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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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der von Elliots Schwimmbewegung herumgewirbelt wurde. Ihm war zum Heulen zumute. Schließlich holte er tief Luft und folgte Elliott. Und dieses Mal war er regelrecht dankbar, als das dunkle, warme Gewässer ihn völlig umschloss – es schien, als könnte es ihm die Sorgen nehmen und ihm wieder einen klaren Kopf bescheren.
    Als er auf der anderen Seite aus dem Teich kletterte und sich das Wasser aus dem Gesicht wischte, fühlte er sich irgendwie erfrischt. Doch in dem Moment, als sein Blick auf Elliott fiel, die in der goldglitzernden Kammer auf ihn wartete, kehrten seine Frustration und Verwirrung schlagartig zurück.
    Er verstand Mädchen einfach nicht. Für ihn waren sie vollkommen unbegreiflich: Sie schienen immer nur einen Teil dessen zu sagen, was sie wirklich dachten, und dann schnappten sie ein, versteckten sich hinter vorwurfsvollem Schweigen und rückten mit dem, was wirklich zählte, nicht raus. Er hatte sich bei den Mädchen in der Schule schon mehrfach in die Nesseln gesetzt und sich anschließend nach Kräften bemüht, die Sache zu bereinigen, indem er sich bei ihnen für alles entschuldigte, womit er sie möglicherweise beleidigt hatte. Aber die Mädchen schienen das gar nicht hören zu wollen.
    Will warf einen Blick auf Elliotts Rücken und seufzte. Oh Mann, er hatte es wieder einmal gründlich vermasselt. Was war er nur für ein kompletter Vollidiot! Er versuchte, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass er nicht ewig bei ihr und Drake bleiben musste. Sein einziges Ziel bestand nach wie vor darin, seinen Vater zu finden – mit welchen Mitteln auch immer. Alles andere war nur vorübergehend.
    Elliott und Will liefen durch die steinerne Stille, nur ihre wassergetränkten Schuhe quietschten bei jedem Schritt. Schließlich erreichten sie den Zugang zum Lager und kletterten das Seil hinauf. Alles war still; Will vermutete, dass Cal sein Training erschöpft abgebrochen hatte und ins Bett gegangen war.
    Während Will und Elliott noch im Flur standen, drehte das Mädchen sich plötzlich zu ihm um und streckte ihm mit abgewandtem Blick fordernd die Hand entgegen. Will räusperte sich unbehaglich, da er nicht wusste, was sie wollte, bis ihm schlagartig aufging, dass sie ihr Nachtsichtfernrohr zurückverlangte. Als er seinen Arm aus den Schlaufen des Geräts gezogen hatte, riss sie es sofort an sich; doch dann streckte sie erneut die Hand aus. Nach einem peinlichen Moment erinnerte Will sich an den Vorderlader, der an seinem Oberschenkel befestigt war, und fummelte einen Augenblick an dem Knoten, ehe er ihn lösen konnte. Auch diesen Gegenstand riss Elliott ihm aus der Hand; dann drehte sie ruckartig den Kopf und war Sekunden später verschwunden. Tropfend blieb Will allein im Durchgang zurück und kämpfte gegen ein verwirrendes Gefühl der Einsamkeit und des Bedauerns an.
     
    In den darauffolgenden Wochen begleitete Will Elliott kein einziges Mal mehr bei ihren Streifzügen. Und was die Sache noch schlimmer machte: Sie schien Chester immer häufiger zu ihren »Routine-Erkundungstouren« einzuladen. Obwohl Will und Chester nie über dieses Thema sprachen, beobachtete Will seinen Freund regelmäßig dabei, wie er mit Elliott im Durchgang stand und mit ihr tuschelte – was Will jedes Mal einen heftigen Stich versetzte, weil er sich ausgeschlossen fühlte. Außerdem verspürte er einen zunehmenden Groll gegenüber seinem Freund, so sehr er sich auch bemühte, dieses Gefühl zu unterdrücken. Denn eigentlich hätte Elliott doch ihn unterrichten sollen und nicht seinen schussligen Kumpel Chester. Aber es gab nichts, was er dagegen hätte tun können.
    Will stellte fest, dass er plötzlich viel Zeit zur Verfügung hatte: Er brauchte sich nicht länger um seinen Bruder zu kümmern. Denn Cal hatte sich so weit erholt, dass er nicht mehr im Lager endlose Runden drehen musste, sondern im Tunnel direkt vor dem Eingang auf und ab laufen konnte – wenn auch noch immer mithilfe des Spazierstocks. Also versuchte Will, sich die Zeit zu vertreiben, indem er entweder Notizen in seinem Tagebuch machte oder einfach auf dem Bett lag und über die Situation nachdachte.
    Er erkannte – möglicherweise ein wenig spät –, dass selbst in dieser extrem rauen und unwirtlichen Gegend, in der man zum Überleben alles erdenklich Üble oder Eklige tun musste, Rücksicht auf die eigenen Freunde von entscheidender Bedeutung war. Diese Rücksichtnahme, dieser Verhaltenskodex, bildete das Bindemittel, das sie alle zusammenhielt. Man

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