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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Hand, die wie eine vertrocknete Wurzel aussah, schob sich unter dem Tuch hervor und beschrieb einen Kreis, während der Mann wieder das Wort ergriff.
    »Haste vielleicht was für deinen alten Kumpel?«, lispelte Cox spuckend. »Irgendwas für den armen alten Mann, der dir alles beigebracht hat, was du weißt? Wie wär’s mit einem der Jüngelchen?«
    »Ich schulde dir gar nichts. Und jetzt verschwinde«, erwiderte Drake mit steinerner Miene. »Ehe ich …«
    »Sin’ das die Jungs, nach den’ die Pechköpfe suchen? Wo hältst du sie versteckt, Drakey?« Wie eine angriffslustige Kobra schoss sein Kopf nach vorne; die weißen, blinden Augen blickten auf Will und Cal, während Chester verängstigt einen Schritt zurückwich.
    »Ihr junger Duft ist so …«, setzte der Mann an und wischte sich mit der knorrigen Hand rasch über die Nase, »so frisch und sauber.«
    »Du hast zu viel Zeit in diesen Gefilden verbracht … du siehst aus, als würdest du auf dem letzten Loch pfeifen, Cox. Vielleicht möchtest du ja, dass ich dir ein wenig behilflich bin?«, sagte Drake ironisch und hielt die Waffe hoch. Der Kopf des Mannes wirbelte zu ihm herum.
    »Nich’ nötig, Drakey … nich’ bei deinem alten Freund.«
    Die Gestalt verbeugte sich tief und verschwand danach sofort aus dem Licht. Während Chester und Cal wie gebannt auf die Stelle starrten, wo der Mann gerade noch gestanden hatte, schaute Will zu Drake. Er bemerkte, dass Drake die Waffe so fest in der Hand hielt, dass seine Fingerknöchel weiß zum Vorschein kamen.
    Schließlich wandte er sich an die Jungen.
    »Dieser Charmeur war Tom Cox. Ich würde jederzeit die Gesellschaft der Styx derjenigen dieser betrügerischen Karikatur vorziehen. Er ist von innen so schmierig, wie er von außen aussieht.« Zitternd holte Drake Luft. »Ihr hättet leicht in seinen Klauen enden können, wenn Elliott und ich euch nicht als Erste gefunden hätten.« Sein Blick fiel auf den Vorderlader, und er senkte ihn langsam, als wäre er überrascht, dass er die Waffe noch immer in der Hand hielt. »Cox und Konsorten sind der Grund dafür, weshalb wir nicht viel Zeit in der Prärie verbringen. Außerdem kann man an ihm gut erkennen, welche Auswirkungen die Strahlung auf Dauer hat.«
    Er schob die Pistole zurück in das Holster an seinem Oberschenkel. »Wir sollten aufbrechen.« Dann schaute er noch einmal zu der Stelle, wo Tom Cox gestanden hatte; sein Blick schien Schatten wahrzunehmen, die Will und die beiden anderen sich nicht einmal ansatzweise vorstellen konnten. Schließlich führte er die drei aus dem Tunnelbereich hinaus, wobei er regelmäßig überprüfte, ob Tom ihnen nicht folgte.
     
    Ein paar Tage später hatte Will eine unruhige Nacht, mit vielen Albträumen. Er war gerade dabei, wieder einzudösen, als er von Elliotts Stimme im Durchgang aufgeschreckt wurde. Sie klang so entfernt und unwirklich, dass Will sich nicht sicher war, ob er sie tatsächlich gehört hatte oder ob das vielleicht nur ein weiterer Traum gewesen waren. Als er sich aufsetzte, kam Chester in den Raum gestapft. Er war patschnass, was darauf schließen ließ, dass er kurz zuvor durch den Sumpfteich geschwommen sein musste.
    »Alles in Ordnung, Will?«, fragte er.
    »Ja, ich glaub schon«, murmelte Will benommen. »Warst du auf Patrouille?«
    »Ja … hab ’ne kleine Runde gedreht. Da draußen ist alles ruhig. Keinerlei Vorfälle«, sagte Chester vergnügt, während er sich die schweren Schuhe auszog. Er sprach mit einer beiläufigen, soldatischen Ergebenheit, als würde er nur seine Pflicht tun, diese aber mit großer Hingabe erfüllen.
    Plötzlich wurde Will bewusst, wie sehr sich ihre Freundschaft in den letzten beiden Monaten verändert hatte, als hätten Cals Unfall und die Begegnung mit Drake und Elliott – vor allem mit Elliott – die Geometrie der Beziehungen unter den drei Jungen irgendwie neu gezeichnet. Während Will sich wieder auf seine Pritsche zurücksinken ließ und die Hände hinter dem Kopf verschränkte, erschienen vor seinem inneren Auge Erinnerungen daran, wie ihre Freundschaft früher einmal gewesen war. In seinem schlaftrunkenen Zustand gelang es ihm, sich an der Wärme dieser Bilder zu erfreuen und sich einzureden, dass sich nichts geändert hätte. Er hörte zu, wie Chester die nassen Sachen auszog, und hatte plötzlich das Gefühl, er könnte ihm einfach alles anvertrauen.
    »Es ist schon merkwürdig«, sagte Will leise, um seinen Bruder nicht aufzuwecken.
    »Was denn?«, fragte

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