Turm der Hexer
Wetter und anderes, während Garion mit Ce’Nedra in der Küchentür stand.
»Würdest du mir die Farm zeigen, Garion?« fragte sie leise.
»Wenn du möchtest.«
»Kocht die Dame Polgara wirklich so gern?« Sie sah in die warme Küche, wo Tante Pol, glücklich vor sich hinsummend, einen Pastetendeckel ausrollte.
»Ich glaube schon«, antwortete Garion. »Ihre Küche ist ein ordentlicher Platz, und sie liebt Ordnung. An einem Ende kommen die Nahrungsmittel herein, am anderen das Abendessen heraus.« Er sah sich in dem niedrigen Raum mit den polierten Töpfen und Pfannen um, die an den Wänden hingen. Sein Leben schien einen Kreis durchlaufen zu haben. »In diesem Raum bin ich aufgewachsen«, sagte er leise. »Es gibt wohl schlimmere Plätze.«
Ce’Nedras kleine Hand drängte sich in seine. In ihrer Berührung lag etwas Tastendes, als ob sie nicht sicher wäre, wie die Geste aufgenommen werden würde. Ihre Hand vermittelte ihm einen seltsamen Trost. Es war eine sehr kleine Hand, manchmal vergaß Garion ganz, wie klein Ce’Nedra wirklich war. Im Augenblick wirkte sie winzig und verletzlich, und Garion verspürte aus irgendeinem Grund den Wunsch, sie zu beschützen. Er fragte sich, ob es wohl angemessen sei, ihr den Arm um die Schultern zu legen.
Zusammen wanderten sie über die Farm, sahen in Scheune, Ställe und Hühnerpferche hinein. Schließlich kamen sie an den Heuschober, der Garions Lieblingsversteck gewesen war. »Hier bin ich immer hergekommen, wenn ich wußte, daß Tante Pol Arbeit für mich hatte«, gestand er mit einem reuigen Lachen.
»Hast du nicht gerne gearbeitet?« fragte Ce’Nedra. »Hier scheint doch jeder jede einzelne Minute beschäftigt zu sein.«
»Ich habe nichts gegen Arbeit«, antwortete Garion. »Nur waren einige Dinge, die ich für sie tun sollte, sehr unangenehm.«
»Wie zum Beispiel Töpfe schrubben?« fragte sie augenzwinkernd.
»Das gehörte nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, nein.«
Sie setzten sich in das weiche, duftende Heu.
Ce’Nedra, deren Hand nun fest in Garions lag, zeichnete mit ihrem anderen Zeigefinger geistesabwesend die Linien auf seinem Handrükken nach. »Du warst heute Nachmittag sehr tapfer, Garion«, sagte sie ernsthaft.
»Tapfer?«
»Du hast etwas für dich Besonderes und Wichtiges aufgegeben.«
»Ach«, sagte er. »Du meinst Zubrette. Ich glaube wirklich, es war so am besten. Rundorig liebt sie, und er kann sich um sie kümmern, wie ich es wahrscheinlich nicht könnte.«
»Das verstehe ich nicht ganz.«
»Zubrette braucht viel Aufmerksamkeit. Sie ist hübsch und schlau, aber sie ist nicht sehr tapfer. Sie ist immer vor Schwierigkeiten davongelaufen. Sie braucht jemanden, der auf sie aufpaßt und dafür sorgt, daß sie es warm und behaglich hat jemanden, der ihr sein ganzes Leben widmet. Ich glaube nicht, daß ich das könnte.«
»Aber wenn du hier auf der Farm geblieben wärst, hättest du sie geheiratet, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich«, gab er zu, »aber ich bin nicht hiergeblieben.«
»Hat es weh getan, sie so aufzugeben?«
Garion seufzte. »Ja«, sagte er, »aber es war für uns alle das Beste, denke ich. Ich habe das Gefühl, als würde ich in meinem Leben sehr viel auf Reisen sein, und von Zubrette kann man nicht verlangen, daß sie auf dem Boden schläft.«
»Von mir habt ihr das aber immer verlangt«, sagte Ce’Nedra leicht gekränkt.
Garion sah sie an. »Stimmt, das haben wir immer vorausgesetzt. Ich habe noch nie nachgedacht, warum. Vielleicht, weil du tapferer bist.«
Nach ausgedehntem Abschiednehmen und vielen Versprechungen, wiederzukommen, brachen die vier am nächsten Morgen nach Sendar auf.
»Nun, Garion?« fragte Tante Pol, als sie den Hügel überquerten und damit Faldors Farm endgültig hinter sich ließen.
»Nun was?«
Sie sah ihn lange schweigend an.
Er seufzte. Es hatte wirklich nicht viel Zweck, etwas vor ihr verbergen zu wollen. »Ich werde nie mehr zurückgehen können, nicht wahr?«
»Nein, Lieber.«
»Ich habe immer geglaubt, wenn alles vorbei wäre, könnten wir wieder zurück auf die Farm aber das geht nicht, oder?«
»Nein, Garion. Du mußtest sie aber wiedersehen, um es zu begreifen. Es war der einzige Weg, alles, was du in diesen ganzen Monaten noch mit dir herumgeschleppt hast, loszuwerden. Ich sage ja nicht, daß Faldors Farm ein schlechter Ort ist, verstehst du. Nur ist es nicht das Richtige für bestimmte Leute.«
»Wir haben den Abstecher nur gemacht, damit ich das herausfinden
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