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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Zeichen?«, fragte Joe Waites sofort und drängte näher ans Fenster der Kutsche.
    »Setz dich hin!«, zischte Rebecca ihn an wie eine aufgescheuchte Viper.
    »Aber was ist mit meiner Frau und meinen Töchtern?«, krächzte Joe mit einem verzweifelten Blick in den Augen. »Bekomme ich sie jetzt zurück?«
    »Vielleicht. Wenn du ein braver kleiner Kolonist bist und weiterhin das tust, was man dir sagt«, erwiderte Rebecca höhnisch. Dann wandte sie sich in der nasalen Klicksprache der Styx an seine Bewacher in der Kutsche: »Wenn wir hier fertig sind, sperrt ihn zu seiner Familie. Wir kümmern uns später um sie, sobald der Auftrag erledigt ist.«
    Besorgt schaute Joe Waites zu, wie der Styx neben ihm nickte und dann hämisch grinste.
    Rebecca schlenderte zurück zur ersten Kutsche und schwenkte dabei die Hüften auf eine Weise, wie sie sie bei den frühreifen Teenagermädchen in Übergrund gesehen hatte. Das war ihr Siegesgang – sie sonnte sich in ihrem Erfolg. Sie stand nun so dicht davor, dass sie ihren Sieg beinahe körperlich spüren, ihn fast auf der Zunge kosten konnte. Ihr Vater wäre so stolz auf sie gewesen. Sie hatte zwei Probleme zugleich angepackt und spielte zwei Widersacher nun gegeneinander aus. Das beste Ergebnis bestünde darin, wenn sie sich gegenseitig ausschalteten; doch selbst wenn am Ende einer übrig bleiben sollte, konnte sie demjenigen immer noch mühelos das Lebenslicht auslöschen. Welch ein eleganter Schachzug!
    Inzwischen hatte sie die erste Kutsche erreicht, in der der alte Styx saß.
    »Irgendwelche Fortschritte?«, fragte er.
    »Sie hat es geschluckt, und zwar voll und ganz.«
    »Hervorragend«, sagte der alte Styx. »Und was ist mit diesem ungelösten Problem?«, fragte er und neigte den Kopf in Richtung der zweiten Kutsche.
    Rebecca präsentierte jenes sanfte Lächeln, das sie auch bei Sarah so erfolgreich eingesetzt hatte.
    »Sobald Sarah sicher im Grubenzug sitzt, werden wir Waites und seine Familie in Stücke reißen und über die Felder der Westkaverne verstreuen. Dünger für die Pilze.«
    Dann rümpfte sie die Nase und verzog das Gesicht, als hätte sie etwas äußerst Unangenehmes gerochen. »Und das Gleiche gilt für die alte Hexe da drinnen«, sagte sie, zeigte mit dem Daumen auf das Haus der Familie Jerome und lachte leise in sich hinein, während der alte Styx anerkennend nickte.

17
    »Essen … kein Zweifel … hier riecht’s nach Essen«, sagte Cal, hob den Kopf und sog kräftig die Luft durch die Nase.
    »Essen?«, reagierte Chester sofort.
    »Ach was, ich riech nichts.« Will hielt den Blick gesenkt, während sie weitertrotteten, ohne genau zu wissen, wohin sie eigentlich gingen. Sie wussten nur eines: Sie waren dem Kanal nun schon mehrere Kilometer gefolgt und dabei auf nichts gestoßen, das auch nur annähernd wie eine Spur oder eine Fährte aussah.
    »Ich hab uns Frischwasser organisiert … in dem alten Haus, oder etwa nicht? Und jetzt werde ich für uns auch etwas zu essen aufspüren«, verkündete Cal in seinem üblichen großspurigen Ton.
    »Wir haben noch genügend Vorräte übrig«, erwiderte Will. »Sollten wir nicht lieber auf das Licht da vor uns zuhalten oder eine Straße oder so was suchen und uns möglichst von allem fernhalten, wo Kolonisten sein könnten? Ich schlage vor, wir versuchen, eine Ebene tiefer zu gelangen, dorthin, wo mein Dad inzwischen wahrscheinlich ist.«
    »Genau!«, pflichtete Chester ihm bei. »Und das gilt erst recht, wenn diese gottverlassene Gegend dafür sorgt, dass wir bald im Dunkeln leuchten.«
    »Na, das wäre doch mal praktisch«, warf Will ein.
    »Erzähl keinen Quatsch«, erwiderte Chester, musste dabei aber grinsen.
    »Tut mir leid, aber ich bin anderer Meinung«, mischte Cal sich in das Geplänkel der beiden Freunde ein. »Wenn es hier irgendwo eine Art Lebensmittelgeschäft gibt, dann sind wir wahrscheinlich in der Nähe einer Koprolithen-Siedlung.«
    »Ja, und weiter …?«, fragte Will herausfordernd.
    »Na ja, dein sogenannter Vater … er wird auch auf der Suche nach Nahrung sein«, argumentierte Cal.
    »Stimmt«, räumte Will ein.
    Schweigend trotteten die drei ein Stück weiter, bis Cal plötzlich in einer Art Singsang verkündete: »Der Geruch wird immer stärker.«
    »Ich glaube, du hast recht. Da liegt tatsächlich irgendwas in der Luft«, sagte Will, blieb stehen und schnupperte.
    »Hm, vielleicht der Geruch einer Imbissbude?«, meinte Chester wehmütig. »Für ’nen Hamburger mit Pommes würde ich jetzt

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