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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Gefühle, die sie nie zuvor empfunden hatte. Ohne zu wissen warum, war sie glücklicher als sie in ihrem Leben je gewesen war. Sie hielt das Kind dicht an sich gedrückt, die Arme schützend darum gelegt und ihre Wange sanft an seine blonden Locken geschmiegt. Sie hatte den Wunsch, das Kind zu wiegen und ihm vielleicht ganz leise ein Schlaflied zu summen.
    »Wir müssen uns beeilen«, erklärte Belgarath dem Gorim. »Selbst mit Relgs Hilfe brauchen wir eine Woche oder mehr bis zur sendarischen Grenze. Dann müssen wir das ganze Land durchqueren, und in Sendarien kann es zu dieser Jahreszeit schon Schnee geben. Was noch schlimmer ist, es ist die Zeit der Stürme auf dem Meer der Winde, und es ist ein langer Weg über das offene Meer von Sendarien nach Riva.«
    Das Wort ›Riva‹ schreckte Ce’Nedra aus ihren Träumereien hoch. Von dem Augenblick an, als sie und Jeebers aus dem Kaiserpalast in Tol Honeth geschlichen waren, hatte ein einziger Gedanke sie beherrscht. Sie würde nicht nach Riva gehen. Wenn sie auch gelegentlich in diesem Punkt nachgegeben zu haben schien, war ihre Einwilligung doch immer ein Täuschungsmanöver gewesen. Jetzt mußte sie allerdings ihren Standpunkt vertreten. Der Grund für ihre eiserne Weigerung, die Bestimmungen des Vertrags von Vo Mimbre zu erfüllen, war, daß sie nicht einmal mehr dieselbe Person war, aber eins war völlig sicher, gleichgültig, wer sie war. Sie würde nicht nach Riva gehen. Das war eine Frage des Prinzips.
    »Wenn wir Sendarien erst einmal erreicht haben, werde ich bestimmt zu einer kaiserlichen Garnison gelangen können«, sagte sie so beiläufig, als wäre die Angelegenheit bereits entschieden.
    »Und warum solltest du das tun wollen, Liebes?« fragte Polgara.
    »Wie ich schon früher sagte, werde ich nicht nach Riva gehen«, erwiderte Ce’Nedra. »Die Legionäre werden meine Rückreise nach Tol Honeth schon arrangieren.«
    »Vielleicht solltest du deinen Vater wirklich besuchen«, meinte Polgara gelassen.
    »Du meinst, du läßt mich einfach gehen?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich bin sicher, daß wir im späten Frühling oder zeitigen Sommer ein Schiff nach Tol Honeth finden können. Der rivanische Handel mit dem Kaiserreich ist sehr ausgedehnt.«
    »Ich glaube, du verstehst mich nicht ganz, Polgara. Ich sagte, daß ich nicht nach Riva gehen werde unter keinen Umständen.«
    »Ich habe dich gehört, Ce’Nedra. Trotzdem irrst du dich. Du wirst nach Riva gehen. Du hast eine Verabredung dort, erinnerst du dich?«
    »Ich werde nicht gehen!« Ce’Nedras Stimme kletterte um ein, zwei Oktaven in die Höhe.
    »Doch, du wirst.« Polgaras Stimme war täuschend ruhig, doch es lag ein stählerner Ton darin.
    »Ich weigere mich entschieden«, erklärte die Prinzessin. Sie wollte noch mehr sagen, aber ein kleiner Finger fuhr ihr sanft über die Lippen. Das schlafende Kind in ihren Armen hatte die Hand gehoben und berührte ihren Mund. Sie drehte gereizt den Kopf beiseite. »Ich habe es euch allen bereits gesagt, daß ich nicht nachgeben…« Wieder berührte das Kind ihre Lippen. Seine Augen waren schläfrig, aber sein Blick war still und beruhigend. Ce’Nedra vergaß, was sie hatte sagen wollen. »Ich werde nicht zur Insel der Winde gehen«, schloß sie etwas lahm, »und das ist endgültig.« Es klang nur leider nicht besonders endgültig.
    »Wir hatten diese Diskussion doch schon ein oder zweimal, wie mir scheint«, bemerkte Polgara.
    »Du hast kein Recht zu…« Wieder stockte Ce’Nedra, als ihre Gedanken abschweiften. Die Augen des Kindes waren so blau so sehr blau. Sie stellte fest, daß sie ihren Blick nicht von ihnen abwenden konnte und in dieser unglaublichen Farbe zu versinken schien. Sie schüttelte den Kopf. Es sah ihr absolut nicht ähnlich, so den Faden zu verlieren. Sie versuchte, sich zu konzentrieren. »Ich weigere mich, in aller Öffentlichkeit gedemütigt zu werden«, erklärte sie. »Ich werde nicht wie ein Bettler in der Halle des Rivanischen Königs stehen, während die ganzen Alorner hinter vorgehaltener Hand über mich lachen.« Das war schon besser. Ihre momentane Verwirrung schien sich zu legen. Unbeabsichtigt blickte sie auf das Kind hinab, und ihre ganze Argumentation war wieder wie weggeblasen. »Ich habe nicht einmal das richtige Kleid dafür«, setzte sie kläglich hinzu. Warum um alles in der Welt hatte sie das bloß gesagt?
    Polgara sagte nichts, aber ihre Augen blickten sehr weise, während sie die Prinzessin bei ihrer Stotterei

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