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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Loap ausfindig zu machen und zu zerstören.
Erwischst du den falschen Stein, wird Loap, so sagt man, die gesamte Bevölkerung Faurums verfluchen und sich für alle Zeiten von ihr abwenden. Du würdest beide Volksgruppen, die Karantiker und Oroptiker, einem schrecklichen Schicksal überantworten. Denn ohne spirituelle Leitfigur bricht das komplexe Gesellschaftssystem auf Faurum zusammen.«
    Nun verstand Turil, warum Kiriast der Erfüllung dieses Auftrags bislang ausgewichen war. Seine Senilität war offensichtlich nicht so weit fortgeschritten, dass er die Problematik dieser Aufgabe nicht erkannt hätte.
    »Also schön«, sagte Turil. »Momed soll mich runterbringen. Ich werde mich umsehen, bevor ich mich den Priestern zu erkennen gebe.«
    »Zu erkennen geben? Den Priestern?!« Die GELFAR klang belustigt.
    »Findest du das witzig?«
    »Ich denke, du wirst auf Faurum einige Überraschungen erleben. Möchtest du Begleitschutz?«
    »Nein danke. Der Zeremonienmantel reicht vollkommen.«
    Turil wartete auf einen Einspruch, doch zu seiner Erleichterung enthielt sich sein Schiff jeglichen Kommentars. Er atmete tief durch. Er musste die Überwachungsmöglichkeiten des Schiffs so weit wie möglich einschränken. Sein Arbeitsgewand konnte er mit ein wenig Geschick abschalten, Licht und Schatten oder einen anderen Beobachter kaum.
    Turil schluckte eine intelligente Tablette, die ein antivirales Gazegeflecht über seine Schleimhäute legte. Dann zog er sich den Zeremonienmantel über die Schultern. Die Krallen tasteten sich in die Schulterhalterungen vor, und gleich
darauf strömte zusätzliche, dringend benötigte Kraft in ihn.
    »Momed ist bereit«, sagte die GELFAR. Turil fühlte sich umgehend auf die Oberfläche Faurums versetzt. Der Vorgang erschreckte durch seine Plötzlichkeit, wie immer. Er drehte sich zur Seite - und erbrach sich im dampfenden Grün eines Dschungels, dessen Gerüche und Geräusche im krassen Gegensatz zu der Sterilität seiner Totenbarke standen.
    Nachdem er seinen Magen unter schweren Krämpfen entleert hatte, widmete er sich zuallererst den Messsignalen des Zeremonienmantels. Sie signalisierten, dass er nichts zu befürchten hatte. All die unheilvoll glänzenden Lianenspitzen, die buntfarbenen Dornengewächse, die aufund zuklappenden Riesenblätter - sie konnten ihm nichts anhaben, solange er den Mantel für sich arbeiten ließ. Er war ausreichend gut geschützt.
    »Wo hast du mich abgesetzt, GELFAR?«, fragte Turil über das in den speckigen Mantelkragen eingearbeitete Funkgerät.
    »In der Nähe einer Ansiedlung namens Karums Steige«, antwortete das Schiff. »Dreihundert Schritte nach Norden - und du hast das Dorf erreicht.«
    300 Schritte. Die GELFAR spielte ihm neuerlich einen Streich. Das Grün rings um ihn war nahezu undurchdringlich. Es würde ihn eine Stunde oder mehr kosten, sich auf begehbare Wege oder Straßen vorzukämpfen.
     
    Einatmen. Zuschlagen und durchschwingen. Ausatmen. Einatmen. Zuschlagen und durchschwingen. Ausatmen.
    Während sich Turil in Richtung Karums Steige vorarbeitete, ließ er sich vom Zeremonienmantel weitere Daten
über Faurum übermitteln. Er erlernte die Grundzüge der hiesigen Sprachen und ihrer jeweiligen Grammatik, er verinnerlichte soziologische und kulturelle Besonderheiten der beiden Bevölkerungsgruppen. Die einen beherrschten die Planetenoberfläche, die anderen den Luftraum. Die Oroptiker, unterschiedlich groß gewachsene Geschöpfe, die der Gattung der Myzelien, der Pilzähnlichen, zuzurechnen waren, galten als intelligenter, aber auch als labiler. Turil musste zusehen, dass er mit einem führenden Oroptiker in Kontakt kam, wollte er das geheim gehaltene Versteck des Kitar ausfindig machen. Doch der Zugang zu den Pilzähnlichen führte über die vogelähnlichen Karantiker; so sagten es zumindest seine Unterlagen.
    Turil hatte vier Tage, um den Auftrag zu erledigen und den Steingott Loap zu vernichten. Und auch vier Tage, um den gefangen gesetzten Kitar ausfindig zu machen.
    Irgendwann hatte die Plackerei ein Ende. Turil erreichte eine schmale Bresche, die so etwas wie einen Weg darstellte. Kreisrunde Fußspuren zeigten sich im Morast. Links und rechts der Straße stapelten sich Kothaufen, auf denen sich Unmengen von achtbeinigen Insekten tummelten. Die vordersten Krabbler bedeckten die Abfälle mit abgebissenen Blättern, andere bespuckten die Masse, Unmengen nachdrängender Artgenossen rollten Kot, Blattteile und Spucke zu kleinen Kügelchen zusammen und

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