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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gehen.«
    »Sagst du mir, was ich tun muß?«
    »Wenn es nötig ist.«
    Mit Botschaft an der Hand ging Garion auf die Tür zu. Er wollte sie mit der anderen Hand aufstoßen, doch unerklärlicherweise schwang sie auf, noch ehe er sie berührt hatte.
    Zwei Wachen standen ein paar Schritte weiter vor der riesigen, geschnitzten Tür, aber sie schienen zur Unbeweglichkeit erstarrt zu sein, als Garion und Botschaft näherkamen. Wieder hob Garion die Hand, und die gewaltige Doppeltür zur Halle des Rivanischen Königs öffnete sich lautlos, allein auf seine Handbewegung hin.
    Die Halle des Rivanischen Königs war ein weiter, gewölbter Thronsaal, dessen Decke von massiven, geschnitzten Holzsäulen getragen wurde Die Wände waren mit Bannern und grünen Zweigen geschmückt, und Hunderte von Kerzen brannten in eisernen Haltern. Drei große, steinerne Feuerstellen waren in regelmäßigen Abständen in den Fußboden eingelassen statt Holzscheiten glühten große Torfstücke in den Vertiefungen, die eine gleichmäßige, duftende Wärme verbreiteten. Der Saal war überfüllt, aber eine breite Gasse mit einem blauen Teppich führte von der Tür zum Thron. Garions Augen nahmen die Menge kaum wahr. Seine Gedanken schienen durch den Gesang des Auges auszusetzen, der seinen Geist nun vollständig erfüllte. Benommen, frei von allen Gedanken oder Ängsten oder Verlegenheit, ging er mit Botschaft durch den Saal auf Tante Pol und Belgarath zu, die zu beiden Seiten des Thrones standen.
    Der Thron des Rivanischen Königs war aus einem einzigen Basaltblock gemeißelt worden. Rücken- und Armlehnen waren gleich hoch, und er wirkte durch seine massive Bauweise beständiger als selbst die Berge. Er stand unverrückbar vor der Wand, und darüber hing, mit der Spitze nach unten, ein großes Schwert.
    Irgendwo in der Zitadelle hatte eine Glocke angefangen zu läuten. Ihr Klang vermischte sich mit dem Gesang des Auges, als Garion und das Kind über den Teppich schritten. An jedem Leuchter, an dem sie vorbeikamen, sanken die Flammen in sich zusammen. Es herrschte keine Zugluft, sie flackerten nicht, doch nach und nach erloschen die Kerzen fast ganz, so daß es im Saal dunkler wurde.
    Als sie die Halle durchschritten hatten, betrachtete Belgarath sie einen Moment lang ernst, mit undurchdringlicher Miene, dann sah er auf die Menge, die sich in der Halle des Rivanischen Königs versammelt hatte. »Seht das Auge Aldurs«, verkündete er mit feierlicher Stimme.
    Botschaft ließ Garions Hand los, knotete den Beutel auf und griff hinein. Er drehte sich um, so daß er in die verdunkelte Halle blickte, nahm den runden, grauen Stein aus dem Beutel und hielt ihn mit beiden Händen hoch, damit alle ihn sehen konnten.
    Der Gesang des Auges war überwältigend, und verbunden damit nahm er ein mächtiges, schimmerndes Geräusch wahr. Das Geräusch schien anzuschwellen, schwang sich höher und höher, während Garion neben dem Kind stand und in die Gesichter der Menge sah. In dem Stein, den Botschaft hoch erhoben hielt, leuchtete ein stecknadelkopfgroßes, intensiv blaues Feuer. Das Licht wurde heller, so wie der Klang anschwoll. Die Gesichter vor ihm waren alle vertraut: Barak war da und Lelldorin, Hettar, Durnik, Silk und Mandorallen. In der königlichen Loge neben dem Tolnedrischen Botschafter saß Ce’Nedra, unmittelbar hinter ihr Adara und Ariana. Ce’Nedra war Zoll für Zoll eine kaiserliche Prinzessin. Aber die vertrauten Gesichter wurden überlagert durch andere fremde, starre Gesichter, jedes so eingefangen in einer überragenden Identität, daß es fast wie eine Maske wirkte. Verwoben mit Barak war der Schreckliche Bär, und Hettar wurde überlagert von dem Geist Tausender und Abertausender Pferde. Bei Silk stand die Gestalt des Führers, bei Relg der Bürde. Lelldorin war der Bogenschütze und Mandorallen der Ritter. In der Luft über Taiba schien die trauernde Gestalt der Mutter des Volkes, das nicht mehr ist, zu schweben, und ihre Trauer war wie die Trauer Maras. Und Ce’Nedra war nicht länger eine Prinzessin, sondern eine Königin, die Ctuchik die Königin der Welt genannt hatte. Am fremdartigsten von allen war Durnik, dessen zwei Leben deutlich auf seinem Gesicht standen. In dem leuchtend blauen Licht des Auges mit dem seltsamen Klang in den Ohren betrachtete Garion verwundert seine Freunde und erkannte erstaunt, daß er zum erstenmal sah, was Belgarath und Polgara schon die ganze Zeit gesehen hatten.
    Hinter ihm sprach Tante Pol mit ruhiger und

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