengladungen in rascher Folge hochgingen, wie eine Art überdimensionales Händeklatschen. Und dann, mit einer Verzögerung von mehreren Sekunden, spürten sie einen heftigen Windstoß in ihren schweißnassen Nacken. Doch Drake verschenkte keinen Moment durch unnötiges Umdrehen und setzte die Wanderung in einem Tempo fort, mit dem die Jungen nur mühsam Schritt halten konnten. Wenn sie nicht so schnell liefen, wie er es erwartete, knurrte er sie wütend an. Inzwischen hielt Will seinen Bruder nur noch an einem Arm; Cals anderer Arm hing schlaff herunter und streifte manchmal Wills Schienbein.
    Sie wanderten von Lavaröhre zu Lavaröhre, kletterten hinauf und hinab, quetschten sich durch eine Reihe schmaler Durchgänge und wateten durch halb versunkene, hallende Kavernen. In diesen Höhlen waren sie gezwungen, Cal fast auf Schulterhöhe hochzustemmen, damit sein Kopf nicht unter Wasser geriet.
    Er schien allmählich wieder zu Kräften zu kommen; allerdings wurde er dadurch auch immer schwieriger zu bändigen, da er sich heftig wand und strampelte. Manchmal zappelte er so stark, dass die Jungen ihn nicht mehr halten konnten und ihn fallen ließen. Bei einer dieser Gelegenheiten waren sowohl Will als auch Chester zu erschöpft, um zu verhindern,

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