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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Raum, und die drei Mädchen verstummten und konzentrieren sich wieder auf ihre Näharbeit. Grundy kletterte weiter, wenngleich er sicher war, daß niemand hier seine Anwesenheit vermutete.
    Der Prinz benahm sich also merkwürdig. Doch das, was er mit Rapunzel gemacht hatte, war überhaupt nicht merkwürdig. Offensichtlich hatte er eine bessere Frau gefunden, der er in den Hintern kneifen konnte. Grundy bekam bei dem Gedanken ganz rote Ohren und machte sich grimmig weiter ans Werk.
    Der Schacht wurde immer schmaler und endete schließlich an einem einstmals zerbrochenen Ast. Eine Tür, die so raffiniert gefertigt worden war, um das Bauminnere vorzutäuschen, öffnete sich auf ein ganzes Netzwerk von laubbedeckten Ästen.
    Grundy stand da, blickte um sich und versuchte zu entscheiden, was er als nächstes tun sollte. Noch immer war er hundemüde, und noch immer hatte er nicht die Gemächer des Prinzen ausfindig gemacht. War etwa alles umsonst gewesen?
    Er befand sich über einem Raum. Erst kauerte er sich nieder, dann legte er sich flach hin, das Laubwerk vorsichtig mit den Händen auseinanderspreizend. Die Stimmen wurden deutlicher, und nun erkannte er sie. Rapunzel und Prinz Bohrer!
    Es gelang ihm, die Blätter so anzuordnen, daß er die beiden sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Zwar schmerzte ihn die bloße Vorstellung, doch wenn Rapunzel die Aufmerksamkeiten des Prinzen zusagen sollten, dann stand sie nicht unter Zwang und es wäre Grundys Pflicht, sie gehen zu lassen. Er würde lautlos hinabsteigen, sich wieder zu Stanley gesellen und mit diesem auf Schloß Roogna zurückkehren, um seine Queste somit zu beenden. Die Tatsache, daß seine Liebe dabei verloren gehen würde, hatte mit der eigentlichen Sache ja nichts zu tun. Das würde nur einem als wichtig erscheinen, und das war er selbst. Doch er mußte fair bleiben.
    Er hoffte, daß sie den Prinzen haßte.
    Tatsächlich geschah aber im Augenblick nicht sehr viel. Offensichtlich beendeten sie gerade eine ziemlich üppige Mahlzeit. Rapunzel hatte trotz ihrer zierlichen Gestalt einen guten Appetit. Der Duft der Speisen erinnerte Grundy daran, daß er heute noch nichts gegessen hatte. Wie gerne er doch einige dieser Überreste vertilgt hätte!
    »Meine Teuere, ich mag dich«, sagte der Prinz und fuhr sich mit einer reich verzierten Serviette über den Mund. »Ich glaube, ich werde dich heiraten.«
    »Aber dich liebe ich doch gar nicht!« protestierte Rapunzel erstaunt.
    »Was hat denn Liebe damit zu tun? Ich brauche eine geeignete Gemahlin, die nicht von diesem Baum stammen darf, und ich glaube, daß du geeignet bist.«
    »Aber ich liebe einen anderen!«
    Seine Augen verengten sich. »Ach ja? Wen denn?«
    »Grundy Golem«, gestand sie.
    »Aber der ist ja noch nicht einmal von Elfenblut. Du mußt innerhalb deiner eigenen Kultur heiraten.«
    »Warum?« fragte sie in ihrer entzückenden Unschuld.
    »Weil das eben so ist. Ich werde also gleich verkünden, daß du meine Braut werden wirst, dann wird das Elfenaufgebot bestellt und in ein paar Wochen…«
    »Nein!« rief sie.
    »Du ziehst es vor, den Golem zu heiraten?« fragte er ungläubig.
    »Ja.«
    Grundys Entzücken über diese Bestätigung wurde durch Bohrers nächste Worte sofort wieder zunichte gemacht. »Dann wisse, o Damsell, daß dieser Golem im Augenblick unser Gefangener ist und daß ich ihn, wenn du nicht in unsere Verbindung einwilligst, töten lassen werde.«
    »Oh, nein!« klagte sie.
    »Oh, ja«, erwiderte er grimmig. »Willigst du nun ein, mich zu heiraten?«
    Das war zuviel für Grundy. »Nein, das tut sie nicht!« schrie er.
    »Grundy!« rief Rapunzel entzückt.
    »Wie bist du dort hinaufgekommen?« fragte Bohrer empört und außer sich vor Zorn. Er zog seine Waffe, eine Stahlstange, die wirklich sehr heimtückisch aussah. Er schritt durch den Raum und rammte den Bohrer in die Höhe um Grundy aufzuspießen.
    Rapunzel schrie. Grundy rutschte völlig überrascht von seinem Ast und stürzte durch die Decke. Doch noch im Sturz packte er den erhobenen Arm des Prinzen und hielt sich daran fest, während er versuchte, ihm die Waffe zu entreißen.
    Sofort wußte er, daß er in Schwierigkeiten war. Nicht nur, daß er immer noch äußerst müde war, der Prinz verfügte auch noch über die Elfenkraft, die hier im Laubwerk der Ulme am stärksten war. Er streckte den Arm aus, an dem Grundy hing, und packte den Golem mit der anderen Hand am Nacken. Dann riß er ihn fort, als sei er eine Lumpenpuppe – was

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