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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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so lautlos wie Geister. Normalerweise passten sie sich so gut ihrer Umgebung an, dass Sarah sie nicht wahrnehmen konnte, doch in diesem Moment gaben sie sich ihr deutlich zu erkennen, als wollten sie sie dadurch einschüchtern. Diese Strategie erfüllte ihren Zweck, denn Sarah war äußerst unbehaglich zumute.
    Rebecca hatte ihr freie Hand bei der Suche nach Will zugesichert. Also warum dann diese Eskorte? Und warum hatte Rebecca sich die ganze Mühe gemacht, sie bei dieser Menschenjagd mit einzubeziehen – in einer Umgebung, die Sarah gänzlich unbekannt war und in der sie keinerlei Erfahrung besaß –, wenn doch gleichzeitig bestens ausgebildete Soldaten zum Einsatz kamen? Das Ganze ergab keinen Sinn.
    Doch während Sarah dieser Gedanke noch beschäftigte, machte Bartleby erneut einen Satz nach vorn und zerrte sie erbarmungslos weiter.
     
    Elliott führte die Jungen von der Lichtung in ein dichtes Gestrüpp, wobei Will mühsam hinter den anderen hertorkelte. Chester und Cal machten sich Sorgen um ihn, wussten aber nicht, wie sie ihm hätten helfen sollen. Als sie aus dem Unterholz hervortraten, lag erneut ein Strandabschnitt vor ihnen. Elliott führte sie ein kurzes Stück am Wassersaum entlang, und es sah aus, als hätten sie eine kleine Bucht erreicht, doch in der pechschwarzen Finsternis ließ sich das nicht genau erkennen.
    Will war in schlechter Verfassung. Da die Wirkung des Pflanzenkerns nachließ, den Elliott ihm gegeben hatte, fühlte er sich zum Umfallen müde und wurde von abgrundtiefer Erschöpfung übermannt. Er ging so steifbeinig wie Frankensteins Monster – ein Eindruck, der durch sein Sichtgerät noch verstärkt wurde. Als er zu den anderen aufschloss, musterte Elliott ihn scharf.
    »Er ist fix und fertig, er braucht Schlaf«, wandte sie sich an Chester und Cal, als wäre Will gar nicht anwesend. Und tatsächlich zeigte er keinerlei Reaktion auf ihre Bemerkung und blieb nur schwankend an Ort und Stelle stehen. »Im Augenblick ist er für nichts und niemanden zu gebrauchen.«
    Chester und Cal tauschten verwirrte Blicke; sie verstanden nicht, worauf das Mädchen hinauswollte.
    »Zu gebrauchen?«, wiederholte Chester fragend.
    »Ja, und das können wir uns nicht leisten.« Dann wandte sie sich Cal zu und musterte auch ihn von Kopf bis Fuß. »Was ist mit dir? Wie geht es deinem Bein?«
    Chester begriff sofort, dass Elliott sich ein Bild von ihrem körperlichen Zustand verschaffen wollte. Er wusste zwar nicht, aus welchem Grund sie das tat, aber ihr Ton gefiel ihm nicht – er machte ihn misstrauisch. Natürlich durfte er sich nichts vormachen: Wenn sie den Styx entkommen wollten, mussten sie alle fit sein. Aber Elliotts Frage war für ihn mehr als beunruhigend.
    »Seinem Bein geht es schon viel besser. Er hat es geschont«, sagte er schnell und sah Cal dabei scharf an, der Chesters Eingreifen ein wenig überrascht zur Kenntnis nahm.
    »Kann er nicht für sich selbst sprechen?«, knurrte Elliott finster.
    »Doch, klar, tut mir leid«, murmelte Chester entschuldigend.
    »Also, wie steht’s mit deinem Bein?«
    »Wie Chester schon gesagt hat … viel besser«, erwiderte Cal und dehnte und streckte das Bein, im Versuch, Elliott zu beruhigen. Tatsächlich war es jedoch vollkommen steif, und jedes Mal, wenn er es belastete, wusste er nicht, ob es ihn tragen würde oder nicht.
    Elliott musterte erneut sein Gesicht. Als sie ihre Aufmerksamkeit anschließend auf Chester richtete, fragte Cal sich, wie sie seinen Zustand wirklich einschätzte und ob er ihren Anforderungen wohl genügte. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen, da Will im nächsten Augenblick das Wort »müde« murmelte – nur ein einziges Mal –, sich auf den Boden sinken ließ und hintenüberkippte. Sekundenbruchteile später fiel er in einen Tiefschlaf und begann, laut zu schnarchen.
    »Er ist bewusstlos. In ein paar Stunden ist er wieder fit«, sagte Elliott und wandte sich an Cal: »Du bleibst bei deinem Bruder. Und behalte das Ufer im Auge … vor allem den Damm.« Sie reichte ihm das Ersatz-Fernrohr und wies auf das Meer und die undurchdringliche Dunkelheit, in der sich irgendwo der Strandabschnitt und der Damm befanden. »Falls du irgendetwas siehst, informier mich sofort – ganz egal, wie klein oder unbedeutend es dir erscheinen mag. Es ist wirklich wichtig, dass du wachsam bleibst … verstanden?«
    »Wieso, wohin gehst du denn?«, fragte Cal und versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Er hatte sich schon

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