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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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endet und eine neue beginnt!« Neuerlich ließ man ihn hochleben.
    »Ich bin in Position«, meldete sich das Zerebral der GELFAR.
    »Hast du deine Ladung wie geplant abgesetzt?«, fragte Turil leise.
    »Selbstverständlich!«, kam die beleidigt klingende Antwort.
    »Du weißt, dass unser Zeitplan so präzise wie möglich eingehalten werden muss. Regnet es zu früh, wird man es mir zur Last legen. Regnet es zu spät, ebenso.«
    »Der Schwefelstaub ist über den Zentralströmungen der Stratosphäre verteilt. Ich habe die Windrichtungen genauestens vermessen und alle Daten in meine Arbeit einbezogen, ebenso wie die Auswirkungen thermaler Störquellen, die Flugbewegungen der großen Oroptiker-Schwärme und die Bindekräfte ihrer Sporenwolken. Der saure Vormittagsregen wird punktgenau fallen, das erste Mal seit Wochen, und auf mindestens achtzig Prozent jener Fläche, auf die
er niedergegangen ist, bevor ARMIDORN die klimatischen Verhältnisse dieses Planeten veränderte.«
    »Wie lange kann unsere kleine Charade gutgehen?« Turil zog sich von der Abbruchkante zurück und tat so, als müsse er sich auf das bevorstehende Zeremoniell konzentrieren.
    »Mindestens ein Planetenjahr lang«, behauptete die GELFAR. »Und es besteht Hoffnung, dass sich die Natur während dieses Zeitraums vollends erholt und zum ursprünglichen Rhythmus zurückkehrt.«
    Den ganzen gestrigen Tag hatte Turil damit verbracht, in Zusammenarbeit mit seinem Schiff all jene Störfaktoren zu identifizieren, die ein allmähliches Austrocknen weiter Teile der Dschungellandschaft bewirkten. Kix Karambui - und es gab keinen Zweifel mehr, dass der Sekretär von ARMIDORN hinter all den Umwälzungen auf diesem Planeten steckte - hatte gentechnisch veränderte Pflanzen angesiedelt, die sich kaum von den einheimischen unterschieden und sich rasend schnell ausbreiteten. Im Überlebenskampf der hiesigen Dschungelflora war der subtile Eroberungsfeldzug von Kix Karambuis Pflanzenarmee niemandem aufgefallen. Wie denn auch; die Neuankömmlinge unterschieden sich lediglich in einem einzigen Merkmal von der endemischen Pflanzenwelt: Sie beteiligten sich in einem wesentlich geringeren Ausmaß am Nährstoffkreislauf. Sie waren selbstgenügsam - und veränderten derart nachhaltig das Klima auf Faurum.
    »Und dadurch verhinderte Kix Karambui das Wachstum der Oroptiker«, murmelte Turil vor sich hin. »Eine Pflanze ist für die Degeneration eines ganzen Planeten verantwortlich. Mit Hilfe einer erfundenen Priesterkaste, die augenscheinlich aus ein paar Robotern besteht, die von Zeit zu Zeit irgendwelche Botschaften hinterlassen, steuert er das
gläubige Volk. Um im Stillen seine eigene Machtbasis auszubauen, unerkannt von den degenerierten Bevölkerungsteilen. Was für ein perfider Plan …«
    »Konzentrier dich auf das Zeremoniell!«, mahnte die GELFAR.
    Turil befolgte den Rat und kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Er zog einen armlangen Stab aus der Innentasche seines Mantels, entfaltete ihn wie ein Zauberer zu dreifacher Länge und klopfte mit der Spitze heftig auf einen faustgroßen Stein. Der Brocken, irgendein namenloser »Heiliger«, verging in einem Funkengestöber.
    »Ihr Götter!«, rief er theatralisch und für alle Anwesenden gut verständlich, »verzeiht uns unsere Sünden. Verzeiht uns unsere Schwächen. Sendet uns ein Zeichen, erneuert unseren Glauben an eure Unfehlbarkeit.«
    Er stellte sich breitbeinig hin, ließ seinen Körper von geschickt montierten Lumis-Feldern in grellweißem Licht baden, so dass er sich deutlich vom sandfarbenen Hintergrund der Geröllebene abhob. Ein allmählich anwachsender Konvex-Schirm ließ ihn größer, immer größer erscheinen. Die Karantiker stöhnten und ächzten, die Oroptiker drehten sich im Wind. Viele von ihnen mussten wissen oder zumindest ahnen, dass er hier nur eine Schmierenkomödie aufführte. Und dennoch glaubten sie an diese wundersamen Effekte - weil sie glauben wollten .
    Gleich würde das Wunder passieren. Turil hatte alles minutiös geplant, es konnte nichts schiefgehen.
    Da war es auch schon; ein Donnern, ein Getöse, das von oben herabdrang, immer stärker und intensiver wurde, näher kam. Ein Schweif aus Rauch und Feuer schoss heran, scheinbar aus der Morgensonne kommend. Tatsächlich handelte es sich um einen Asteroiden, der von der GELFAR auf
Kurs gebracht worden war. Er raste auf den Götterberg zu. Immer lauter, dröhnender. Erste Zeichen von Unruhe, von Angst und Panik machten sich unter

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