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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Shmau Pendrix wieder stehen. »Wir Humanes treffen selten eine vernunftbetonte Entscheidung. Wir lassen unser Herz sprechen, unsere Libido, unsere Ängste.« Mit einem langen, spitzen Finger deutete er auf Turil. »In dieser Gefühlsduselei besteht unser größtes Manko, Turil. Wenn du eine Arbeit zu erledigen hast, dann lass deinen Verstand arbeiten. Schließ alles weg, das dich beeinflussen könnte. Höre auf die kleinen grauen Zellen in deinem Kopf. Manche Dinge, die du tust, mögen dir falsch vorkommen, weil du dich mit deinem Gewissen herumschlagen musst. Aber glaube mir eines: Dein Bauch wird niemals so präzise arbeiten wie dein Verstand.«
    »Selbst dem größten Strategen können Fehler unterlaufen«, beharrte Turil störrisch. Der Admiral lieferte ihm Antworten, die ihm so nicht gefallen wollten. Sie ähnelten allzu sehr den Leitsprüchen der Thanatologen.
    »Selbstverständlich. Weil ich mich irrte, habe ich böse Dinge getan; weil ich zu sehr auf Daten und Fakten vertraute; weil ich schlecht beraten war.«
    »Und wie gehst du heute mit diesen Fehlern um? Plagt dich denn nicht ein schlechtes Gewissen?«
    Shmau Pendrix lächelte. »Gewissen ist ein Luxus, den ich mir niemals leisten konnte. Ich erledigte die Dinge, weil sie getan werden mussten.«
    Weil sie getan werden mussten, wiederholte Turil in Gedanken.
»Lassen wir es gut sein für heute«, sagte er und entließ Shmau Pendrix mit einem Handwinken. Der Kreavatar nickte ihm knapp zu und schwebte davon.
    Nein, diese Auskünfte gefielen Turil ganz und gar nicht. Sie erschienen ihm falsch. So, wie ihm sein ganzes Leben im erstickend engen Gefüge der Totengräber falsch vorkam.
     
    Der Sprung ins Faurum-System brachte keinerlei unangenehme Begleitphänomene oder körperliche Abwehrreaktionen mit sich. Die beiden Psycho-Avatare hatten das Bestmögliche aus dem Schiffskind herausgekitzelt und es eine vom Kautium forcierte Reise durch die Schwärze des Weltalls realisieren lassen, wie sie Turil selten zuvor erlebt hatte.
    Mit nur leichten Kopf-und Genickschmerzen richtete sich der Totengräber von seinem Ruhelager auf. Augenblicklich waren Med-Hexen da, die ihn zu massieren begannen.
    »Zeig mir Faurum!«, forderte Turil die GELFAR auf. Der Gedanke, dem Schiff für eine Weile zu entkommen, machte ihn froh.
    Eine grünbraune Welt entstand unmittelbar vor dem Totengräber. Sie wirkte zusammengestaucht, die Krakenarme weißblauer Gletscherzungen ragten von den Polen weit in die insgesamt drei Kontinente hinein. In der nördlichen Planetenhalbkugel hatten sich fjordähnliche Landschaften gebildet, während auf der Südhälfte Faurums sanfte und unaufgeregte Landschaftsformen vorherrschten. Turil nahm die mitgelieferten Daten kommentarlos auf. Faurum war eine Welt, die hervorragende Lebensbedingungen für viele sauerstoffatmende Völker bot. Auch er würde sich dort wohlfühlen; nur die Atemluft würde ihm etwas zu feucht
und zu stickig vorkommen, und er musste sich einen Gazefilter in Rachen-und Nasenraum einpflanzen, um möglichen Viruserkrankungen vorzubeugen.
    »Wo befindet sich dieser Steingott Loap?«, fragte er die GELFAR.
    Das Zentrum des kleinsten Kontinents, der entlang der Äquatorlinie von mehreren Braunflächen gekennzeichnet war, wurde herangezoomt. Savannenlandschaften, befand Turil, sobald die Auflösung ausreichend gute Aufnahmen lieferte.
    Inmitten der größten Savanneninsel existierte eine freie Fläche. Sie war bar jeglichen Bewuchses. Sand wirbelte umher, von Windhosen mal hier-, mal dorthin getragen.
    Ein riesiger Felsbrocken, gut und gern 3 000 Meter im Durchmesser und wie eine gewaltige Trutzburg inmitten der Ödnis wirkend, geriet immer weiter in den Fokus der Aufnahmen. Das Gestein glänzte rotgolden in strahlendem Sonnenlicht.
    » Dort lebt der Steingott Loap?«, fragte Turil.
    »Das Plateau wird von den Einheimischen als Götterberg bezeichnet«, sagte die GELFAR. »Jeder Steinbrocken, jeder Kiesel losen Gerölls, jedes Staubkörnchen auf diesem Höhenzug gilt als heilig. Die einheimischen Gläubigen haben bislang mehr als sechs Milliarden Brocken gezählt. Alle sind sie Götter, alle erfüllen sie bestimmte Funktionen. Und einer von ihnen ist Loap, der König unter Königen.«
    »Wo, bitte schön, befindet sich der gute Herr Loap nun ganz genau?«
    »Das weiß ich nicht.« Täuschte sich Turil, oder mischte sich Häme in die Stimme der GELFAR? »Nur wenige Eingeborene auf Faurum kennen seine Identität. Es wird deine Aufgabe sein,

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