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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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die Hand aus und fuhr mit den Fingern über die Worte, die seinen Lichtstrahl reflektierten, als wären sie in Metall gehauen.
    »Dad! Dad war hier!«, rief er wieder und wieder. Er war so begeistert, dass er ganz vergaß, dass sie sich im Haus möglichst leise verhalten wollten. »Mein Dad war hier!«
    Chester und Cal, die durch seine lauten Rufe aufgeschreckt worden waren, kamen in die Eingangshalle gerannt.
    »Will? Was ist los, Will?«, rief Chester besorgt.
    »Seht euch das an! Er ist hier gewesen!«, sprudelte Will hastig hervor, vollkommen außer sich vor Freude.
    Die beiden Jungen lasen die Inschrift, doch Cal schien nicht besonders beeindruckt zu sein. Er lehnte sich gegen die Wand, gähnte und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Ich frage mich, wie lange es wohl her ist, dass er hier war«, sagte Will.
    »Unfassbar!«, staunte Chester, als auch er die Worte gelesen hatte. »Das ist echt abgefahren!« Er schenkte Will ein breites Grinsen, teilte die Begeisterung seines Freundes. Dann runzelte er die Stirn, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. »Meinst du, das waren seine Fußabdrücke in der Bibliothek?«
    »Darauf kannst du wetten!«, erwiderte Will atemlos. »Aber ist das nicht einfach der Wahnsinn? Wenn das kein Zufall ist – wir haben genau denselben Weg genommen wie er.«
    »Wie der Vater, so der Sohn.« Chester schlug Will anerkennend auf die Schulter.
    »Aber er ist nicht sein Vater«, ertönte eine mürrische Stimme aus den Schatten hinter Chester. Cal trat kopfschüttelnd ins Licht. »Nicht sein leiblicher Vater«, fügte er verdrossen hinzu. »Und er hatte nicht einmal den Mumm, dir das selbst zu sagen, oder, Will?«
    Will reagierte nicht; er wollte nicht zulassen, dass sein Bruder ihm diesen Moment ruinierte. »Na jedenfalls können wir nicht lange hierbleiben, falls Dad mit der Radioaktivität recht hat«, sagte er schließlich und betonte dabei bewusst das Wort Dad, ohne Cal jedoch anzuschauen. »Und da sämtliche Wände mit Blei verkleidet sind, denke ich, dass er tatsächlich recht hatte. Hier, fühlt mal.« Er berührte die Wand unterhalb der Inschrift, und Chester folgte seinem Beispiel. »Das muss eine Art Abschirmung sein.«
    »Ja, fühlt sich kalt an, genau wie Blei«, pflichtete Chester seinem Freund bei und sah sich im Raum um. »Ob das wohl für das ganze Haus gilt?«
    »Das liegt doch auf der Hand, ihr Dämlacke. Hab ich euch nicht gesagt, dass die Luft in den Tiefen schlecht ist?«, schnaubte Cal verächtlich, stapfte durch den Staub zurück in die Bibliothek und ließ die beiden Freunde allein.
    »Jedes Mal, wenn ich gerade denke, dass er vielleicht doch kein totaler Vollidiot ist, geht er hin und macht alles wieder kaputt«, brummte Chester kopfschüttelnd.
    »Ignorier ihn einfach«, meinte Will.
    »Er mag zwar aussehen wie du, aber da endet die Ähnlichkeit zwischen euch beiden auch schon«, fauchte Chester. Das Verhalten von Wills jüngerem Bruder ärgerte ihn maßlos. »Dieser Knirps interessiert sich nur für einen Menschen, und das ist er selbst! Ich weiß genau, was er für ein Spielchen treibt … er versucht ständig, mich auf die Palme zu bringen … er isst mit weit geöffnetem Mund, nur um mich …« Chester hielt mitten in seiner Tirade inne, als er den abwesenden Ausdruck auf Wills Gesicht bemerkte. Sein Freund hörte überhaupt nicht zu, starrte stattdessen auf die Inschrift an der Wand, vollkommen versunken in Gedanken an seinen Vater.
     
    Während der darauffolgenden vierundzwanzig Stunden ließen die Jungen es ruhig angehen und verbrachten die Zeit teilweise schlafend auf dem Bibliothekstisch und teilweise mit Streifzügen durch das große Haus. Als Will sich in den verschiedenen Räumen umsah, bereitete ihm der Gedanke, dass die Styx einst hier gelebt hatten, ein unbehagliches Gefühl, auch wenn ihre Anwesenheit an diesem Ort schon viele Jahre zurücklag. Seine Erkundungstouren brachten jedoch keine weiteren Spuren seines Vaters zutage, und er konnte es kaum erwarten, endlich aufzubrechen. Die Vorstellung, dass Dr. Burrows sich vielleicht noch in der Gegend aufhalten könnte, beflügelte ihn – er wollte ihn unbedingt einholen. Mit jeder Stunde wuchs seine Ungeduld, bis er es nicht länger aushielt. Er weckte die beiden Jungen, teilte ihnen mit, sie sollten ihre Sachen packen, und marschierte dann in die Eingangshalle, um auf sie zu warten.
    »Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas stimmt mit diesem Haus nicht«, wandte Will sich an Chester, als

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