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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Tante Pols Worte auf dem dampfheißen Deck von Greldiks Schiff, sah er schwermütig aus dem Fenster. »Sie hat mir tausend Jahre geopfert, Adara genauer gesagt, meiner Familie, aber letztendlich meinetwegen. Sie hat alles, was ihr je wichtig war, für mich aufgegeben. Kannst du dir vorstellen, wieviel Dank ich ihr schulde? Ich tue alles, was sie will, und ich schneide mir eher den Arm ab, als ihr noch einmal weh zu tun.«
    »Du liebst sie sehr, nicht wahr, Garion?«
    »Es ist mehr als das. Ich glaube nicht, daß es überhaupt ein Wort gibt, um zu beschreiben, was zwischen uns besteht.«
    Wortlos nahm Adara seine Hand, ihre Augen strahlten warm vor bewundernder Zuneigung.
    Etwas später ging Garion allein in das Zimmer, wo Tante Pol ihren widerspenstigen Patienten pflegte. Nach den ersten paar Tagen Bettruhe war Belgarath wegen seiner aufgezwungenen Gefangenschaft immer gereizter geworden. Spuren dieser Gereiztheit standen ihm selbst dann im Gesicht, wenn er, gestützt von vielen Kissen, in seinem Himmelbett döste. Tante Pol saß in ihrem gewohnten grauen Kleid daneben und änderte mit flinker Nadel eine alte Tunika von Garion für den kleinen Jungen. Das Kind beobachtete sie mit der ernsten Miene, die es älter wirken ließ, als es tatsächlich war.
    »Wie geht es ihm?« fragte Garion leise, seinen schlafenden Großvater betrachtend.
    »Besser«, antwortete Tante Pol und legte die Tunika beiseite. »Seine Laune wird immer schlechter, und das ist ein gutes Zeichen.«
    »Gibt es Anzeichen dafür, daß er seine… du weißt schon… wiedergewinnen wird?« Garion machte eine vage Geste.
    »Nein«, entgegnete sie. »Noch nicht. Es ist wahrscheinlich noch zu früh.«
    »Wollt ihr zwei wohl mit dem Geflüster aufhören?« rief Belgarath, die Augen aufschlagend. »Wie soll ich denn dabei schlafen können?«
    »Du warst es doch, der gesagt hat, er wollte nicht schlafen«, erinnerte ihn Tante Pol.
    »Das war eben«, fuhr er sie an. Er warf einen Blick auf Garion. »Wo bist du gewesen?«
    »Garion hat sich mit seiner Cousine Adara angefreundet«, erklärte Tante Pol.
    »Er könnte mich ja wenigstens hin und wieder mal besuchen«, beschwerte sich der alte Mann.
    »Es ist nicht besonders unterhaltsam, dir beim Schnarchen zuzuhören, Vater.«
    »Ich schnarche nie, Polgara.«
    »Wie du meinst, Vater«, antwortete sie sanft.
    »Sei nicht so herablassend, Pol!«
    »Natürlich nicht, Vater. Möchtest du jetzt gern eine schöne Tasse Fleischbrühe?«
    »Ich möchte keine schöne heiße Tasse Fleischbrühe. Ich will Fleisch blutigrotes Fleisch und einen Krug Starkbier.«
    »Aber du bekommst kein Fleisch und kein Bier, Vater. Du bekommst nur, was ich dir geben kann und im Moment ist das Fleischbrühe und Milch.«
    »Milch?«
    »Hättest du lieber Grütze?«
    Der alte Mann starrte sie aufgebracht an, und Garion verließ leise das Zimmer.
    Anschließend ging Belgaraths Erholung zügig voran. Ein paar Tage später war er aus dem Bett, obwohl Polgara scheinbar energisch Widerspruch erhob. Garion kannte die beiden gut genug, um Tante Pols Verhalten zu durchschauen. Lange Bettruhe hatte nie zu ihren bevorzugten Heilmethoden gehört. Sie hatte immer Wert darauf gelegt, ihre Patienten so bald wie möglich ambulant behandeln zu können. Indem sie ihren reizbaren Vater scheinbar verhätschelte, hatte sie ihn geradezu aus dem Bett getrieben. Zusätzlich waren ihre genau bemessenen Einschränkungen, die sie seiner Bewegungsfreiheit auferlegte, bewußt darauf angelegt, ihn zu ärgern, seinen Geist anzuregen nie mehr, als er zu einem Zeitpunkt vertragen konnte, aber genug, um seine geistige Wiederherstellung mit der körperlichen Schritt halten zu lassen. Ihre sorgsame Behandlung ging über rein medizinische Betreuung hinaus und grenzte schon an Kunst.
    Als Belgarath zum erstenmal in König Cho-Hags Halle auftauchte, sah er noch erschreckend schwach aus. Schwer auf Tante Pols Arm gestützt, schien er regelrecht zu taumeln, doch etwas später, als die Unterhaltung ihn zu interessieren begann, konnte man erkennen, daß seine scheinbare Zerbrechlichkeit nicht ganz echt war. Der alte Mann war sich nicht zu schade für ein bißchen Theaterspielen, und er bewies schon bald, daß wie geschickt Tante Pol auch spielen mochte, er ebenfalls ausgezeichnet schauspielern konnte. Es war großartig, die beiden zu beobachten, wie sie in ihrem kleinen Spiel einander raffiniert umkreisten.
    Die letzte Frage blieb jedoch noch unbeantwortet. Belgaraths körperliche und

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