Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
schief. »Worauf willst du hinaus?«
    »Wäre es denn nicht eine Erlösung, wenn man den Göttern mit - sprichwörtlich - einem Schlag die Macht über uns niedere Wesen entziehen könnte?«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Man müsste das Oberhaupt der gesamten Sippe atomisieren. Diesen … wie hieß er noch mal? … diesen Loap …«
    »Sakrileg«, flüsterte Awalchuk und deutete mit zittrigen Fingern auf ihn. »Du bist ein Ketzer, wie ich ihn niemals
zuvor gesehen und gehört habe. Ich werde Garscht holen und die Stadtwächter …«
    »Wenn ich eines auf Faurum gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass sich mit einem gut gefüllten Konto so ziemlich alles arrangieren lässt. Stimmt’s?«
    »Doch nicht der Tod des Obersten Gottes!«
    »Bist du dir ganz sicher?«
    »Er hat den Kahlsack erschaffen, hat uns das Leben geschenkt, ist Vater und Mutter aller anderen Gottheiten …«
    »Wie viel, Awalchuk?«
    »Selbst wenn ich wüsste, wo Loap zu finden ist und wie man ihn töten könnte, ich würde nie, nie, niemals …«
    »Ich habe mir sagen lassen, dass der Oberste Gott Schuld an der Dürre auf Faurum trägt. Dass er es seit Jahren nur noch zwei-, statt dreimal pro Tag regnen lässt. Flora und Fauna leiden, die Geschäfte mit den Oroptikern laufen schlecht, und wie man munkelt, wollen sogar die Priester den alten Gott loswerden. Wie viel also?«
    »Ich mache mir den Schnabel bei einer derartigen Wahnsinnstat nicht schmutzig!«
    »Mit der Überzeugungskraft meines Bankkontos könnte ich die örtlichen Autoritäten davon überzeugen, dass du morgen aus der Verfügungsgewalt deiner Mutter entlassen wirst.«
    »Du bist ein gemeiner, hinterhältiger Schurke, der vor nichts zurückscheut!«, kreischte Awalchuk voll Abscheu und spuckte ihm vor die Füße. »Es widert mich wirklich, wirklich an, auf dein unmoralisches Angebot eingehen zu müssen.«

    Das Schiff der Oroptiker kam am nächsten Morgen zur Siedlung herabgeschwebt. Stürmischer Wind pfiff durch das poröse Deck, lange Nesselhaare peitschten über die Betonfläche hinweg und fanden rasch die riesigen Trossen, um die sie sich knoteten. Unmengen feinsten Pollenstaubs und Schwebstoffe lösten sich aus dem Inneren des Fluggefährts. Turil fühlte, wie sich der Gazefilter in seinem Rachen mit Ablagerungen füllte.
    »Schert euch weg, ihr unnützen Dinger!«, keifte ein Oroptiker von oben herab. Er beugte sich über die Reling. Sein Kopf war von einem Kranz Hyphen - feinsten Nesselschnürchen - umgeben. Die Fäden drehten sich beständig hin und her, so rasch, dass Turil den Bewegungen kaum folgen konnte. Das Gesicht blieb unter dem Hütchen verborgen. Ein etwas dickeres Geflecht an Hyphen war zu einer Art Arm ausgebildet, der wiederum von golden glänzendem Draht eingefasst war. Der Oroptiker deutete damit auf die bereitgestellten Waren. »Ist das alles, was ihr uns anzubieten habt? Da überlegt es sich Karkarkar, ob er anlegen soll. Er ist Großhändler, kein einfacher Krämer.«
    Garscht, der sich bislang in seiner Funktion als Zweiter Steigenwächter um die Verankerung des Luftschiffs gekümmert hatte, trat nun zu Turil und flüsterte ihm zu: »Das ist Karkarkar, wie er leibt und lebt. Dieser aufgeblasene Großpilz liebt es, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Aber jetzt gib acht, wie gut ich mit dem Kerl kann. Ich würde ihn ja fast einen Freund nennen, wenn er nicht gerade ein Oroptiker wäre.« Laut rief er nach oben: »Karums Steige heißt dich herzlich willkommen, Fadigster aller Fäder. In unseren Lagerstätten befinden sich weitere Schätze, die wir dir zu den besten Bedingungen verkaufen wollen. Wir sind überzeugt, dich einmal mehr von der
herausragenden Qualität unserer Waren überzeugen zu können. Du wirst uns lieben, wirst du!«
    »Bist du das etwa, Garscht? Der Knioch, den Gottaller-Betrüger, tief in seinem Herzen trägt? Karkarkar hat all deine Verfehlungen den Priestern gemeldet. Sei dir sicher, dass deren Flüche dir einen leidvollen Tod bescheren werden.«
    »Das sind also deine guten Verbindungen zu den Oroptikern?«, fragte Turil.
    »Immer zu einem Scherzchen aufgelegt, der gute Karkarkar«, rief Garscht. »Hahaha.«
    »Ich meine es ernst, Verbrecher! Deine Körbe voll Kulp-Gemüse haben ein Zehntel von Karkarkars Verwandtschaft ans Sporenbett gebannt; dreißig meiner Kinderchen sind den Vergiftungen erlegen. Mörder!«
    »Denk dir nichts dabei«, sagte Garscht zu Turil. »Die Oroptiker bringen sich aus den nichtigsten

Weitere Kostenlose Bücher