Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
beugen mußte, jetzt hast du mich auch noch in Ketten gelegt.«
    »Das wußte ich nicht«, protestierte er.
    »Lügner!« schrie sie ihn an. Dann stürzte sie schluchzend aus dem Zimmer.

15
    G arion war düsterer Stimmung. Die Aussicht auf einen weiteren Tag voller Zeremonien und ermüdender Gespräche war ihm unerträglich, und er war schon früh aufgestanden, um aus dem königlichen Schlafgemach flüchten zu können, ehe der entsetzlich höfliche Sekretär mit seiner endlosen Liste erscheinen konnte, um ihm den ganzen Tag zu verplanen. Insgeheim verabscheute Garion diesen harmlosen Burschen, obwohl er wußte, daß der Mann nur seine Arbeit tat. Die Zeit eines Königs mußte organisiert und eingeteilt werden, und es war die Aufgabe des Sekretärs, sich darum zu kümmern. Und so ertönte jeden Morgen nach dem Frühstück das respektvolle Klopfen an der Tür, und der Sekretär kam herein, verbeugte sich und begann dann, den Tag des jungen Königs Minute für Minute zu arrangieren. Garion war zutiefst überzeugt, daß es irgendwo, versteckt und gut bewacht, eine große Hauptliste gab, die den Plan für sein ganzes weiteres Leben enthielt seine königliche Beerdigung mit eingeschlossen.
    Aber dieser Tag dämmerte zu schön herauf, um ihn mit Gedanken an verstaubte Förmlichkeiten und schwierige Konferenzen zu belasten. Die Sonne war aus dem Meer der Stürme aufgestiegen und überzog die Schneefelder auf den kargen Bergen mit einem zarten Rosa die tiefen Schatten in den Tälern über der Stadt waren diesig blau. Der Duft nach Frühling drang durch das Fenster aus dem kleinen Garten herein, und Garion mußte einfach entfliehen, und sei es auch nur für eine Stunde. Er zog rasch Tunika, Hose und weiche rivanische Stiefel an, wobei er sorgfältig die am wenigsten königlichen Kleidungsstücke wählte, die sein Schrank hergab. Er gürtete noch sein Schwert um, dann schlich er aus den Königsgemächern. Er überlegte sogar, seine Leibwache zurückzulassen, entschied sich dann aber klugerweise dagegen.
    Die Suche nach dem Mann, der versucht hatte, ihn zu töten, war zum Stillstand gekommen, aber sowohl Lelldorin als auch Garion hatten feststellen müssen, daß die Übergewänder einer ganzen Anzahl Rivaner das Flicken nötig hatten. Der graue Mantel war kein Festgewand, sondern wurde zum Wärmen übergeworfen. Es war ein robustes, nützliches Kleidungsstück, und viele davon befanden sich in einem erschreckenden Zustand. Darüber hinaus wurden sie jetzt, da Frühling war, bald nicht mehr getragen, und der einzige Hinweis auf die Identität des Angreifers würde irgendwo in einem Schrank eingeschlossen werden.
    Garion grübelte darüber nach, während er durch die stillen Flure der Zitadelle wanderte, in respektvollem Abstand gefolgt von zwei gepanzerten Leibwächtern. Der Versuch, überlegte er, war nicht von einem Grolim unternommen worden. Tante Pols seltsame Fähigkeit, den Geist eines Grolims zu erkennen, hätte sie unverzüglich alarmiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Angreifer überhaupt kein Fremder gewesen. Auf der Insel gab es zu wenig Fremde, um das glaubhaft erscheinen zu lassen. Es mußte ein Rivaner sein. Aber warum sollte ein Rivaner den König töten wollen, der nach dreizehnhundert Jahren gerade erst zurückgekehrt war?
    Er seufzte verwirrt und ließ seine Gedanken in andere Richtungen schweifen. Er wünschte, er wäre wieder nur Garion er wünschte das mehr als alles andere. Er wünschte, es wäre möglich, irgendwo in einem abgelegenen Gartenhaus zu erwachen, im silbernen Licht des Tagesanbruchs aufzubrechen und allein auf den nächsten Hügel zu reiten, um zu sehen, was dahinterlag. Er seufzte wieder. Jetzt war er eine Person der Öffentlichkeit, und solche Freiheiten waren ihm verwehrt. Er hatte die kalte Gewißheit, daß er nie wieder einen Augenblick Zeit für sich haben würde.
    Als er an einer offenstehenden Tür vorbeikam, hörte er plötzlich eine vertraute Stimme. »Die Sünde kriecht in dem Moment in unsere Seele, in dem wir unsere Gedanken wandern lassen«, sagte Relg. Garion blieb stehen und bedeutete seinen Wachen, leise zu sein.
    »Muß denn alles Sünde sein?« fragte Taiba. Unvermeidlich waren sie zusammen. Sie waren von dem Augenblick an, als Relg Taiba aus der Höhle unter Rak Cthol, die fast ihr Grab geworden wäre, gerettet hatte, fast ununterbrochen zusammengewesen. Garion war sicher, daß sich keiner der beiden dieser Tatsache wirklich bewußt war. Außerdem hatte er Spuren von

Weitere Kostenlose Bücher