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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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das erkannte Will an der stoßweisen Atmung seines Freundes. Er hatte sich von der monatelangen Haft in der Arrestzelle noch immer nicht ganz erholt, trotz der kurzen Ruhephasen im Grubenzug und in der Bibliothek des alten Hauses.
    »Wie wär’s, wenn du umkehrst? Wir treffen dich dann nachher wieder am Eingang«, schlug Will vor.
    »Nö, ist schon okay«, keuchte Chester und quetschte sich stöhnend durch eine besonders schmale Passage. »Jetzt bin ich doch schon bis hier gekommen, oder?«, fügte er hinzu.
    »Okay. Wenn du dir sicher bist.«
    Obwohl Will gern schneller gekrochen wäre, um seinen Bruder einzuholen, hielt er sich bewusst zurück, weil er Chester nicht allein zurücklassen wollte. Nach ein paar Minuten stellte er erleichtert fest, dass die Deckenhöhe deutlich zunahm und beide wieder aufrecht gehen konnten.
    Und keine zwanzig Meter vor ihnen stand Cal und starrte gebannt auf eine Öffnung im Gestein, die wie ein Eingang zu einer weiteren langen Höhle aussah. Als Will und Chester ihre Glieder streckten, winkte er ihnen kurz zu und marschierte im nächsten Moment durch die Öffnung, wobei er seine Lampe vor sich herschwenkte. Will und Chester sahen ihm nach, als er aus der Sicht verschwand.
    »Er ist verdammt schnell, das muss ich ihm lassen. Irgendwie hat er was von einem dieser batteriebetriebenen Hasen«, meinte Chester, während seine Atmung sich etwas beruhigte.
    »Geht’s einigermaßen?«, fragte Will, da ihm auffiel, dass Chester sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Arme rieb und ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht lief.
    »Klar.«
    »Dann sollten wir zusehen, dass wir Cal einholen«, sagte Will. »Mir gefällt dieser Geruch überhaupt nicht. Der ist irgendwie widerlich süß«, fügte er hinzu und rümpfte die Nase.
    Wenige Augenblicke später erreichten sie die Stelle, an der Cal ihnen zugewinkt hatte, und schauten durch die Öffnung.
    Sie spürten nun, dass die Luft extrem trocken war. Der Geruch hatte sich enorm verstärkt, doch er duftete überhaupt nicht mehr verlockend – er hatte vielmehr etwas Unwirkliches an sich. Sofort begannen in Wills Kopf alle Alarmglocken zu schrillen. Er wusste instinktiv, dass der Geruch einen falschen Beigeschmack hatte, etwas extrem Künstliches.
    Cal erkundete bereits eine Fläche in der Höhle, die mit vielen großen Findlingen übersät war. Von diesen Felsblöcken ragten röhrenartige Strukturen, die in Büscheln angeordnet waren, bis zu mehreren Metern in die Höhe. Will hatte nicht die geringste Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte. Die Gebilde sahen nicht so aus, als wären sie durch Wasser geformt worden, das erkannte Will an ihrer Anordnung – für Stalagmiten wirkten sie zu organisiert. In der Mitte jedes Büschels saßen mehrere dicke Röhren von etwa zehn Zentimeter Durchmesser, um die herum sich kleinere, schräg nach oben ragende Exemplare gruppierten.
    Die Röhren besaßen eine etwas hellere Tönung als das Gestein, aus dem sie hervorgingen. Von seinem Standpunkt aus konnte Will erkennen, dass sie mit deutlich umrissenen Ringen versehen waren, und schloss daraus, dass die Gebilde ihre Gehäuse durch Absonderung einer Substanz vergrößerten und auf diese Weise wuchsen. Außerdem stellte er fest, dass sie mithilfe einer Art Harz – wie ein organischer Klebstoff – an den Felsblöcken hafteten. Diese Röhren waren lebende Organismen.
    Fasziniert trat er einen Schritt näher.
    »Will, meinst du, die Dinger sind ungefährlich?«, fragte Chester und packte ihn am Arm.
    Will reagierte nicht und versuchte nur, Chester von sich abzuschütteln. Er starrte wie gebannt auf die Gebilde in der Höhle, als die beiden Jungen plötzlich sahen, wie Cal ausrutschte. Schwankend griff er nach dem oberen Ende einer der Röhren, um sich festzuhalten, zog im nächsten Moment seine Hand aber ruckartig zurück, als ein Geräusch ertönte. Es schien, als hätte jemand mit dem Finger geschnipst – wie ein lautes Klicken. Cal fing sich wieder und richtete sich auf.
    »Aua«, sagte er leise und betrachtete seine Hand mit einem verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Cal, was ist los?«, rief Will.
    Für den Bruchteil einer Sekunde stand sein jüngerer Bruder einfach nur da, wandte ihnen den Rücken zu und starrte auf seine Hand. Dann brach er einfach zusammen.
    »CAL!«
    Will und Chester tauschten einen entsetzten Blick und schauten dann sofort wieder zu der Stelle, wo Cal reglos auf dem Boden lag. Will wollte auf ihn zustürmen, musste aber

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