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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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unterbrach Drake ihn. »Du bist ziemlich neugierig.«
    »Ja«, murmelte Will.
    »Will, es spielt wirklich keine Rolle, wer oder was ich früher an der Erdoberfläche war. Es ist vollkommen egal, was jeder Einzelne von uns einmal gemacht hat. Das Hier und Jetzt ist das Einzige, was zählt.«
    Drake schwieg eine Weile.
    »Du weißt nicht einmal die Hälfte«, setzte er schließlich an, schien sich dann aber zurückzuhalten und verstummte erneut. »Hör zu, Will, aller Wahrscheinlichkeit nach könnte ich es tatsächlich schaffen, den Styx zu entwischen und nach Übergrund zurückzukehren, wo ich dann ein Leben führen müsste, das dem deiner Mutter sehr ähneln würde – ständig auf der Flucht, ständig auf der Hut vor Schatten. Ohne Sarah gegenüber respektlos sein zu wollen, glaube ich aber, dass das Leben hier in den Tiefen ehrlicher ist. Verstehst du, was ich damit sagen möchte?«
    »Nein, nicht ganz«, räumte Will ein.
    »Na ja, du hast ja selbst gesehen, dass das Leben hier unten nicht gerade ein Spaziergang ist. Es ist sogar verdammt hart – ein kümmerliches, gefährliches Dasein«, sagte Drake. »Wenn dich die Weißkragen nicht erwischen, gibt es Millionen anderer Dinge, die dir im Handumdrehen das Lebenslicht auslöschen können … Infektionen, Bergstürze, andere Abtrünnige und so weiter und so fort. Aber ich kann dir eines verraten, Will: Nie zuvor habe ich mich so lebendig gefühlt wie in den Jahren, die ich jetzt schon hier unten bin. So durch und durch lebendig. Nein, von mir aus kannst du dein sicheres, künstliches Übergrundler-Leben behalten. Für mich ist das nichts mehr.«
    Drake verstummte, als sie eine Kreuzung mit einem anderen Tunnel erreichten. Er erklärte den Jungen, dass sie einen Moment warten sollten, dann packte er seinen Rucksack aus, ohne sich um die Jungen zu kümmern. Cal hielt sich etwas abseits, weil er fürchtete, den großen Mann verärgert zu haben, während Will mit wachsendem Interesse zusah, wie Drake die Gegenstände zügig neben sich platzierte – darunter auch eine Auswahl der Vorderlader, die er und Elliott ständig mit sich führten.
    »Okay«, sagte Drake, nachdem er die Metallröhren in zwei Gruppen der Größe nach sortiert hatte. Erwartungsvoll schauten die Jungen ihn an.
    »Es wird Zeit, dass ihr lernt, wie man mit diesen Dingern umgeht.« Er trat einen Schritt beiseite, damit die Jungen die Gegenstände der ersten Gruppe sehen konnten. Beim größten Objekt handelte es sich um eine gedrungene, etwa zwanzig Zentimeter lange Röhre, mit dem Durchmesser eines breiten Regenrohrs. »All diese Objekte … mit den roten Bändern … sind Sprengladungen. Je mehr Bänder, desto länger die Zündschnur. Vielleicht wisst ihr ja noch, dass Elliott vor einiger Zeit ein paar dieser Ladungen in Kombination mit Stolperfallen verlegt hat.«
    Will öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Drake hob rasch die Hand.
    »Ehe du fragst: Ich habe nicht vor, die Wirkung dieser Sprengsätze hier zu demonstrieren.« Drake wandte sich der zweiten Gruppe zu. »Aber die hier nennt man Vorderlader«, fuhr er fort und zeigte mit der Hand über die kleineren Metallröhren neben den Sprengladungen. »Dies ist schweres Geschütz … ein Vorderladermörser. Wie ihr seht, besitzt er im Gegensatz zu den anderen Waffen keinen Auslösemechanismus am hinteren Ende.«
    Er hievte den schweren Mörser hoch und schwang ihn vor den Jungen hin und her.
    »Einfach, aber sehr effektiv, um eine große Anzahl von Feinden zu erledigen, und damit meine ich die Styx. Das Gehäuse …« Drake klopfte mit dem Knöchel gegen das Metall, das dumpf hallte, »ist aus Eisen gefertigt und auf beiden Seiten mit einer Kappe versehen.« Er trommelte auf die Abdeckung, als handelte es sich um eine lang gestreckte Conga. »Dieses Modell hier wird durch Entzünden des hinteren Endes abgefeuert.« Drake holte tief Luft. »Als Munition könnt ihr nehmen, was ihr wollt: Steinsalz, Schiefergriffel oder Roheisen – alles sehr effektiv, um eine große Anzahl von Zielen zu treffen. Sozusagen ein Liebling der Massen« ,fügte er mit einem ironischen Grinsen hinzu. »Nehmt das Ding mal in die Hand, damit ihr ein Gefühl für das Gewicht bekommt, aber lasst es ja nicht fallen! «
    In respektvollem Schweigen reichten die Jungen den Mörser einander weiter und hielten ihn jeweils sorgfältig fest, während sie das schwerere Ende inspizierten, in dem sich die Sprengkapsel befand. Cal gab die Waffe an Drake zurück, der sie behutsam

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