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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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an sich drücken und herzen. »Selbstverständlich helfe ich dir!«
    Turil zupfte an einem bestimmten Gewebeteil seines Zeremonienmantels. Ein Kurzschluss deaktivierte einen Großteil der Funktionen. Die Verbindung zur GELFAR wurde gekappt, das Schiffs-Zerebral würde nichts von dem mitbekommen, was er von nun an mit Garscht besprach. »Hast du jemals von einem Fremdwesen gehört, das in den Kavernen deines Heimatplaneten gefangen gehalten wird?«, fragte er leise.
    »Ein Gefangener? Wir Karantiker sind die herzlichsten Wesen des gesamten Kahlsacks, und wenn ich auch von den Oroptikern nicht das Gleiche behaupten kann, so glaube ich doch nicht, dass sie insgeheim Aufenthaltsanstalten mit intensiv reguliertem Lebensverlauf unterhalten. Nein - das kann ich mir nicht vorstellen, und schon gar nicht in … in … Wie hoch, sagtest du, würde meine Belohnung ausfallen, könnte ich dir bei deinen Handelstätigkeiten helfen?« Garscht rieb sich die Hände.
    »Erstens behältst du dein Leben.«
    »… was ein nicht unbeträchtlicher Vorteil ist, wenn man Geld zum Ausgeben besitzt. Aber irgendwie befriedigt mich diese Antwort noch nicht allzu sehr.«

    »Zweitens verfüge ich über Know-how, mit dessen Hilfe du Karums Steige nach deinen Wünschen umgestalten könntest und zum ersten Bürger der Stadt aufsteigen würdest.«
    »… was neben den zweifellos vorhandenen Vorteilen auch eine Menge an zusätzlichen Bürden bedeutet. Früh aufstehen, lange wach bleiben - es gibt angenehmere Arten, sein Leben zu gestalten.«
    »Drittens verfüge ich über beträchtliche Barmittel in kahlsackweit anerkannten Währungen.«
    »Ich glaube, wir kommen ins Geschäft, mein liebster Freund …«
     
    »Morgen landet Karkarkar, der Oroptiker«, sagte Garscht zufrieden. Er streichelte über den satt aufgeladenen Konto-Chip an seinem Arm. »Wenn du ihn mit einer ähnlichen Summe wie mich zu überreden versuchst, ist er sicherlich bereit, dich zu den Kavernen von Atarakt zu bringen. Dort könntest du fündig werden.«
    Turil tastete ein zweites Mal über die beschädigte Stelle im Gewebe des Zeremonienmantels und stellte den Kontakt zur GELFAR wieder her. Er war zufrieden. Binnen weniger Stunden hatte er die Spur des gefangen gehaltenen Kitar aufgenommen.
    Er machte es sich in Garschts Behausung so bequem wie möglich, reinigte und desinfizierte die dreckstarrenden Räumlichkeiten, vertrieb Wanzen und Läuse mit Ultraschall und erschoss die unangenehmeren Mitbewohner des Karantikers. Er achtete nicht auf das Gezeter des Kleinen, der wie wild herumhüpfte und sich beschwerte, dass er »in dieser höchst unüblichen Ordnung niemals wieder etwas wiederfinden« würde.

    Irgendwann verstummte der Karantiker und nickte ein. Er und Seinesgleichen verbrachten mehr als zwei Drittel des Lebens in tiefem Schlaf. Ihre Lebensweise stand damit in krassem Gegensatz zu den eigentlichen Beherrschern Faurums, den Oroptikern, die praktisch nie ruhten.
    Nachdem die Schlafstatt zumindest in Ansätzen seinen Ansprüchen genügte, machte sich Turil daran, das Dorf zu erkunden. Mittlerweile hatten sich die Straßen und Wege belebt. Männlein und Weiblein hüpften lustlos umher. Sie trugen Bottiche mit einer übelriechenden, dickflüssigen Substanz zu einer betonierten Fläche nahe dem Dorfzentrum. Mit jedem Hüpfsprung schwappte Flüssigkeit über die Ränder der tönernen Gefäße, ergoss sich auf den Boden und hinterließ ätzende Dampfspuren.
    »Möchtest du dich verkaufen?« Eine Frau hüpfte näher. Sie wich geschickt den vielen umherstehenden Bottichen aus. »Ich bin Lamsch, Sechste Steigenwächterin dieser stinkenden Ortschaft. Ich könnte als deine Eigentümerin auftreten und für dich einen viel besseren Preis als dieser verlogene, garstige Garscht herausschlagen.«
    »Nein danke. Ich bleibe lieber frei.«
    »Frei? Freiheit? Was für seltsame Worte! Ist nicht jedes Wesen irgendjemandes Eigentum? Bist du dort, wo du herkommst, niemandem verpflichtet?«
    »Ich bin mein eigener Herr und tue nur das, was mir gefällt.«
    Die Alte keckerte. »Freiheit ist ein ziemlich dummes Konzept. Das haben wir Karantiker schon vor langer Zeit erkannt und deswegen die Leibeigenschaft eingeführt.«
    »Um euch selbst zu Sklaven zu degradieren.«
    »Jeder von uns ist Leibeigener und zugleich Besitzer eines oder mehrerer anderer Karantiker. Sollte uns etwas
Unerwartetes zustoßen, sichern wir uns durch dieses System der Leibeigenschaft gegenseitig ab. Der Herr versorgt den Sklaven,

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