Turm der Hexer
konnte?«
»Das ist sehr wichtig, Garion. Natürlich habe ich mich auch darüber gefreut, Faldor zu sehen, und ich hatte ein paar Dinge in der Küche zurückgelassen, Dinge, die ich schon sehr lange habe und nicht gern verlieren möchte.«
Plötzlich kam Garion ein Gedanke. »Was ist mit Ce’Nedra? Warum hast du darauf bestanden, daß sie mitkommt?«
Tante Pol warf einen Blick zurück auf die kleine Prinzessin, die gedankenverloren hinter ihnen herritt. »Es hat ihr nicht geschadet, und sie hat einiges gesehen, das für sie wichtig war.«
»Das werde ich wohl nie verstehen.«
»Nein, Lieber«, gab sie ihm recht. »Wahrscheinlich nicht.«
Während der nächsten anderthalb Tage ihres Rittes über die weiße Zentralebene auf die Hauptstadt Sendar zu, schneite es immer wieder. Es war zwar nicht ausgesprochen kalt, aber der Himmel blieb bedeckt, und hin und wieder gab es Schneegestöber. In Küstennähe frischte der Wind merklich auf, und was sie gelegentlich von der See sehen konnten, war beunruhigend. Große Wellen, deren Kämme von Gischt gekrönt waren, liefen vor dem Wind daher.
In König Fulrachs Palast fanden sie Belgarath in schlechter Stimmung vor. Es war nur noch eine gute Woche bis Erastide, und der alte Mann starrte durch ein Fenster auf die stürmische See hinaus, als ob sie eine persönliche Beleidigung wäre. »Wie nett, daß ihr euch wieder zu uns gesellt«, begrüßte er Tante Pol sarkastisch, als sie mit Garion den Raum betrat.
»Sei höflich, Vater«, antwortete sie ruhig, zog ihren blauen Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl.
»Siehst du, wie es da draußen aussieht, Pol?« Er zeigte mit einem Finger verärgert auf das Fenster.
»Ja, Vater«, sagte sie, ohne hinzusehen. Statt dessen prüfte sie sein Gesicht. »Du bekommst nicht genug Schlaf«, warf sie ihm vor.
»Wie soll ich dabei schlafen können?« Er machte wieder eine Geste zum Fenster hin.
»Du regst dich nur auf, Vater, und das ist schlecht für dich. Versuche, gelassen zu bleiben.«
»Wir müssen an Erastide in Riva sein, Pol.«
»Ja, Vater, ich weiß. Hast du deine Tropfen genommen?«
»Es hat keinen Sinn, mit ihr zu reden.« Der alte Mann wandte sich an Garion. »Das siehst du doch, oder?«
»Du erwartest doch nicht ernsthaft eine Antwort auf so eine Frage, nicht wahr, Großvater? Direkt unter ihren Augen?«
Belgarath sah ihn finster an. »Überläufer«, brummte er mürrisch.
Die Sorgen des alten Mannes erwiesen sich jedoch als unbegründet.
Vier Tage vor Erastide segelte Kapitän Greldiks vertrautes Schiff durch einen wütenden Schneesturm in den Hafen. Masten und Reling waren dick vereist, und das Hauptsegel war gerissen.
Als der bärtige Seemann im Palast ankam, wurde er in den Raum geführt, wo Belgarath mit Hauptmann jetzt Oberst Brendig wartete, dem ernsten Baron, der sie alle vor so vielen Monaten in Camaar verhaftet hatte. Brendig hatte einen steilen Aufstieg hinter sich und gehörte inzwischen neben dem Grafen von Sehne zu den vertrautesten Ratgebern König Fulrachs.
»Anheg hat mich geschickt«, berichtete Greldik Belgarath lakonisch.
»Er wartet mit Rhodar und Brand in Riva. Sie fragen sich, wo ihr bleibt.«
»Ich kann keinen Kapitän finden, der sich bei diesem Sturm aus dem Hafen wagt«, wütete Belgarath.
»Jetzt bin ja ich hier«, meinte Greldik. »Ich muß zwar mein Segel flicken, aber das wird nicht lange dauern. Wir können morgen früh auslaufen. Gibt es hier nichts zu trinken?«
»Wie ist das Wetter auf See?« fragte Belgarath.
»Etwas ungemütlich«, gab Greldik mit einem gleichgültigen Achselzucken zu. Er schaute durch das Fenster auf die vier Meter hohen Wellen, die grün und schäumend gegen die vereisten Kais im Hafen prallten. »Wenn man erst einmal die Wellenbrecher hinter sich hat, ist es nicht mehr so schlimm.«
»Dann segeln wir morgen früh«, entschied Belgarath. »Du mußt mit ungefähr zwanzig Passagieren rechnen. Hast du so viel Platz?«
»Wir machen Platz«, antwortete Greldik. »Ich hoffe, du willst nicht wieder Pferde mitnehmen. Ich habe nach der letzten Reise eine Woche gebraucht, um meinen Kielraum wieder sauber zu bekommen.«
»Nur eins«, sagte Belgarath. »Ein Fohlen, das anscheinend eine besondere Zuneigung zu Garion entwickelt hat. Es wird nicht so viel Dreck machen. Brauchst du noch etwas?«
»Ich könnte immer noch etwas zu trinken vertragen«, antwortete Greldik hoffnungsvoll.
Am nächsten Morgen bekam die Königin von Sendarien hysterische Anfälle. Als
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