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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Unbehagen nicht nur auf Taibas, sondern auch auf Relgs Gesicht gesehen, wenn sie einmal getrennt waren. Etwas außerhalb ihrer Kontrolle zog sie zueinander.
    »Die Welt ist voller Sünde«, ereiferte sich Relg. »Wir müssen ständig gegen sie Wache halten. Wir müssen eifersüchtig über unsere Reinheit wachen gegen alle Formen der Versuchung.«
    »Das wäre aber sehr anstrengend.« Taiba klang leicht belustigt.
    »Ich dachte, du wolltest Unterweisung«, warf Relg ihr vor. »Wenn du nur hergekommen bist, um mich zu verhöhnen, gehe ich auf der Stelle.«
    »Ach, setz dich, Relg«, sagte sie. »Wir kommen nie zu etwas, wenn du alles, was ich sage, als Beleidigung auffaßt.«
    »Hast du denn gar keine Vorstellung von der Bedeutung der Religion?« fragte er nach einem Augenblick. Er wirkte tatsächlich neugierig.
    »In den Sklavenhöhlen bedeutete das Wort Religion den Tod. Es bedeutete, daß einem das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen wurde.«
    »Das war die Perversion der Grolims. Hattest du denn keine eigene Religion?«
    »Die Sklaven kamen aus der ganzen Welt, und sie beteten zu vielen Göttern meistens um den Tod.«
    »Was ist mit deinem eigenen Volk? Wer ist euer Gott?«
    »Man hat mir erzählt, daß er Mara heißt. Aber wir beten nicht zu ihm nicht mehr, seit er uns aufgegeben hat.«
    »Es ist nicht Sache des Menschen, die Götter anzuklagen«, sagte Relg streng. »Es ist die Pflicht des Menschen, seinen Gott zu verherrlichen und zu ihm zu beten auch wenn die Gebete nicht erhört werden.«
    »Und was ist mit der Pflicht der Götter gegenüber den Menschen?«
    fragte sie mit Nachdruck. »Kann ein Gott nicht ebenso gleichgültig sein wie die Menschen? Würdest du einen Gott nicht gleichgültig nennen, der zuläßt, daß seine Kinder versklavt und abgeschlachtet werden oder der zuläßt, daß seine Töchter anderen Sklaven zur Belohnung gegeben werden, wenn diese ihren Herrn zufriedengestellt haben so wie es mir geschah?«
    Relg kämpfte mit dieser peinlichen Frage.
    »Ich glaube, du hast ein sehr beschütztes Leben geführt, Relg«, erklärte sie. »Ich glaube, du hast nur sehr begrenzte Vorstellungen von menschlichem Leid von den Dingen, die Menschen anderen Menschen, und vor allem Frauen, antun können, und das anscheinend mit voller Billigung der Götter.«
    »Du hättest dich umbringen sollen«, beharrte er.
    »Wozu?«
    »Um das Verderben zu vermeiden, natürlich.«
    »Du bist wirklich unschuldig, nicht wahr? Ich habe mich nicht getötet, weil ich nicht bereit war zu sterben. Selbst als Sklave kann das Leben süß sein, Relg, und der Tod ist bitter. Was du Verderben nennst, ist eine Kleinigkeit und nicht einmal immer unangenehm.«
    »Sündiges Weib!« keuchte er.
    »Darüber machst du dir viel zu viele Gedanken, Relg. Grausamkeit ist Sünde, Mangel an Mitgefühl ist Sünde. Aber die andere kleine Sache? Ich glaube kaum. Ich beginne mich über dich zu wundern. Könnte es sein, daß dein UL gar nicht so streng und unversöhnlich ist, wie du glaubst? Will er wirklich diese ganzen Gebete und Rituale und Wühlereien in der Erde? Oder ist das nur deine Art, dich vor deinem Gott zu verstecken? Glaubst du, daß laute Gebete und Selbstzüchtigungen ihn daran hindern, in dein Herz zu sehen?«
    Relg gab erstickte Laute von sich. »Wenn die Götter uns wirklich liebten, würden sie wollen, daß unser Leben voller Freude ist«, fuhr sie erbarmungslos fort. »Aber aus irgendeinem Grund haßt du die Freude wahrscheinlich, weil du dich vor ihr fürchtest. Freude ist keine Sünde, Relg, nur eine Art der Liebe, und ich glaube, die Götter billigen das auch wenn du das nicht glaubst.«
    »Du bist hoffnungslos verderbt.«
    »Möglich«, gab sie gleichgültig zu, »aber wenigstens sehe ich dem Leben ins Gesicht. Ich habe keine Angst davor, und ich versuche nicht, vor ihm davonzulaufen.«
    »Warum tust du das?« fragte er mit einer fast tragischen Stimme.
    »Warum mußt du mir überallhin folgen und mich mit deinen Augen verspotten?«
    »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte sie erstaunt. »So attraktiv bist du auch nicht. Seit wir Rak Cthol verlassen haben, bin ich Dutzenden von Männern begegnet, die mich viel mehr interessierten. Zuerst dachte ich, es sei, weil es dich nervös machte und du Angst vor mir hattest. Das hat mir Spaß gemacht, aber in der letzten Zeit ist es mehr als das. Es ergibt allerdings keinerlei Sinn. Du bist, was du bist, und ich bin, was ich bin, aber aus irgendeinem Grund möchte ich bei dir sein.«

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