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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zu.«
    Tante Pol warf einen Blick über die Schulter zurück. »Zieh deine Kapuze über, Ce’Nedra«, befahl sie. »Es fängt wieder an zu schneien, und ich möchte nicht, daß du mit nassen Haaren reitest.«
    Die Prinzessin holte tief Luft, um zu widersprechen.
    »Würde ich nicht tun«, riet Garion ihr leise.
    »Aber…«
    »Sie ist nicht in der Stimmung, um zu diskutieren.«
    Ce’Nedra starrte ihn an, zog ihre Kapuze aber dann doch schweigend hoch.
    Als sie an jenem Abend Medalia erreichten, schneite es immer noch leicht. Ce’Nedras Reaktion auf die Unterbringung im Gasthaus war vorherzusehen gewesen. Garion hatte festgestellt, daß ihre Ausbrüche einem natürlichen Rhythmus folgten. Sie begann nie mit ihrer höchsten Tonlage, sondern arbeitete sich mit zunehmender Lautstärke von unten hoch. Sie hatte gerade den Punkt erreicht, an dem sie mit aller Stimmkraft loslegen wollte, als sie plötzlich unterbrochen wurde.
    »Was für ein bezauberndes Beispiel ausgezeichneter Erziehung«, sagte Tante Pol ruhig zu Durnik. »Garions alte Freunde werden bestimmt sehr beeindruckt davon sein, meinst du nicht auch?«
    Durnik wandte sich ab, um sein Gesicht zu verbergen. »Ich bin ganz sicher, Herrin Pol.«
    Ce’Nedras Mund stand zwar noch offen, aber ihr Redeschwall war auf der Stelle versiegt. Garion staunte über ihre plötzliche Schweigsamkeit. »Ich habe mich etwas albern benommen, nicht wahr?« fragte sie nach einem Moment. Ihr Ton klang vernünftig fast süß.
    »Ja, Liebes, etwas«, sagte Tante Pol.
    »Bitte verzeiht mir ihr alle.« Ce’Nedras Stimme war süß wie Honig.
    »Übertreibe nicht, Ce’Nedra«, warnte Tante Pol.
    Etwa gegen Mittag des folgenden Tages bogen sie von der Hauptstraße nach Erat ab in die Landstraße, an der Faldors Farm lag. Seit diesem Morgen hatte Garions Aufregung fast ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Jeder Meilenstein, jeder Busch und Baum waren ihm jetzt vertraut. Und da drüben war das nicht der alte Cralto auf einem ungesattelten Pferd, der irgendeine Besorgung für Faldor erledigte? Schließlich, beim Anblick einer großen, vertrauten Gestalt, die einen Entwässerungsgraben von Zweigen und Gestrüpp reinigte, konnte er nicht mehr länger an sich halten. Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken, nahm mühelos einen Zaun und galoppierte über das verschneite Feld auf den einsamen Arbeiter zu.
    »Rundorig!« brüllte er, brachte sein Pferd zum Stehen und sprang aus dem Sattel.
    »Euer Ehren?« antwortete Rundorig, blinzelnd vor Erstaunen.
    »Rundorig, ich bin’s, Garion. Erkennst du mich denn nicht?«
    »Garion?« Rundorig blinzelte ein paarmal, dann betrachtete er Garion genau. Langsam glomm in seinen Augen ein Licht auf, wie ein Sonnenaufgang an einem trüben Tag. »Also, ich glaube, du hast recht«, wunderte er sich. »Du bist wirklich Garion, nicht wahr?«
    »Natürlich bin ich es, Rundorig«, rief Garion und wollte die Hand seines Freundes ergreifen.
    Aber Rundorig versteckte die Hände auf dem Rücken und wich ein paar Schritte zurück. »Deine Kleider, Garion! Sei vorsichtig. Ich bin ganz schmutzig.«
    »Was kümmern mich meine Kleider, Rundorig. Du bist mein Freund.«
    Der große Bursche schüttelte nur stur den Kopf. »Du darfst sie nicht schmutzig machen. Sie sind doch so fein. Wir können uns die Hände auch noch schütteln, wenn ich mich gewaschen habe.« Er starrte Garion neugierig an. »Wo hast du so schöne Sachen her? Und das Schwert? Laß Faldor lieber nicht sehen, daß du ein Schwert trägst. Du weißt, daß er so etwas nicht mag.«
    Irgendwie verlief die Begegnung nicht so, wie sie sollte. »Wie geht es Doroon?« fragte Garion. »Und Zubrette?«
    »Doroon ist letzten Sommer fortgezogen«, antwortete Rundorig. Er schien Schwierigkeiten mit seinem Erinnerungsvermögen zu haben.
    »Ich glaube, seine Mutter hat wieder geheiratet. Jedenfalls leben sie auf einer Farm auf der anderen Seite von Winold. Und Zubrette nun, Zubrette und ich haben angefangen, miteinander auszugehen, kurz nachdem du uns verlassen hattest.« Der große, junge Mann wurde plötzlich rot und sah verlegen zu Boden. »Es herrscht ein gewisses Einverständnis zwischen uns, Garion«, brach es aus ihm hervor.
    »Großartig, Rundorig!« rief Garion rasch, um den kleinen Stich der Enttäuschung zu verbergen.
    Rundorig hatte jedoch bereits den nächsten Schritt getan. »Ich weiß, daß ihr beide euch immer gern hattet«, sagte er unglücklich. »Ich werde mit ihr reden.« Er sah mit Tränen in

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