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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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auch sie verschwanden rasch wieder.

    Ein letzter Funkspruch erreichte KarDonLanCe. Ein Ramaischer Treiber forderte mit der ihm eigenen Arroganz ein Rettungsschiff an und drohte den »Usurpatoren« mit Vergeltung. Der Charninker überlegte, ob er antworten und dem Händler Trost im Angesicht seines Todes zusprechen sollte. Doch Treiber galten als uneinsichtig, also verzichtete er darauf, dem Händler die Weisheiten der Betbrüder der Apokalyxe zukommen zu lassen. Der Ramaische verdiente es, verhärmt und voller Hass zu sterben.
    Irgendwann schwieg auch diese Stimme. KarDonLanCe trieb in der engen Kapsel, die gerade mal seinen tropfenförmigen Leib umgab, völlig isoliert durch den Weltraum. Sein Treibstoffvorrat ging zu Ende, und es gab auch kein Orientierungsnetz mehr, anhand dessen er seine Position bestimmen konnte. Mit Hilfe der Steuerdüsen brachte er sein Gefährt zum Stillstand. Die Sterne des Kahlsacks bildeten nun eine starre Kulisse; alles wirkte wie eingefroren. Rechts unterhalb seiner Körperkapsel standen die Schiffe der Kitar. Sie wirkten ratlos. Sie taten nichts, beobachteten einfach nur die Nachwehen ihrer Taten. Ab und zu blitzte es auf, wenn letzte Trümmer von Crass-C gegeneinanderschlugen oder sich Reste brennbarer Stoffe entzündeten. Doch das waren Marginalien angesichts der ehemaligen Größe der Handelsplattform.
    Unvermittelt begannen sich die Kitar-Schiffe neu zu formieren. KarDonLanCe sah keinen Sinn hinter diesem Manöver - doch was machte schon Sinn, wenn Viren am Werk waren?
    Allmählich wurde es kalt in seinem Gefährt. Die Menge des Silikatausstoßes ließ sukzessive nach, und KarDonLanCe produzierte nicht mehr ausreichend Eigenwärme, um sich vor den Temperaturen des Vakuums schützen zu können.

    Die Kitar hatten ihn aus irgendeinem Grund nicht erwischt - Zufall? Bestimmung? -, doch sein Schicksal war allemal besiegelt. Die Rettungskräfte, so sich denn welche hierhertrauten, würden zu spät kommen. Er legte ohnehin keinen Wert darauf, gefunden zu werden. Alles war ruhig und friedlich, die Ruhe der Ewigkeit breitete sich aus. Gelbe, rote, weiße und blaue Sterne umgaben ihn wie das Muster einer Schlafhumusschicht. So musste es gewesen sein, damals, bevor die Petrischale des Kahlsacks mit Leben infiziert worden war. KarDonLanCe versteifte das Halsgeweih, nahm einen kräftigen Atemzug und stieß in einem letzten Kirikit die restlichen Silikate seines Körpers aus. Er fiel in sich zusammen, wurde zu einer dünnen, spastisch zuckenden Hülle. Schlaf übermannte ihn, und sein Leben endete.

16 - MACHTKAMPF
    Dunkle Wolken zogen über den Horizont und machten allmählich der morgendlichen Sonne Platz. Kurze, aber heftige Schauer hatten sich während der Nachtstunden über den Dschungelgebieten entladen, nur das Plateau der Götter und das umliegende Savannenland blieben - wie so oft - vom Regen verschont.
    Turil trat bis dicht an die Abbruchkante des Götterberges und blickte nach unten. Das Land war schwarz vor Karantikern. Aufgeregt hüpften die Vogelwesen auf ihren Beinen und zerstampften die Gräser. Die Zehntausenden Wesen ergaben das Bild einer unruhigen, wogenden See.
    Die Oroptiker hatten sich auf der anderen Seite des Plateaus versammelt; die meisten von ihnen befanden sich an Bord großer und kleinerer Artgenossen, die den günstigen Aufwind der Morgenstunden nutzten. Viele Pilzlinge würden den heutigen Tag nicht überleben, sie würden von den aufgeregt schwankenden Familienoberhäuptern verschluckt und assimiliert werden. Schwefelgelbe Sporenwolken verdunkelten allmählich die Sonne. Die Nervosität beider Volksstämme war deutlich spürbar.
    »Gott Loap hat ausgedient!«, rief Turil mit über Beschallungsanlagen verstärkter Stimme. »Er hat lange fürsorglich über euch gewacht. Doch nun ist auch seine Zeit gekommen,
denn nichts in diesem unserem Universum währt ewig.«
    Die Karantiker kamen zur Ruhe, auch das Schwanken der oroptikischen Luftschiffe ließ nach. Alle Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet.
    »Die Steinpriester haben sich zurückgezogen«, behauptete Turil. »Nach dem Ende Loaps werden sie einem neuen Hauptgott huldigen, und der Regen wird wie gewohnt wieder dreimal täglich die Dschungel Faurums begießen.«
    Jubel brandete auf beiden Seiten des Berges auf. Man glaubte ihm, denn er war ein Thanatologe.
    »Es dauert nicht mehr lange, bis Gott Loap vom Antlitz dieser wunderbaren Welt getilgt wird. Seht zu! Ihr alle sollt Augenzeugen sein, wenn die alte Zeit

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