Turm der Hexer
Männer von der Klippe herunterbringt, werden wir etwas ganz Besonderes benötigen, um ihn wieder zu vertreiben«, brummte Barak und warf den Murgos finstere Blicke zu.
»Ich weiß«, antwortete Belgarath. »Und das wollte ich gerade vermeiden. Wir sind noch nicht bereit für einen Krieg.« Die Sonne, groß und rot, stieg eindrucksvoll hinter dem Kliff empor und färbte den Himmel rosig. In dem noch im Schatten liegenden Flußtal platschten die Murgos weiterhin durch das Wasser.
»Mich dünkt, er wartet auf die Sonne, ehe er die Suche nach uns beginnt«, meinte Mandorallen.
»Und das dauert nicht mehr lange«, pflichtete Barak ihm bei und betrachtete das langsam voranschreitende Band des Sonnenlichts, das gerade den Hügel berührte, an dem sie entlanggingen. »Wir haben schätzungsweise noch eine halbe Stunde. Ich glaube, wir sind an dem Punkt angelangt, wo wir alles auf die Pferde setzen müssen. Wenn wir nach jeder Meile die Pferde wechseln, schaffen sie es vielleicht ein Stück weiter.«
Das Rumpeln, das dann ertönte, konnte unmöglich Donner sein. Die Erde erbebte davon, und es setzte sich endlos von Norden und von Süden her fort.
Und dann strömten über die Hügelkämme, die das Tal des Aldur umgaben, wie eine riesige Flutwelle, die einen Damm gesprengt hatte, die Clans der Algarier. Sie stürmten auf die entsetzten Murgos zu, die dicht gedrängt auf beiden Ufern des Flusses standen, und ihr Kriegsruf ließ den Himmel erzittern, als sie sich wie Wölfe auf die geteilte Armee Taur Urgas’ stürzten.
Ein einzelner Reiter scherte aus dem Großangriff der Clans aus und galoppierte den Hügel hinauf zu Garion und seinen Freunden. Als der Krieger näherkam, konnte Garion dessen lange Skalplocke fliegen sehen und das Funkeln des Säbels, den die ersten Strahlen der Morgensonne trafen. Es war Hettar. Eine Woge der Erleichterung schwappte über Garion hinweg. Sie waren in Sicherheit.
»Wo hast du gesteckt?« brüllte Barak dem habichtgesichtigen Algarier entgegen.
»Auf Beobachtungsposten«, erwiderte Hettar und zügelte sein Pferd. »Wir wollten die Murgos erst noch ein Stück von dem Kliff weg haben, damit wir ihnen den Weg abschneiden konnten. Mein Vater hat mich geschickt, um zu sehen, wie es euch allen geht.«
»Wie aufmerksam«, bemerkte Silk spöttisch. »Ist dir nie in den Sinn gekommen, uns wissen zu lassen, daß ihr da seid?«
Hettar zuckte die Achseln. »Wir konnten doch sehen, daß es euch gut ging.« Er betrachtete kritisch ihre erschöpften Pferde. »Ihr habt euch nicht gut um sie gekümmert«, sagte er vorwurfsvoll.
»Wir waren etwas im Druck«, entschuldigte sich Durnik.
»Habt ihr das Auge?« fragte der große Algarier Belgarath und sah hungrig zum Fluß hinüber, wo eine große Schlacht tobte.
»Es hat eine Weile gedauert, aber wir haben es«, antwortete der alte Zauberer.
»Gut.« Hettar wendete sein Pferd, und auf sein hageres Gesicht trat ein feuriger Ausdruck. »Ich werde Cho-Hag Bescheid sagen. Wollt ihr mich entschuldigen?« Dann hielt er inne, als ob er sich plötzlich an etwas erinnerte. »Oh«, sagte er zu Barak, »Glückwunsch, übrigens.«
»Wozu?« fragte der große Mann erstaunt.
»Zur Geburt deines Sohnes.«
»Was?« Barak war wie betäubt. »Wie?«
»Auf die übliche Weise, nehme ich an«, sagte Hettar.
»Ich meine, woher weißt du das?«
»Anheg hat uns eine Nachricht geschickt.«
»Wann ist er geboren?«
»Vor ein paar Monaten.« Hettar blickte nervös auf die Schlacht hinunter, die sowohl auf beiden Seiten des Flusses als auch mitten in der Furt tobte. »Ich muß wirklich gehen«, sagte er. »Wenn ich mich nicht beeile, sind gleich keine Murgos mehr übrig.« Damit stieß er seinem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte den Hügel hinab.
»Er hat sich kein bißchen verändert«, stellte Silk fest.
Auf Baraks breitem, rotbärtigen Gesicht lag ein etwas dümmliches Grinsen.
»Meine Gratulation, Graf«, wünschte Mandorallen und ergriff seine Hand.
Baraks Grinsen wurde noch breiter.
Es wurde schnell deutlich, daß die Lage der eingekreisten Murgos hoffnungslos war. Mit seiner durch den Fluß zweigeteilten Armee konnte Taur Urgas nicht einmal einen ordentlichen Rückzug durchführen. Die Streitmacht, die er bereits über den Fluß gebracht hatte, wurde rasch von König Cho-Hags zahlenmäßig überlegenen Kriegern niedergemacht, und die wenigen Überlebenden des kurzen, häßlichen Gemetzels warfen sich in den Fluß, schützend um das rotschwarze
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