Turm der Hexer
Sie hielt inne. »Sag mir, Relg und versuche nicht, mich anzulügen –, möchtest du wirklich, daß ich weggehe und wir uns nie wiedersehen?«
Es entstand ein langes, gequältes Schweigen. »Möge UL mir verzeihen!« stöhnte Relg schließlich.
»Das wird er bestimmt, Relg«, beruhigte sie ihn sanft.
Garion entfernte sich leise von der offenen Tür. Etwas, das er zuvor nicht verstanden hatte, wurde ihm nun klar. »Du bewirkst das, nicht wahr?« fragte er lautlos.
»Natürlich«, antwortete die trockene Stimme in seinem Geist.
»Aber warum ausgerechnet die beiden?«
»Weil es notwendig ist, Belgarion. Ich tue nichts einfach aus einer Laune heraus. Wir werden alle von der Notwendigkeit bestimmt selbst ich. Aber das, was zwischen Relg und Taiba vorgeht, betrifft dich nicht im entferntesten.«
Das erschütterte Garion etwas. »Ich dachte… nun ja…«
»Du hast angenommen, daß du meine einzige Sorge bist der Mittelpunkt des Universums? Das ist selbstverständlich nicht der Fall. Andere Dinge sind fast ebenso wichtig, und Relg und Taiba gehören zu einem dieser Dinge. Dein Anteil in dieser speziellen Angelegenheit ist minimal. «
»Sie werden furchtbar unglücklich sein, wenn du sie zueinander zwingst«, warf Garion der Stimme vor.
»Das spielt nicht die geringste Rolle. Ihr Zusammensein ist notwendig. Außerdem hast du unrecht. Sie werden eine Weile brauchen, um sich daran zu gewöhnen, aber anschließend werden sie sehr glücklich sein. Es wird letztendlich belohnt, sich den Notwendigkeiten zu fügen.«
Garion kämpfte eine Zeitlang mit dieser Vorstellung, gab es dann jedoch auf. Seine eigenen Probleme schlichen sich wieder einmal in seine Gedanken. Unvermeidlich, wie immer, wenn er Kummer hatte, ging er Tante Pol suchen. Sie saß vor einem gemütlichen Feuer in ihrer Wohnung, nippte an einer Tasse duftenden Tees und betrachtete durch das Fenster, wie die rosige Morgensonne die Schneefelder oberhalb der Stadt in ein tiefes Rot tauchte. »Du bist früh auf«, bemerkte sie bei seinem Eintritt.
»Ich wollte mit dir reden«, sagte er, »und wenn ich tun möchte, was ich will, muß ich mein Zimmer verlassen, ehe der Mensch mit dem Tagesplan kommt.« Er warf sich in einen Sessel. »Sie lassen mir keine Minute für mich selbst.«
»Du bist jetzt eine wichtige Person, Lieber.«
»Das war nicht meine Idee.« Er starrte trübsinnig aus dem Fenster.
»Großvater geht es wieder gut, nicht wahr?« fragte er plötzlich.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Nun ja, als wir Ce’Nedra das Amulett gegeben haben, hat er da nicht irgendwas…«
»Das meiste davon kam von dir, Lieber.«
»Ich habe noch etwas anderes gespürt.«
»Das bin bestimmt nur ich gewesen. Es war eine ziemlich heikle Sache, und nicht einmal ich wußte, ob er daran teilhatte.«
»Es muß doch einen Weg geben, es herauszufinden.«
»Es gibt nur einen Weg, Garion, und das heißt, er muß etwas tun.«
»Dann laß uns irgendwo mit ihm hingehen, und dann soll er etwas tun, etwas Kleines vielleicht.«
»Und wie willst du ihm das erklären?«
»Du meinst, er weiß es nicht?« Garion setzte sich ruckartig auf.
»Vielleicht weiß er es, aber ich bezweifle es.«
»Du hast ihm nichts gesagt?«
»Natürlich nicht. Wenn er irgendeinen Zweifel an seiner Fähigkeit hat, wird er versagen, und wenn er einmal versagt hat, ist es das Ende.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Es ist sehr wichtig, daß man weiß, es wird funktionieren. Wenn du dir nicht ganz sicher bist, klappt es auch nicht. Deswegen können wir es ihm nicht sagen.«
Garion dachte darüber nach. »Das ist bestimmt vernünftig, aber ist es nicht auch gefährlich? Ich meine, was ist, wenn etwas Dringendes ist und er versucht etwas zu tun, und wir müssen feststellen, daß er es nicht kann?«
»Dann müssen wir beide damit fertigwerden, Lieber.«
»Du scheinst das sehr ruhig zu nehmen.«
»Sich aufzuregen hilft auch nicht viel, Garion.«
Die Tür wurde aufgerissen, und Königin Layla stürmte mit zerzausten Haaren herein, die Krone gefährlich schief über einem Ohr. »Ich werde es nicht zulassen, Polgara«, erklärte sie zornig. »Ich kann es einfach nicht mit ansehen. Du mußt mit ihm reden. Oh, verzeiht mir, Eure Majestät«, setzte die mollige Königin hinzu, als sie Garion bemerkte.
»Ich hatte Euch nicht gesehen.« Sie knickste anmutig.
»Eure Hoheit«, erwiderte Garion, eilends aufstehend und sich ebenfalls verbeugend.
»Mit wem soll ich sprechen, Layla?« fragte Tante Pol.
»Mit
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