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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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in der richtigen Reihenfolge und zur richtigen Zeit stattfinden müssen. In den meisten Fällen wird die Gegenwart von der Vergangenheit bestimmt. Diese Kette von Ereignissen ist jedoch anders. In diesem Fall wird die Gegenwart von der Zukunft bestimmt. Wenn es uns nicht gelingt, alles genauso zu machen, wie es sein soll, wird das Ende anders aussehen, und ich glaube nicht, daß einer von uns das möchte.«
    »Was soll ich tun?« fragte er, sich bedingungslos in ihre Hand gebend. Sie lächelte ihm dankbar zu. »Danke, Garion«, sagte sie schlicht.
    »Wenn du zu den anderen gehst, werden sie dich fragen, wie es um Vater steht, und ich möchte, daß du dein ehrlichstes Gesicht aufsetzt und ihnen erzählst, es gehe ihm gut.«
    »Du willst, daß ich sie anlüge?« Es war eigentlich keine Frage.
    »Kein Ort der Welt ist vor Spionen sicher, Garion. Du weißt das so gut wie ich, und was auch geschieht, wir können nicht zulassen, daß Gerüchte über Vaters wirklichen Zustand bis zu den Angarakanern dringen. Wenn nötig, lüge, daß sich die Balken biegen. Das gesamte Schicksal des Westens könnte davon abhängen, wie gut du lügst.«
    Er starrte sie an.
    »Vielleicht ist das alles auch völlig unnötig«, beruhigte sie ihn. »Vielleicht ist er nach ein, zwei Wochen Ruhe wieder genau wie früher, aber wir müssen darauf vorbereitet sein, geschickt zu handeln, falls er es nicht ist.«
    »Können wir nicht irgend etwas tun?«
    »Wir tun alles, was wir können. Jetzt geh zu den anderen, Garion und lächle. Lächle, bis dir der Mund weh tut, wenn es sein muß.«
    Von der Zimmerecke her erklang ein schwaches Geräusch, und beide drehten sich schnell um. Der kleine Junge stand dort und beobachtete sie mit seinen ernsten blauen Augen.
    »Nimm ihn mit«, sagte Tante Pol. »Sorge dafür, daß er ißt, und behalte ihn im Auge.«
    Garion nickte und winkte dem Kind. Es lächelte sein vertrauensvolles Lächeln und ging durch den Raum. Es tätschelte dem bewußtlosen Belgarath die Hand, dann folgte es Garion hinaus.
    Draußen auf dem Flur wartete das hochgewachsene, braunhaarige Mädchen, das Königin Silar aus der Feste hinausbegleitet hatte, auf ihn. Garion stellte fest, daß ihre Haut sehr hell, fast durchscheinend war und ihre grauen Augen sehr offen blickten. »Geht es dem Ewigen wirklich besser?« fragte sie.
    »Viel besser«, antwortete Garion mit aller Zuversicht, die er aufbringen konnte. »Er wird bald schon wieder das Bett verlassen können.«
    »Er wirkt so schwach«, sagte sie. »So alt und zerbrechlich.«
    »Zerbrechlich? Belgarath?« Garion stieß ein gezwungenes Lachen aus. »Er ist aus altem Eisen und Hufnägeln gemacht.«
    »Aber er ist schließlich siebentausend Jahre alt.«
    »Das bedeutet bei ihm nichts. Auf die Jahre achtet er schon lange nicht mehr.«
    »Du bist Garion, nicht wahr?« fragte sie. »Königin Silar hat uns von dir erzählt, nachdem sie letztes Jahr aus Val Alorn zurückgekehrt war. Irgendwie habe ich gedacht, du müßtest jünger sein.«
    »War ich damals auch«, erwiderte Garion. »Ich bin im letzten Jahr viel älter geworden.«
    »Ich heiße Adara«, stellte sich das große Mädchen vor. »Königin Silar hat mich gebeten, dir den Weg in die große Halle zu zeigen. Das Abendessen muß bald fertig sein.«
    Garion neigte höflich den Kopf. Trotz der Sorgen, die an ihm nagten, konnte er das seltsame Gefühl nicht abschütteln, daß er dieses stille, schöne Mädchen kennen müßte. Botschaft nahm die Hand des Mädchens, dann gingen die drei Hand in Hand durch den fackelbeleuchteten Hof.
    König Cho-Hags Haupthalle lag in einem tiefergelegenen Stockwerk.
    Es war ein langer, schmaler Raum, in dem Stühle und gepolsterte Bänke in kleinen Gruppen um Becken herum standen, die mit glühender Kohle gefüllt waren. Barak, einen großen Bierkrug in der Riesenfaust, erzählte gerade mit einiger Übertreibung von ihrem Abstieg von der Klippe.
    »Wißt ihr, wir hatten wirklich keine Wahl«, sagte der große Mann.
    »Taur Urgas war uns auf den Fersen, und so mußten wir den kürzesten Weg abwärts nehmen.«
    Hettar nickte. »Pläne haben manchmal die Neigung, sich zu ändern, wenn etwas Unerwartetes auftaucht«, gab er ihm recht. »Deswegen haben wir auch Beobachtungsposten an jedem bekannten Abstieg von der Klippe aufgestellt.«
    »Ich finde immer noch, ihr hättet uns wissen lassen sollen, daß ihr da wart.« Barak klang leicht gekränkt.
    Hettar grinste wölfisch. »Das Risiko konnten wir wirklich nicht

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