Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
auf.
    »Du willst mich verkaufen?«, fragte Turil, nachdem sich der Aufruhr ein wenig gelegt hatte.
    »Das ist bloß eine Redensart«, beschwichtigte Garscht. »Mach dir keine Sorgen. Überlass alles Weitere mir. Ich bringe dich wie versprochen bei der Schwester meines Leibeigenen unter, und dann beschaffe ich dir alle Informationen, die du haben möchtest.« Er hielt Turil einen schmutzigen Papierfetzen hin, der von einigen wenigen, fast verblassten Schriftzeichen bedeckt war. »Unterschreibe hier, hier und hier - keine Angst, ich will dich nicht übervorteilen -, und alles wird so erledigt, wie du es haben willst.«

    »Nein.« Turil zog seinen Strahler aus dem Mantel und gab einen Warnschuss in den nahen Urwald ab. Es zischte; ein Baum knirschte und stürzte schwer zu Boden. Garscht stieß einen Schreckensschrei aus; alle Karantiker liefen panisch davon, verschwanden im Halbdunkel ihrer Behausungen.
    Der Steigenwächter keckerte nervös. »Das ist alles nur ein Missverständnis, Turil von den Sternen!« Er legte eine Krallenhand wie zum Schwur auf seine gefiederte, weit vorgereckte Brust. »Ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich dir nichts Böses will.«
    Turil beugte sich vor und packte Garscht am Schlafittchen. »Das hoffe ich für dich, kleiner Springinsfeld. Ich habe mich ausführlich über euch Karantiker informiert, bevor ich auf Faurum landete. Ich weiß, dass Moral und Anstand hierzulande Fremdwörter sind. Verschone mich mit deinen kleinen Spielchen, sonst haben wir beide ein Problem. Verstehst du mich?« Turil stieß den Steigenwächter grob von sich.
    Der Karantiker taumelte und pendelte eine Weile auf seinem Bein hin und her, bevor er sein Gleichgewicht wiederfand. Er schwieg eine Weile, als müsse er nachdenken, und rief dann laut: »Tut mir leid, Jungs; die Feier ist abgesagt. Wir dürfen Turil weder essen noch verkaufen. Schande über ihn, seine Familie und all jene, die ihm nahestehen. Betet zu Loap, dass bald ein Dümmerer vorbeikommt, den wir abzocken können.«
    Loap. Der Name des Steingotts, um den er sich kümmern sollte, ließ Turil aufhorchen.
    Die Karantiker murrten und zischten eine Weile in der Sicherheit ihrer Verstecke - und kümmerten sich dann nicht weiter um ihn. So rasch die Aufregung rings um Turil entstanden war, so rasch legte sie sich auch wieder.

    »Jetzt bringst du mich gefälligst zur Schwester deines Leibeigenen«, forderte Turil von Garscht.
    »Sagte ich Schwester?« Der Kleine kratzte sich nervös am Bauch. »Du musst dich verhört haben. Ich meinte, dass der Bruder meines Cousins väterlicherseits in Treblinks Steige, unweit von hier, jemanden kennt, der jemanden kennt, der eine Pension führt. Hier im Dorf wirst du leider niemanden finden, der dir Quartier geben kann.«
    »Dann werde ich mit deiner Hütte vorliebnehmen müssen, Garscht.« Er sah bedeutungsvoll auf seine Waffe.
    »Gerne, Turil«, beeilte sich der Karantiker zu sagen. Die Schnabelhälften klapperten erbärmlich schwach aufeinander. »Aber du bringst mich ganz schön in Verlegenheit. Was werden bloß meine Leibeigenen sagen …«
    »Erzähle ihnen, was du willst. Wichtig ist, dass ich rasch mit den Oroptikern in Kontakt treten kann.«
    »Ich dachte, du bist hier, um mit mir und meinen Landsleuten Geschäfte zu machen!«, kreischte Garscht.
    »Dann habe ich wohl gelogen.«
    »Du betrügst deinen Freund, Ratgeber, Manager und Beinahe-Besitzer?«, gab sich der Kleine empört. »Ich sollte sofort den Kontakt mit dir abbrechen und dich dem Dual-Rat melden.«
    »Der Dual-Rat besteht aus Mitgliedern beider faurumscher Völker«, flüsterte der Zeremonienmantel Turil zu. »Karantiker und Oroptiker sprechen gemeinsam Recht, wenn es von ihnen gefordert wird. Sie gehen dabei mit ziemlich viel Willkür vor. Außerdem müssen sie auf die Meinung der Priesterkaste Rücksicht nehmen …«
    »Ich habe bis jetzt noch keinen einzigen Priester gesehen«, hakte Turil über das Kehlkopfmikrofon nach. »Wo halten sie sich versteckt?«

    »Das weiß man nicht. Sie bleiben anonym. Es wurde noch niemals ein Angehöriger der Priesterkaste gesehen. Sie hinterlassen schriftliche Botschaften, wenn ihnen danach ist. Ihre Forderungen werden stets erfüllt; sowohl Oroptiker als auch Karantiker verlassen sich blind auf das Urteilsvermögen der Unsichtbaren.«
    »Wenn du mir hilfst, erwartet dich eine Belohnung«, sagte Turil laut zu Garscht.
    »Mein Freund! Mein Teuerster!« Garscht streckte die Flügelarme weit aus, als wollte er Turil

Weitere Kostenlose Bücher