Turm der Hexer
du.«
Die beiden großen Männer, mit dem Bett schwer beladen, gingen durch eine Bogentür in einen geräumigen, von Fackeln erhellten Flur, dann eine Treppe hinauf, durch einen weiteren Gang und wieder zu einer Treppe. »Ist es noch weit?« fragte Barak. Schweiß lief ihm über das Gesicht in den Bart. »Das Bett wird nicht gerade leichter.«
»Nur noch hier hinauf«, sagte die algarische Königin.
»Ich hoffe, er weiß das alles zu schätzen, wenn er aufwacht«, brummte Barak.
Der Raum, in den sie Belgarath brachten, war groß und luftig. In jeder Ecke stand ein glühendes Kohlebecken, und ein breites Fenster blickte auf das Labyrinth der Mauern innerhalb der Feste. An einer Wand stand ein Himmelbett, eine große hölzerne Wanne an der anderen.
»Das ist sehr schön«, sagte Tante Pol anerkennend. »Vielen Dank, Silar.«
»Wir lieben ihn auch, Polgara«, sagte Königin Silar leise.
Polgara zog die Vorhänge zu, um den Raum zu verdunkeln. Dann schlug sie die Decken zurück, und Belgarath wurde so sanft in das Himmelbett gelegt, daß er sich kaum rührte.
»Er sieht tatsächlich etwas besser aus«, meinte Silk.
»Im Augenblick braucht er Schlaf, Ruhe und Stille mehr als alles andere«, erklärte Polgara. Die Augen hielt sie aufmerksam auf den alten Mann gerichtet.
»Wir lassen dich jetzt mit ihm allein, Polgara«, sagte Königin Silar. Sie wandte sich an die übrigen. »Warum gehen wir nicht alle hinunter in den großen Saal? Das Abendessen ist fast fertig, und in der Zwischenzeit lasse ich Bier bringen.«
Baraks Augen leuchteten merklich auf, und er ging auf die Tür zu.
»Barak«, rief Polgara ihm nach, »du und Hettar, habt ihr nicht was vergessen?« Sie blickte nachdrücklich auf das Bett, das sie als Bahre benutzt hatten.
Barak seufzte. Hettar und er nahmen das Bett wieder hoch.
»Ich lasse dir etwas zu essen hinaufbringen, Polgara«, sagte die Königin.
»Danke, Silar.« Tante Pol wandte sich mit ernstem Blick an Garion.
»Bleib noch einen Moment, Lieber«, bat sie, und er blieb zurück, nachdem alle anderen leise gegangen waren.
»Schließ die Tür, Garion«, sagte sie und zog sich einen Stuhl an das Bett des schlafenden alten Mannes.
Er schloß die Tür und ging durch das Zimmer auf sie zu. »Geht es ihm wirklich besser, Tante Pol?«
Sie nickte. »Ich glaube, die unmittelbare Gefahr haben wir überstanden. Körperlich wirkt er schon viel kräftiger. Aber ich mache mir keine Sorgen um seinen Körper, sondern um seinen Geist. Deswegen wollte ich mit dir allein sprechen.«
Garion wurde plötzlich kalt vor Angst. »Sein Geist?«
»Sprich leise, Lieber«, sagte sie ruhig. Ihre Augen ruhten noch immer auf Belgaraths Gesicht. »Ein Zwischenfall wie dieser kann sehr ernste Auswirkungen haben, und es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, welcher Art sie sind, bis er sich erholt. Er könnte ernstlich geschwächt sein.«
»Geschwächt? Wie?«
»Es kann sein, daß sein Wille schwerwiegend beeinträchtigt ist wie der eines alten Mannes. Er hat ihn bis zur äußersten Grenze strapaziert, und möglicherweise ist er so weit gegangen, daß er seine Kräfte nie wiedergewinnt.«
»Du meinst, dann wäre er kein Zauberer mehr?«
»Wiederhole nicht immer das Offensichtliche, Garion«, sagte sie müde. »Wenn das geschehen sollte, liegt es an dir und mir, diese Tatsache vor allen anderen zu verbergen. Nur die Macht deines Großvaters hat die Angarakaner all die Jahre in Schach gehalten. Wenn dieser Macht irgend etwas zugestoßen ist, müssen wir beide dafür sorgen, daß es so aussieht, als wäre er derselbe wie immer. Wir müssen die Wahrheit selbst vor ihm verbergen, wenn das möglich ist.«
»Was können wir denn ohne ihn tun?«
»Wir machen weiter, Garion«, sagte sie ruhig und sah ihm direkt in die Augen. »Unsere Aufgabe ist zu wichtig, als daß wir aufgeben dürften, nur weil ein Mann auf der Strecke bleibt, selbst wenn dieser Mann dein Großvater sein sollte. Wir laufen gegen die Zeit, Garion. Wir müssen unbedingt die Prophezeiung erfüllen und das Auge bis Erastide nach Riva zurückbringen, und wir müssen noch Menschen treffen, die mit uns dorthin gehen.«
»Wen?«
»Prinzessin Ce’Nedra zum Beispiel.«
»Ce’Nedra?« Garion hatte die kleine Prinzessin zwar nie ganz vergessen, konnte aber nicht verstehen, warum Tante Pol so viel Aufhebens darum machte, daß sie mit ihnen nach Riva ging.
»Mit der Zeit wirst du es verstehen, mein Lieber. All dies ist Teil einer Kette von Ereignissen, die
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