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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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zuvor Sorgen darüber gemacht, dass Elliott und Drake ihn im Stich lassen könnten – und jetzt, da Drake nicht mehr da war, meldete sich diese Furcht vehement zurück. Hatte sie vor, sich mit Chester aus dem Staub zu machen und ihn und Will sich selbst zu überlassen?
    »Nicht weit … ich will nur etwas Nahrung suchen«, erklärte Elliott. »Pass auch auf den Rucksack auf«, sagte sie, nahm das schwere Gepäck ab und ließ es neben Will auf den Boden sinken. Diese einfache Geste zerstreute Cals Bedenken – ohne ihre Ausrüstung würde sie nicht weit kommen. Er sah, wie sie aus der Seitentasche des Rucksacks einige Beutel herausholte und dann in der Dunkelheit verschwand, dicht gefolgt von Chester.
     
    »Wie geht es dir?«, wandte Chester sich an Elliott, während sie nebeneinanderher liefen. Er hatte seine Laterne auf die kleinste Stufe gestellt und schirmte sie, wie befohlen, zusätzlich mit der Hand ab, sodass ihm nur ein hauchdünner Lichtstrahl den Weg wies. Wie üblich benötigte Elliott überhaupt kein Licht, um sich zu orientieren; es schien, als wäre sie sich ihrer Umgebung auf übernatürliche Weise bewusst. Sie bewegten sich nun weiter in die Bucht hinein, das dichte Unterholz ständig zu ihrer Linken, das Meer zu ihrer Rechten.
    Elliott hatte auf seine Frage nicht reagiert und lief einfach schweigend weiter. Chester vermutete, dass sie an Drake dachte. Er wusste, wie verzweifelt sie über seinen Tod sein musste, und fühlte sich verpflichtet, etwas zu sagen. Doch es fiel ihm unglaublich schwer, sich dazu zu überwinden. Obwohl er während der zahlreichen gemeinsamen Patrouillen eine Menge Zeit mit Elliott verbracht hatte, hatten sie auf diesen Ausflügen nicht gerade viel miteinander geredet. Chester erkannte, dass er seit dem Tag, an dem sie und Drake ihn und Will aufgegriffen hatten, kaum etwas über sie erfahren hatte. Sie blieb für sich, war so flüchtig wie eine leichte, mitternächtliche Brise, die man spüren, aber nicht berühren konnte.
    Er versuchte es erneut.
    »Elliott, geht es … geht es dir wirklich gut?«
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, erwiderte sie kurz angebunden.
    »Ich möchte bloß, dass du weißt, dass es uns allen sehr leidtut wegen Drake. Wir verdanken ihm … alles.« Chester hielt einen Moment inne. »War es schrecklich, als Will … äh … als er …?«
    Elliott blieb abrupt stehen und stieß ihn fest gegen die Brust – mit einer solch ungezügelten Aggressivität, dass es Chester die Sprache verschlug. »Versuch ja nicht, mich wie ein rohes Ei zu behandeln! Ich brauch kein Mitleid! Von niemandem!«
    »Ich wollte doch gar nicht …«
    »Hör einfach auf damit, okay?«
    »Hör zu, ich mach mir Sorgen um dich«, sagte er entrüstet. »Wir alle machen uns Sorgen um dich.«
    Elliott stand einen Moment da; ihre Anspannung schien ein wenig nachzulassen, und ihre Stimme klang heiser, als sie schließlich reagierte. »Ich will es einfach nicht glauben, dass er tot ist.« Sie schluchzte leise. »Er hat oft davon gesprochen, dass für einen von uns oder für beide dieser Tag kommen würde und dass davon die Welt nicht untergeht. Er meinte, man müsse darauf vorbereitet sein, dürfe sich aber nicht herunterziehen lassen. Man solle nicht zurückschauen, sondern müsse das Beste aus der Situation machen …« Sie rückte das Gewehr auf ihrem Rücken gerade und nestelte dabei am Riemen herum. »Ich versuche ja, das zu tun, was Drake gesagt hat, aber es ist schwer.«
    Als Chester ihr verschwommenes Gesicht im Dämmerlicht seiner Lampe betrachtete, erschien es ihm, als würde die raue Schale von ihr abfallen und ein sehr verängstigter, völlig verlorener Teenager zum Vorschein kommen. Vielleicht sah er in diesem Moment zum ersten Mal die wahre Elliott.
    »Wir sitzen alle im gleichen Boot«, sagte er leise.
    »Danke«, erwiderte sie mit gedämpfter Stimme und mied dabei seinen Blick. »Und jetzt lass uns lieber wieder weitergehen.«
    Schließlich gelangten sie an einen kleinen Uferabschnitt der Bucht, der den Eindruck erweckte, als liege ein Schatten auf ihm. Bei näherer Betrachtung entdeckte Chester, dass dies jedoch nicht mit dem Licht zusammenhing, sondern mit einem dunkleren und schwereren Sediment, das sich in dem seichten Gewässer abgesetzt hatte.
    »Hier sollten wir fündig werden«, verkündete Elliott und reichte Chester die Beutel. Sie stieg ins Wasser, beugte sich nach vorn und ließ die Hände über den Boden gleiten, als suche sie nach etwas.
    Tastend bewegte sie

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