Turm der Hexer
zu.
»Jemand sollte ein Auge auf sie haben«, schlug Durnik vor. Er kletterte zu Fuß den Hügel hinauf. »Ich lasse euch wissen, wenn sich etwas Ungewöhnliches tut.«
Belgarath schien in Gedanken verloren. Er ging auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt und einen verärgerten Ausdruck im Gesicht. »Es läuft nicht so, wie ich es erwartet hatte«, sagte er schließlich. »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß uns die Pferde im Stich lassen würden.«
»Können wir uns irgendwo verstecken?« fragte Barak.
Belgarath schüttelte den Kopf. »Hier gibt es nur Grasland«, antwortete er. »Es gibt keine Felsen oder Höhlen oder Bäume, und es wird unmöglich sein, unsere Spuren zu verwischen.« Er trampelte auf das hohe Gras. »Es sieht nicht gut aus«, gestand er düster. »Wir sitzen allein mit erschöpften Pferden fest.« Er nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Die nächste erreichbare Hilfe ist im Tal. Ich glaube, wir halten uns besser nach Süden und reiten darauf zu. Wir sind ziemlich dicht dran.«
»Wie dicht?« fragte Silk.
»Etwa dreißig Meilen.«
»Wir würden den ganzen Tag dafür brauchen, Belgarath. Ich glaube nicht, daß wir noch so viel Zeit haben.«
»Wir müssen vielleicht etwas mit dem Wetter spielen«, räumte Belgarath ein. »Ich tue das nicht gern, aber wir haben kaum eine andere Wahl.«
Von Norden her hörten sie ein entferntes, tiefes Rumpeln. Der kleine Junge sah auf und lächelte Tante Pol an. »Botschaft?« fragte er.
»Ja, Kleiner«, antwortete sie geistesabwesend.
»Kannst du Spuren von Algariern in der Nähe ausmachen, Pol?« fragte Belgarath.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bin dem Auge zu nahe, Vater. Ich bekomme immer ein Echo, das alles übertönt, das mehr als eine Meile oder so entfernt ist.«
»Es war immer schon etwas laut«, grunzte er verdrossen.
»Sprich zu ihm, Vater«, schlug sie vor. »Vielleicht hört es dir zu.«
Er warf ihr einen langen, harten Blick zu einen Blick, den sie gelassen erwiderte. »Ich kann ohne das auskommen, Fräulein«, sagte er schließlich barsch.
Wieder hörten sie ein dumpfes Rumpeln, diesmal von Süden.
»Donner?« fragte Silk verdutzt. »Ist das nicht eine eigenartige Jahreszeit dafür?«
»Die Ebene bringt oft ein seltsames Wetter hervor«, sagte Belgarath.
»Zwischen hier und Drasnien gibt es nichts weiter als zweitausend Meilen Gras.«
»Versuchen wir also, ins Tal zu kommen?« fragte Barak.
»Sieht so aus, als bliebe uns nichts anderes übrig«, erwiderte der alte Mann.
Durnik kam wieder von dem Hügel herab. »Sie kommen über den Fluß«, berichtete er, »aber sie schwärmen noch nicht aus. Es sieht aus, als wollten sie erst noch mehr Leute über den Fluß bringen, ehe sie mit der Suche nach uns beginnen.«
»Wieviel können wir den Pferden abverlangen, ohne ihnen zu schaden?« fragte Silk ihn.
»Wenig«, antwortete Durnik. »Es wäre besser, sie zu schonen, bis wir unbedingt alles aus ihnen herausholen müssen, was noch übrig ist. Wenn wir gehen und sie etwa eine Stunde lang am Zügel führen, können sie vielleicht einen leichten Galopp aushalten für kurze Zeit.«
»Wir gehen an der Rückseite des Hügelrückens entlang«, sagte Belgarath, die Zügel seines Pferdes ergreifend. »So können wir recht gut außer Sicht bleiben und trotzdem ein Auge auf Taur Urgas haben.« Er führte sie im Bogen aus der Senke heraus.
Die Wolken waren noch weiter aufgebrochen, in Fetzen rasten sie vor dem endlosen Wind, der über das ausgedehnte Grasland fegte, über den Himmel. Im Osten färbte sich der Himmel rosa. Obwohl der algarischen Ebene nicht die bittere, trockene Kälte eigen war, die ihnen im Hochland von Cthol Murgos und Mishrak ac Thull zugesetzt hatte, war es immer noch sehr kalt. Garion zitterte, zog seinen Mantel enger um sich und marschierte weiter, sein erschöpftes Pferd hinter sich herziehend. Wieder ertönte ein kurzes Rumpeln, und der kleine Junge, der im Sattel von Tante Pols Pferd hockte, lachte. »Botschaft«, verkündete er.
»Ich wünschte, er würde damit aufhören«, sagte Silk gereizt. Von Zeit zu Zeit warfen sie einen Blick über die Kuppe des langgestreckten Hügels. Unter ihnen, im breiten Tal des Aldurs, durchquerten Taur Urgas’ Murgos in immer größeren Scharen die Furt. Es sah aus, als hätte gut die Hälfte seiner Armee inzwischen das westliche Ufer erreicht, und die rotschwarze Fahne des Murgokönigs war kühn auf algarischen Boden gepflanzt.
»Wenn er noch viel mehr
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