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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Ausgang des Tunnels, der in eine weitere Höhle führte – zumindest nahm Will das an.
    Als sie tiefer in die Höhle eindrangen, wurde ihnen jedoch schon bald bewusst, dass sich dieser Bereich vollkommen von allen anderen großen Höhlenkammern unterschied, denen sie bisher begegnet waren.
    »Warte mal, Will! Ich glaube, ich hab Lichter gesehen«, sagte Cal.
    »Wo?«, fragte Chester.
    »Dort … und da drüben. Seht ihr sie auch?«
    Angestrengt blinzelten Will und Chester in die undurchdringliche Dunkelheit.
    Doch der Versuch, die schwach funkelnden Lichter direkt sehen zu wollen, erwies sich als zwecklos – sie mussten seitlich daran vorbeischauen, um überhaupt etwas zu erkennen.
    Schweigend drehten sie die Köpfe langsam von links nach rechts und bestaunten die winzigen Lichtpunkte, die eher wahllos über den Horizont verteilt waren. Die Lichter schienen sehr weit entfernt zu sein und wie durch einen Farbschleier zu pulsieren – so wie Sterne in einer warmen Sommernacht.
    »Das müsste die Große Prärie sein«, verkündete Cal urplötzlich.
    Will wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Allmählich dämmerte ihm, dass die Ebene vor ihnen wirklich unfassbar groß sein musste – eine beängstigende Vorstellung, weil die Dunkelheit seinem Verstand einen Streich spielte, sodass er nicht sagen konnte, ob die Lichter tatsächlich weit entfernt oder vielleicht ganz nah waren.
    Gemeinsam bewegten sich die Jungen vorsichtig weiter. Selbst Cal, der sein ganzes Leben in den riesigen Kavernen der Kolonie verbracht hatte, kannte nichts Vergleichbares. Während die Höhlendecke eine relativ gleichbleibende Höhe aufwies, etwa fünfzehn Meter vom Boden zur Decke, erstreckte sich die Ebene wie ein gähnendes, unendliches Loch vor ihnen. Obwohl die Jungen das Licht ihrer Laternen bündelten, war der Rest der Höhle nicht zu erkennen. Vor ihnen lag eine undurchdringliche Dunkelheit, von keinem Pfeiler, Stalagmiten oder Stalaktiten unterbrochen. Und erstaunlicherweise wehte ihnen eine sanfte Brise entgegen, die ihnen etwas Kühlung schenkte.
    »Das sieht verdammt groß aus!«, fasste Chester das in Worte, was Will in diesem Moment dachte.
    »Ja, diese Prärie zieht sich endlos hin«, erwiderte Cal gleichgültig.
    Chester drehte sich zu ihm um. »Was meinst du mit endlos? Wie groß ist sie denn nun tatsächlich?«
    »Etwa einhundert Meilen«, sagte Cal nüchtern. Dann marschierte er los und ließ die beiden Jungen wie angewurzelt stehen.
    »Einhundert Meilen!«, wiederholte Will.
    »Wie viele Kilometer sind das?«, fragte Chester, erhielt von Will aber keine Antwort, da er viel zu sehr von den Ausmaßen der Höhle fasziniert war, um auf seinen Freund zu achten.
    Plötzlich platzte Chester der Kragen. »Das ist ja alles gut und schön, aber warum zum Teufel rückt dein Bruder nicht endlich mit der ganzen Wahrheit raus? ›Diese Höhle zieht sich endlos hin!‹ Nein, tut sie nicht! Cal ist so ein Blödmann! Entweder übertreibt er maßlos oder er erzählt uns nur häppchenweise, was er weiß«, schäumte Chester. Dann verzog er das Gesicht und wackelte verächtlich mit dem Kopf, während er Cal nachäffte. »Das hier ist die Stätte der Klamm … bla-bla … dies ist die Große Prärie … bla-bla-bla …«, fauchte er wütend. »Weißt du, was, Will, ich hab allmählich das Gefühl, dass er das nur deswegen macht, damit er mir eins auswischen kann.«
    »Uns« ,berichtigte Will ihn. »Aber jetzt sag doch mal selbst: Ist diese Höhle nicht einfach unfassbar? Absolut atemberaubend.« Will gab sich alle Mühe, das Thema zu wechseln und Chester auf andere Gedanken zu bringen. Ihm war klar, dass es früher oder später zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen seinem Freund und seinem Bruder kommen würde.
    »Ja, mir raubt sie auf jeden Fall den Atem«, erwiderte Chester sarkastisch und versuchte, mit seiner Lampe die Dunkelheit zu durchdringen, als wollte er beweisen, dass Cal unrecht hatte.
    Aber es sah danach aus, als erstreckte sich die Ebene tatsächlich endlos. Sofort stellte Will eine Theorie darüber auf, wie diese gigantische Höhle entstanden sein könnte: »Wenn durch … durch tektonische Bewegungen zwischen zwei lose übereinanderliegenden Gesteinsschichten Druck entsteht …«, erklärte er und legte zu Demonstrationszwecken eine Hand über die andere, »dann wäre es durchaus denkbar, dass sich die eine über die andere schiebt.« Er wölbte die obere Hand. »Bingo: Dann erhält man diese Art von Höhlenformation. Das

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