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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der Sklave arbeitet für seinen Herrn.«
    Turil verzichtete darauf, mit der Frau zu argumentieren. Er verabschiedete sich von ihr und begutachtete jene Waren, die nahe einer Betonfläche gestapelt wurden. Da waren Tonkrüge und Bastkörbe, mit Erde gefüllte Schubkarren und gläserne Gefäße, in denen eine melasseähnliche Flüssigkeit vor sich hin köchelte. Schwere Trossen und Haken rings um den Platz verrieten, dass hier die Luftschiffe der Oroptiker verankert wurden.
    Turil ging weiter. Bald ließ er das Zentrum von Karums Steige hinter sich. Willkürlich wählte er einen Weg, der in ein verschlungenes Gassenwerk hineinführte. Die Hütten aus grob gehauenem Stein standen nun eng beisammen. Turil konzentrierte sich auf seine - vordergründige - Aufgabe. Er musste Informationen sammeln, er musste diese Welt verstehen lernen.
    Ein junger, wuseliger Karantiker saß vor einer der schäbigen Hütten und bot mit heller Stimme »Göttersteine« an.
    »Was ist das für Geröll?«, fragte der Totengräber despektierlich. »Sind das Replikate?«
    »Du musst Garschts Gast sein«, piepste der Junge. »Der Ahnungslose, der sich das Geld aus den Nasenlöchern ziehen lässt. Kein Wunder, dass du einen leibhaftigen Gott nicht einmal erkennst, wenn du ihm gegenüberstehst!« Er deutete auf einen faustgroßen, an einer Kante abgebrochenen Granitstein. »Beuge dein Haupt vor Bendrin, dem Gott-unterdrückten-Zorns-zur-Mittagszeit. Sein Fluch wird dich treffen, wenn du seinem Obersten Repräsentanten, also mir, nicht augenblicklich einen Obolus überreichst, mit dessen Hilfe Bendrin gepflegt und gereinigt werden kann.
Mit derselben Summe musst du dich bei Charastir entschuldigen, dem Gott-der-fast-unglaublichen-Schlamperei, dessen Zwillingsschwester Charastar, die Göttin-der-fast-unglaublichen-Pedanterie, ich ebenfalls aufbewahre und mit meinem Leben beschütze.«
    »Mit deinem Leben?« Turil beugte sich weit über das sandbedeckte Tuch, auf dem winzige Insekten zwischen den ruhig schlummernden Gottheiten hin und her irrten. »Könntest du diese … diese schier übermächtigen Götter auch töten?«
    »Selbstverständlich.« Der Junge blickte sich nach allen Seiten um und zog dann einen Hammer aus einer Brusttasche hervor, auf dessen rauer Schlagfläche sich feinste elektrische Entladungen zeigten. »Mit diesem Werkzeug der Titanen wurden bereits Schawuk, die Göttin-permanenten-Unwohlseins-während-der-Schwangerschaft und Chinchin, der-Gott-der-niemals-Gott-sein-wollte hingerichtet. In heldenhafter Manier hat Awalchuk der Große - das bin ich - einem wahrhaft bösen Oroptiker das Werkzeug entrungen. Das ich im Übrigen auch bereit wäre zu veräußern, wenn der richtige Käufer daherkäme.« Awalchuks Schnabelhälften klapperten aufeinander. Das sanfte Geräusch kündete davon, dass die Hornhaut noch weich und formbar war. »Welch Eingebung überfällt mich just in diesem Moment?! Mich deucht, du wärst exakt dieser Käufer, der einen Gottesmörder sucht!«
    Was machst du so lange bei diesem Jungen?, fragte der Zeremonienmantel, diesmal per Gedankenübertragung. Die Anschlussstücke schmerzten, Turils wichtigstes Kleidungsstück machte sich mit allem Nachdruck bemerkbar. Siehst du denn nicht, dass er lügt, sobald er den Schnabel aufmacht? Die Karantiker sind nicht vertrauenswürdig. Du vertändelst deine Zeit in diesem Drecksloch …

    Lass mich gefälligst in Ruhe!, dachte Turil mit aller Kraft. Ich weiß, was ich zu tun habe!
    »Also schön, Awalchuk«, sagte Turil. »Du hast mich durchschaut. Mag sein, dass ich einen Gottesmörder benötige.«
    »Man nennt mich nicht zu Unrecht den Großen.« Etwas kleinlauter fügte der Junge hinzu: »Bedauerlicherweise sieht das meine Mutter ganz anders …«
    »Kann man mit diesem wunderbaren Werkzeug denn jeden Steingott töten?«
    »Nicht nur das! Du kannst ihn atomisieren und damit aus der Erinnerung aller Intelligenzwesen des Kahlsacks tilgen.«
    »Warum ist Schawuk, die Göttin-permanenten-Unwohlseins-während-der-Schwangerschaft dann den meisten gebärenden Frauen geläufig?«
    »Willst du mich der Lüge zeihen?«, tat Awalchuk empört. »Selbstverständlich wurde Schawuk vernichtet; doch unglückseligerweise trat Bisra, die Göttin-permanenten-Unwohlseins-während-des-ersten-Drittels-der-Schwan- gerschaft an ihre Stelle.«
    »Ich verstehe.« Der Junge gefiel Turil. »Es ist bedauerlich, dass das Feld der Götter so groß und so reich besetzt ist.«
    Awalchuk legte seinen Kopf

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